Bits & Pieces
Edition #241 | 08.08.2025
Meistgehandelt | Märkte und Makro | Christian W. Röhl | Chart der Woche | Palantir | ETFs im Fokus
Was meinen Sie, wer ist (fast) genauso reich wie Elon Musk? Hier erfahren Sie, wer seine heißesten Verfolger sind. Hitzig reagierte Trump auf schlechte Arbeitsmarktzahlen und feuerte kurzerhand eine leitende Statistikerin. Ganz heiß sind beim alteingesessenen Energiekonzern RWE gerade grüne Energien. In diesem Sinne, genießen Sie unsere sizzling hot news aus der Börsenwelt.
Hinweis: Die Angaben beziehen sich auf das Verhältnis von Käufen und Verkäufen der 100 meistgehandelten Aktien im Scalable Broker zwischen dem 01.08.2025 und 08.08.2025.
Achtung, Hochspannung!
Beim Energiekonzern RWE dachte man lange an rauchende Schornsteine, nicht an einen der weltweit führenden Akteure im Bereich Offshore-Windenergie. Faktisch aber hat sich der Konzern in den vergangenen Jahren stark gewandelt: RWE hat sich von weiten Teilen des klassischen Stromgeschäfts getrennt und massiv in erneuerbare Energien investiert. Das Unternehmen gehört heute zu den größten Betreibern von Windparks (onshore und offshore) und Solaranlagen in Europa.
Treibende Kraft: CEO Markus Krebber arbeitet schon lange an der Neuausrichtung auf erneuerbare Energien und war 2018 einer der zentralen Figuren beim Deal mit dem Netzbetreiber E.ON: Der Wettbewerber übernahm die Marke innogy sowie das Stromnetz- und Vertriebsgeschäft. Im Gegenzug übernahm RWE die Sparte der erneuerbaren Energien von innogy und E.ON. Krebbers Vertrag beim Stromerzeuger wurde im Juli frühzeitig um weitere fünf Jahre erweitert, er bleibt bis 2031 CEO.
RWE investiert weiter kräftig in den Ausbau der Sparte. Erst im vergangenen Jahr wurden 120 neue Windräder bei Nordex bestellt. Und vor Kurzem ging RWE eine Kooperation mit dem britischen Offshore-Windkraftbetreiber North Star ein und charterte zwei hochmoderne Serviceschiffe. Diese sind künftig für die Wartung und Instandhaltung von Windparks in der Nordsee zuständig.
Das Aktienrückkaufprogramm aus dem Jahr 2024 wird zudem fortgesetzt. In der zweiten Tranche wurden seit dem 2. Juni bereits über drei Millionen Aktien zurückgekauft. Anlegerinnen und Anleger dürfen gespannt sein: Am 14. August präsentiert RWE die Ergebnisse des ersten Halbjahres 2025.
Zins- und Zollfront
„You’re fired!“ Mit diesem Spruch wurde Donald Trump in seiner Reality-TV-Show „The Apprentice“ berühmt. Vergangene Woche setzte er, in alter Manier, die Chefin des Amts für Arbeitsmarktstatistik Erika McEntarfer vor die Tür. Der Grund: Die Behörde hatte schwache Arbeitsmarktzahlen für Juli gemeldet und die Zahlen für Juni und Mai nachträglich um insgesamt 258.000 Jobs nach unten korrigiert – die größte Korrektur seit Jahrzehnten.
Mit Jerome Powell ist Trump ebenfalls unzufrieden. Abberufen hat er den US-Notenbankchef aber noch nicht – es ist auch unklar, ob er das überhaupt könnte. Das Casting um Powells Nachfolge hat jedoch bereits begonnen, selbst wenn seine Amtszeit offiziell erst im Mai 2026 endet. Derzeit sind laut Trump vier Kandidaten im Rennen. Der derzeitige Finanzminister Scott Bessent, lange Zeit heißer Kandidat für die Stelle, soll jedoch kein Interesse gezeigt haben. „Ich liebe Scott, aber er möchte bleiben, wo er ist“, sagte Trump gegenüber CNBC.
Die wichtigste „Qualifikation“ für den Job: Trump wünscht sich eine Fed-Spitze, die genauso wild auf niedrige Leitzinsen und einen schwachen US-Dollar ist, wie er selbst. So soll die US-Wirtschaft wettbewerbsfähiger werden und gleichzeitig der Druck auf den Staatshaushalt sinken. Fallende Leitzinsen führen in der Regel nämlich auch zu niedrigeren Zinsen bei der Neuverschuldung.
Im September dürfte die Fed dem Wunsch Trumps 0,25 Prozentpunkte entgegenkommen: Die Märkte rechnen derzeit fest mit einer Leitzinssenkung auf der nächsten Notenbanksitzung. Der Grund: die eingangs erwähnten schlechten Arbeitsmarktzahlen. Die Fed hat nämlich auch den Auftrag, die Arbeitslosigkeit in den USA unter Kontrolle zu halten. Für die Aktienmärkte ist die Aussicht auf niedrigere Leitzinsen ein bullisches Signal – egal unter welcher Fed-Führung.
