Gedanken zu Davos - Fintech wird sich 2017 aufs Neue beweisen müssen

17. Januar 2017  |  Manuela Rabener
Gedanken zu Davos - Fintech wird sich 2017 aufs Neue beweisen müssen
Scalable Capital ist Mitglied der Fintech-Delegation in Davos.
Fintechs werden im kommenden Jahr beweisen müssen, dass sie langfristig erfolgreich sein und ein Teil des Mainstreams werden können. Um den Finanzsektor dauerhaft umzukrempeln und spürbare Verbesserungen für große Teile der Weltbevölkerung zu erreichen, benötigen sie auch die Unterstützung der weltweiten Führungspersönlichkeiten, die in Davos zusammenkommen.

Wie jedes Jahr zieht es auch 2017 die globale Elite aus Wissenschaft, Unternehmertum und Politik in die Schweizer Kleinstadt Davos. Das World Economic Forum hat es in den letzten Jahrzehnten geschafft, die wichtigsten und einflussreichsten Macher und Meinungsführer anzulocken und dadurch eine Plattform für den Dialog über Themen globaler Tragweite zu schaffen. Daher freut es mich sehr, dieses Jahr als Teil der Innovate Finance-Delegation in Davos dabei sein zu können. Unter anderem werde ich dort die Chance zum Austausch mit anderen Fintech-Unternehmern über die Zukunft der Finanzbranche und neue Technologien nutzen.

Dass Fintech zu einem globalen Wirtschaftssektor wird, ist in den letzten Jahren zunehmend deutlich geworden. Über die Notwendigkeit, Finanzprodukte transparenter und durch den Einsatz von Technologie für eine deutlich größere Anzahl an Menschen zugänglich zu machen, wurde in Davos bereits mehrfach diskutiert – und es hat sich viel getan in unserer Branche. Daher stellt sich die Frage, was Fintech im Jahr 2017 leisten muss. Worauf werden sich die diesjährigen Diskussionen fokussieren?

Meiner Ansicht nach beginnt gerade ein neuer Abschnitt für die Fintech-Branche, der von zwei Herausforderungen geprägt sein wird. Zum einen geht es darum, Technologie noch besser dafür zu nutzen, differenzierte, maßgeschneiderte Produkte anzubieten, anstatt einfach traditionelle Dienstleistungen im neuen „Gewand” zu replizieren. Zum anderen geht es darum, Partnerschaften einzugehen und zu beweisen, dass Fintech-Unternehmen kommerziell erfolgreich sein und sich somit dauerhaft etablieren können. Beides ist keineswegs trivial und nicht alle neuen Ideen werden in ihrer Umsetzung mit Erfolg belohnt werden, zumal die traditionellen Akteure mittlerweile aufgewacht sind und verstanden haben, dass auch sie die Initiative ergreifen müssen, wenn sie im 21. Jahrhundert relevant bleiben wollen. Daher wird sich Fintech 2017 neu beweisen und Ausdauer zeigen müssen.

Differenzierung ist der Dreh- und Angelpunkt

Für Unternehmen, die wie Scalable Capital die traditionelle Vermögensverwaltung ins digitale Zeitalter bringen wollen, ist dies besonders zutreffend. Denn einerseits ist in den letzten Jahren einiges passiert: Bereits seit ca. vier bis fünf Jahren gibt es in den USA und nun auch hier in Europa Online-Vermögensverwalter (oft ‘Robo-Advisor’ genannt), die einen technologie-basierten Service anbieten, der niedrigere Mindestanlagesummen und Kosten ermöglicht. Andererseits versuchte kaum einer der „Angreifer” bisher, auch das Herzstück der Dienstleistung, nämlich den Anlageprozess selbst, durch den konsequenten Einsatz quantitativer Methoden und moderner Technologie zu verbessern. Erstmals gibt es aber nun eine kleine Gruppe neuer Anbieter, die Technologie nicht nur zur Prozessoptimierung, sondern auch zur Optimierung der Portfolioallokation und -überwachung nutzen. Statt Privatanlegern alten Wein in neuen Schläuchen zu verkaufen, wird ihnen dadurch erstmals Zugang zu einer Vermögensverwaltung gegeben, die in dieser Qualität bisher nur für institutionelle Großanleger zugänglich war.

Technologiebasierte Unternehmen können ihren Klienten einen personalisierten Service bieten – und das zu einem Bruchteil der Kosten. Bei Scalable Capital nutzen wir die Leistungsstärke und Kosteneffizienz der Cloud, um jedes Klientenportfolio individuell zu verwalten, passend zu einem granularen Risikoprofil. Die Annahme, dass jeder Klient in eine von drei Standardkategorien passt, war noch nie zutreffend und ist heutzutage zudem operativ überflüssig geworden. Übermäßige Standardisierung führt zu spürbaren Nachteilen bei einem so individuellen Thema wie der Geldanlage. Kundenindividuelle Massenproduktion (Stichwort ‘Mass Customisation’) ist in anderen Branchen, wie zum Beispiel der Automobilindustrie, bereits seit über einem Jahrzehnt möglich. Es ist höchste Zeit, dass sie nun auch den Finanzsektor erreicht.

