Edition #214 | 31.01.2025
Puma | Märkte und Makro | Christian W. Röhl | Cloud-Software | ETFs im Fokus |
Wer sich von unserem Chief Economist Christian W. Röhl Wissen und Inspiration erhofft, findet in dieser Ausgabe gleich eine Fülle an Ideen – und das auf allen Kanälen: hier im Newsletter mit seiner Kolumne, in einem neuen Blogartikel, auf YouTube und auf allen Audio-Plattformen. Außerdem diese Woche dabei: SAP und Puma, zwei deutsche Aktienunternehmen mit völlig unterschiedlichen Herausforderungen. Letztlich: Mit welchen ETFs bekommen Sie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus aller Welt in Ihr Portfolio?
Der deutsche Sportartikelhersteller Puma hat im Schlussquartal 2024 mehr verdient als im Vorjahresviertel und dennoch die Markterwartungen verfehlt. Der operative Gewinn stieg im Jahresvergleich von 94 Mio. € auf 109 Mio. €. Analystinnen und Analysten gingen im Schnitt von einem Gewinn in Höhe von 131 Mio. € aus. In der vergangenen Woche erfolgte ein starker Kursrutsch, der womöglich eine günstige Kaufgelegenheit bot.
Puma möchte mit einem Effizienzprogramm Kosten sparen und 2025 wieder schneller wachsen. Im Gesamtjahr 2024 steigerte Puma den Umsatz um lediglich 2,5 % auf 8,8 Mrd. €. Die operative Umsatzrendite (EBIT-Marge) soll bis 2027 von zuletzt 7,1 auf 8,5 % steigen. Doch auch das enttäuschte den Markt, denn eigentlich hatte Puma schon für das Jahr 2025 eine EBIT-Marge von 8,0 bis 8,5 % in Aussicht gestellt. Langfristig peilt Puma eine EBIT-Marge von 10 % an, wie sie der deutsche Wettbewerber Adidas bereits im kommenden Jahr erreichen will. Die ausführlichen Zahlen sowie den Ausblick für 2025 will Puma am 12. März veröffentlichen.
We’re done following. It’s time to lead.
DeepSeeks CEO Liang Wenfeng formuliert die Ansprüche seines Unternehmens und Chinas, im Bereich KI die großen US-Unternehmen zu überflügeln.
Am Montag herrschte Nervosität an der Wall Street. Der US-Leitindex S&P 500 rutschte vorübergehend mehr als 2 % ins Minus. Der Auslöser: DeepSeek. Das effiziente KI-Modell aus China soll gerade einmal 6 Mio. $ gekostet haben, kann aber mit den um ein Vielfaches teureren Modellen von OpenAI, Meta oder Alphabet locker mithalten. Effizientere KI-Modelle könnten womöglich auch die Nachfrage nach High-Tech-Chips von Nvidia, AMD oder Broadcom drosseln. Die Kurse der US-Chip-Konzerne fielen und mit ihnen der breite US-Aktienmarkt.
Platzt die KI-Blase jetzt? Peter Oppenheimer, Chefaktienstratege der US-Großbank Goldman Sachs, glaubt nicht an den Beginn eines Bärenmarkts. Im Interview mit dem „Handelsblatt“ warnt er zwar vor stärkeren Schwankungen und weiteren Kurskorrekturen an den Börsen, Abschläge von 20 % oder mehr hält er aber derzeit für unwahrscheinlich.
Was stützt die Kurse? Während die Chip-Branche fiel, konnten defensivere Werte wie die US-Ölkonzerne Exxon Mobil und Chevron zeitweise deutlich zulegen. Das könnte eine sogenannte Sektorrotation andeuten, in der Anlegerinnen und Anleger aus zukunftsträchtigen Wachstumsaktien zunehmend in Value-Werte umschichten. Unter anderem legten auch die Kurse der deutschen Autobauer zu. Gemeinsam mit dem Kursplus beim wertvollsten deutschen Konzern SAP hievten sie den deutschen Leitindex DAX am Donnerstag im Tagesverlauf auf ein neues Allzeithoch bei 26.732 Punkten.
Schützenhilfe gab es von der Europäischen Zentralbank (EZB), die ihre Leitzinsen am Donnerstag wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte senkte. Der für den Zinssatz auf dem Tagesgeldkonto entscheidende Einlagenzins fiel auf 2,75 %. Niedrigere Zinsen machen Aktien gegenüber Anleihen tendenziell attraktiver. Die EZB wagte diesen Schritt, obwohl sich die Inflationsrate im Euroraum im Dezember mit 2,4 % wieder leicht vom Inflationsziel 2 % entfernt hatte.