An der Zollfront kehrt derweil keine Ruhe ein: Die Importzölle auf indische Güter hat Trump diese Woche auf 50 % verdoppelt, was Unternehmen wie Apple unter Druck setzt, die seinen China-Zöllen mit Fabriken in Indien entgehen wollten. Chip-Unternehmen ohne Fertigung in den USA sollen künftig 100 % Zoll verkraften müssen.
Das Ende der Magnificent 7!?
Gut zwei Jahre ist es her, dass die Bank of America den Western-Klassiker „Die glorreichen Sieben“ bemüht hat, um die Marktmacht der großen US-Technologiekonzerne zu illustrieren – in der Realwirtschaft wie an der Börse. Doch nun ist die Ära der „Magnificent 7“ vorbei – sagt zumindest der US-Vermögensverwalter Dec Mullarkey und schrumpft das Septett zu einem Dreigestirn der Künstlichen Intelligenz: NVIDIA, Microsoft und Meta Platforms.
Tatsächlich haben die Aktien dieser „AI Trinity“ aus Chip-Dominator, Cloud-Riese und Social Media-Gigant 2025 auf Dollar-Basis bislang zwischen 25 % und 35 % zugelegt – während Alphabet und Amazon an der Nulllinie hängen und Apple und Tesla sogar zweistellig im Minus sind. Abschreiben muss man diese Tech-Titanen deshalb freilich noch lange nicht. So wird die Google-Suche zwar womöglich durch KI disruptiert (auch wenn davon in den jüngsten Zahlen nichts zu sehen war), aber in Alphabet stecken eben auch Gemini, Youtube und der Robotaxi-Pionier Waymo. Amazon ist mit AWS nicht nur der führende Cloud-Anbieter, sondern profitiert im E-Commerce und bei der Logistik schon jetzt immens von KI und Robotik. Apple wiederum hält sich mit KI-Investitionen zurück, baut konsequent das Service-Geschäft aus und scheffelt weiter Free Cash Flows von über 20 Mrd. $ pro Quartal. Und bei Tesla kann und muss Elon Musk nach seinem Ausflug in die Politik nun zeigen, dass die Firma mehr ist als ein überbewerteter Autohersteller.
Gleichzeitig kreiert der KI-Boom neue Highflyer. Der Halbleiter-Hersteller Broadcom ist inzwischen ebenfalls Börsen-Billionär, Oracle transformiert sich vom Datenbank-Spezialisten zum Hyperscaler und im Software-Sektor starten neben Neu-Hypies wie Palantir auch vermeintliche Dinosaurier wie SAP und IBM durch. Gleichwohl werden die hohen Investitionen der Unternehmen und die ambitionierten Bewertungen der Aktien sich selbst auf lange Sicht nicht in jedem Fall rechnen. Lassen wir uns deshalb nicht von allzu simplen Narrativen treiben und schauen lieber auf uns selbst: Trauen wir uns zu, die (KI-)Gewinner von morgen zu antizipieren? Wenn ja, viel Erfolg dabei – und wenn nicht: In breiten Indizes und ETFs sind nicht nur drei oder sieben drin, sondern alle.
Was kostet die Welt?
Die 10 reichsten Menschen der Welt

Quelle: Bloomberg Billionaires Index, Stand: 3. August 2025
Oracle-Gründer Larry Ellison ist nun der zweitreichste Mensch der Welt, direkt hinter Elon Musk. Seit Anfang des Jahres ist Ellisons Vermögen um über 110 Mrd. $ angewachsen. Grund dafür ist der KI-Boom und der dadurch ausgelöste Kursanstieg der Oracle-Aktie. Ellison hält immer noch über 40 % des Unternehmens.
Nicht mehr unter den Top 10 zu finden ist Microsoft-Gründer und Philanthrop Bill Gates. Nachdem er im Mai angekündigt hatte, in 20 Jahren fast sein gesamtes Vermögen über die Bill und Melinda Gates Foundation spenden zu wollen, wurde sein Reichtum neu bewertet. Er macht Platz für einen alten Bekannten: Steve Ballmer. Der ehemalige CEO von Microsoft hatte dabei Glück im Unglück: Obwohl er 2014 bei Microsoft in Ungnade gefallen war, hat er seine Aktien behalten und darf sich nun ebenso wie Larry Ellison am KI-Hype erfreuen.
Ein großer Gewinner ist in diesem Jahr auch Jensen Huang. Mit einem Unternehmenswert von über 4 Bio. $ hat NVIDIA Anfang Juli nicht nur einen historischen Meilenstein erreicht, es ist nun auch das wertvollste Unternehmen der Welt. Und als Geschäftsführer und Mitgründer hat Huang es auf Platz 9 der Top 10 des Bloomberg Billionaires Index geschafft.