Traditionelle Finanzdienstleister versuchen vermehrt, auf den zunehmenden Wettbewerb durch Online-Vermögensverwalter zu reagieren und ihre eigenen, wenn auch oft eher simplistischen, Robo-Advice-Plattformen auf den Markt zu bringen. Für Start-ups, die lediglich einen herkömmlichen Service ins Internet bringen und günstiger anbieten, dürfte es 2017 daher schwerer werden, sich am Markt zu behaupten. Für jene neuen Anbieter, die einen wirklich innovativen Service anbieten, der moderne Technologie systematisch für die Portfoliooptimierung einsetzt, dürfte das Gegenteil der Fall sein. Denn ihre Prozesse und Ressourcen sind deutlich schwieriger zu replizieren; sie zu kopieren erfordert eine radikale Abkehr von herkömmlichen Denkmustern bei der Portfoliozusammenstellung und somit auch andere Mitarbeiterkompetenzen. Es bedarf eines tiefgreifenden Wandels statt einer neuen Website. Daher könnte das neue Jahr für Innovationsführer einen weiteren Wachstumsschub bringen, beispielsweise durch Kooperationen mit globalen Finanzinstitutionen, die Millionen von Kunden in eine Zusammenarbeit einbringen können.

2017: Das Jahr, in dem Fintech Mainstream wird

Im kommenden Jahr wird Fintech wohl auch durch solche Kooperationen noch stärker in den Medien präsent werden. Je mehr über die Branche diskutiert und berichtet wird, umso mehr werden Fintechs von potenziellen Kunden wahrgenommen. Gleichzeitig steigt das Vertrauen der Verbraucher, beispielsweise ihr Geld bei neuen, technologiebasierten Anbietern zu investieren. Scalable Capital kann diesen Effekt bereits spüren, denn innerhalb von weniger als einem Jahr wuchs das von uns verwaltete Vermögen auf über 100 Millionen Euro an, und ein Abflachen unserer Wachstumsrate ist nicht in Sicht.

Mit der zunehmenden Relevanz und dem Einfluss von Fintech-Unternehmen geht aber auch eine große Verantwortung einher. Wir sind Teil der in Davos diskutierten „vierten industriellen Revolution”: digitale und technologiebasierte Dienstleistungen spielen eine immer wichtigere Rolle in unserem Alltag und ermöglichen einerseits einer größeren Anzahl von Menschen die Nutzung ehemals exklusiver Dienste, führen andererseits aber zu massiven Umwälzungen am Arbeitsmarkt. Als neuer Sektor versuchen wir, die Finanzbranche zum Besseren zu verändern, benötigen aber starke Führungspersönlichkeiten, um diese Zielvorgabe erfolgreich umzusetzen. Im Sinne des diesjährigen Mottos des World Economic Forum, „Responsive and Responsible Leadership”, benötigt auch unser Sektor die Unterstützung der etablierten Eliten, um nachhaltig und auf globaler Ebene positive Veränderungen herbeizuführen.

Risikohinweis – Die Kapitalanlage ist mit Risiken verbunden und kann zum Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Weder vergangene Wertentwicklungen noch Prognosen haben eine verlässliche Aussagekraft über zukünftige Wertentwicklungen. Wir erbringen keine Anlage-, Rechts- und/oder Steuerberatung. Sollte diese Website Informationen über den Kapitalmarkt, Finanzinstrumente und/oder sonstige für die Kapitalanlage relevante Themen enthalten, so dienen diese Informationen ausschließlich der allgemeinen Erläuterung der von Unternehmen unserer Unternehmensgruppe erbrachten Wertpapierdienstleistungen. Bitte lesen Sie auch unsere Risikohinweise und Nutzungsbedingungen.

 

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Manuela Rabener
CHIEF MARKETING OFFICER (Ehemals)
Manuela bringt sowohl Finanzmarktexpertise als auch mehrere Jahre Erfahrung in der Gründung und dem Aufbau von e-Commerce-Startups ein. Als Gründerin und CEO von Westwing.ru baute sie die Seite in 3 Jahren zum Marktführer im Bereich Home & Living in Russland & Kasachstan aus. Davor arbeitete sie für über 7 Jahre bei McKinsey & Company in New York, Dubai, München und Köln und beriet dort sowohl Kunden im Bereich Private Equity und Konsumgüter zu strategischen Themen, als auch Banken zum Thema Risikomanagement. Manuela studierte an den Universitäten Frankfurt und Lyon BWL mit einer Spezialisierung auf Bankwirtschaft und Finanzderivate. Sie promovierte zudem im Bereich Wirtschaftswissenschaften an der European Business School in Oestrich-Winkel.