Vision oder Wahnsinn
Aus den Schatten der Geheimdienstwelt in das Rampenlicht der Wall Street. Eine Geschichte, wie sie einem James-Bond-Film entspringen könnte. Palantirs Programme werden von Militär, Regierungsbehörden, Finanz- und Pharmaunternehmen zur Effizienzsteigerung, Integration von KI und Terrorbekämpfung verwendet. Auch in Deutschland arbeiten einzelne Landespolizeien seit 2017 mit Palantir-Software. Dazu werden riesige Datenmengen verknüpft und maßgeschneiderte Lösungen entwickelt.
Fundamental: Im zweiten Quartal 2025 erzielte Palantir erstmals einen Umsatz von über 1 Mrd. $ – 48 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Getrieben wurde das Wachstum durch die exponentielle Nachfrage nach der AIP (Artificial Intelligence Plattform), die Unternehmen die operative Nutzung von KI ermöglicht. Gleichzeitig präsentiert Palantir eine nahezu beispiellose Effizienz mit einer „Rule of 40“ von 94 %. Die Rule of 40 ist eine Kennzahl, die speziell zur Einschätzung der Effizienz von Softwareunternehmen herangezogen wird. Werte von 50-60 % gelten bereits als herausragend. Außerdem sitzt Palantir auf einem riesigen Berg Cash: Der Bestand an Bargeld und US-Staatsanleihen betrug Ende Juni 6 Mrd. $ und das ohne langfristige Schulden.
Technisch: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 600 ist kaum noch einzuordnen und deutet auf sehr hohe Erwartungen an das zukünftige Wachstum hin. Sollte Palantir einmal nicht die erhofften Zahlen berichten, könnte der Aktienkurs schnell in eine Abwärtsspirale geraten. Mit einer Kurssteigerung von 1.684 % innerhalb der vergangenen knapp fünf Jahren wird deutlich, dass Palantir hoch geflogen ist und dementsprechend auch tief fallen könnte.
Wenn es auf die Technik ankommt
Weit verbreitet, oft getradet: Der Nasdaq-100 ist ein Aktienindex der Börse Nasdaq. Er enthält die gemessen an der Marktkapitalisierung größten Nicht-Finanzunternehmen. Sein Manko: er bildet nur die am Börsenplatz Nasdaq gelisteten Unternehmen ab. Branchenriesen wie die Softwareunternehmen Oracle (Marktkapitalisierung: 720,3 Mrd. $) oder Salesforce (238,2 Mrd. $) würden der Größe entsprechend im Nasdaq-100 zu den Top-Werten gehören, sind aber nicht an der Nasdaq, sondern an der New York Stock Exchange (NYSE) gelistet.
Sie wollen Tech pur? Dem kommt der iShares S&P 500 Information Technology Sector näher. Dieser ETF legt den Fokus auf den US-Informationstechnologie-Sektor, hat nur eine Gesamtkostenquote von 0,15 % jährlich und schlug den Nasdaq-100-Index in den vergangenen fünf Jahren mit einer Gesamtperformance von +175,5 %.
Eine breitere Aufstellung mit Titeln aus den Industrieländern bietet der Xtrackers MSCI World Information Technology. Mit vertreten sind Highperformer wie ASML, die aus der Halbleiterproduktion nicht wegzudenken sind, oder der Softwarekonzern SAP, der den 7. Rang unter den am höchsten gewichteten Aktien im ETF einnimmt. Auch Japan ist mit Unternehmen wie Canon oder FujiFilm dabei. Die Gesamtkostenquote des ETFs beträgt 0,25 % pro Jahr.
Produkt-Highlight
Bitte ein Bitcoin
BlackRock hat in den vergangenen Jahren einen Wandel im Umgang mit digitalen Assets vollzogen: Was einst mit Skepsis betrachtet wurde, ist heute ein strategischer Baustein für viele Portfolios. Allen voran Bitcoin konnte sich mit seiner Performance am Markt etablieren.
Und um Anlegerinnen und Anlegern die Möglichkeit zu eröffnen, an der Wertentwicklung dieser Kryptowährung teilzuhaben, hat BlackRock den iShares Bitcoin ETP (IB1T) aufgelegt. Seit März 2025 bietet er die Möglichkeit, bequem in Bitcoin zu investieren, ohne sich mit den komplexen Vorgängen der Eigenverwahrung sowie mit Wallets oder Kryptobörsen auseinandersetzen zu müssen. Das Produkt ist physisch besichert, reguliert und börsengehandelt – mit täglicher Bewertung und Verwahrung durch Coinbase in vom Internet abgeschnittenen Cold-Wallets.
Aber Komfort muss nicht teuer sein: Mit einer Gesamtkostenquote von 0,15 % pro Jahr ist der IB1T hierzulande der derzeit günstigste Bitcoin-ETP am Markt. Kryptowährungen bergen hohe Risiken.
Quellen: Scalable and dpa-AFX