In den USA wartet man hingegen ab. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat ihren Leitzins am Mittwoch unverändert in der Spanne von 4,25 bis 4,5 % belassen. Und das, obwohl US-Präsident Donald Trump bereits auf weitere Zinssenkungen drängt. Der Haken: Die Inflationsrate in den USA ist den dritten Monat in Folge gestiegen. Im Dezember lag sie bei 2,9 %, deutlich oberhalb des Niveaus in Europa und weit entfernt vom Fed-Ziel von 2 %.
Schwarzer Montag für die performanceverwöhnten Aktionärinnen und Aktionäre der Hardware-Hersteller, die in den letzten zweieinhalb Jahren den Börsen-Boom rund um künstliche Intelligenz (KI) angetrieben haben: Das chinesische Startup DeepSeek hat eine auf den ersten Blick ziemlich leistungsfähige KI-App lanciert, die angeblich mit einem Bruchteil der Chips auskommt, mit denen vor allem Nvidia margenträchtige Milliardenumsätze macht. Der Börsenwert des Halbleiter-Highflyers rauschte daraufhin um 18 % oder knapp 600 Mrd. $ ab; auch Broadcom und Taiwan Semiconductor kamen prozentual zweistellig unter die Räder.
Wie gut DeepSeek tatsächlich ist, ob die Entwicklungskosten wirklich nur bei 6 Mio. $ lagen und inwieweit China trotz der Handelsbeschränkungen für westliche Hochtechnologie die KI-Dominanz der USA substanziell angreifen kann, wird sich erst noch zeigen. Nicht auszuschließen ist aber, dass der KI-Hype in diesen Tagen in eine neue Phase eintritt: Falls Rechenleistung doch nicht so lange so knapp und teuer bleibt wie bislang gedacht, sollte das die Marktdurchdringung beschleunigen – so dass sich die Wertschöpfung, die sich bislang vor allem auf die Hardware-Hersteller konzentrierte, in Richtung der Anwendungen verschiebt.
Die Börse scheint das bereits zu antizipieren. Denn während Nvidia & Co. zurechtgestutzt wurden, standen bei den Plattform-Giganten Apple, Meta und Amazon sogar Kursgewinne zu Buche, genau wie beim Consulting-Riesen Accenture oder zahlreichen spezialisierten Software- und Cloud-Aktien. Und Diversifikation entlang der KI-Wertschöpfungskette sollte sich auch langfristig auszahlen – wobei aus der Perspektive passiv Investierender noch hinzukommt: Künstliche Intelligenz wird Wirtschaft und Gesellschaft so nachhaltig beeinflussen und umwälzen, dass auch ein breit gestreuter Weltportfolio-ETF in letzter Konsequenz ein KI-Investment ist.
Video
Wir haben gestern Abend live die Quartalszahlen von Apple, Mastercard und Visa unter die Lupe genommen – und haben uns direkt Ihren Fragen gestellt. Was sonst noch so von OAWS-Host Noah Leidinger, unserem Chief Economist Christian W. Röhl und Scalable-Editor Alexander Langer besprochen wurde, erfahren Sie hier auf YouTube.
Der deutsche Softwarekonzern SAP ist mittlerweile einsame Spitze im DAX. Mit über 300 Mrd. € Marktkapitalisierung ist er ungefähr doppelt so viel wert wie die Nummer zwei im deutschen Leitindex, der Elektronik-Mischkonzern Siemens. Auch die Bewertung ist mittlerweile eine Klasse für sich: Derzeit beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von SAP 98. Das bedeutet, dass der Börsenwert von SAP dem 98-Fachen des derzeitigen Jahresnettogewinns entspricht. Das ist auch für ein Softwareunternehmen ungewöhnlich hoch. In den vergangenen zehn Jahren lag das durchschnittliche KGV von SAP nur bei knapp 32.
Ist diese Bewertung übertrieben? Womöglich nicht. Der US-amerikanische Wettbewerber Salesforce ist beispielsweise mit einem KGV von 58 deutlich niedriger bewertet, aber bietet seine Produktpalette bereits heute als Cloud-Service an. SAP hingegen steckt noch immer mitten in der Transformation hin zu einem cloudbasierten Unternehmen. Und diese Wandlung verspricht viel Wachstum.
Im vergangenen Jahr stieg der Gesamtumsatz von SAP um 10 % auf 34,2 Mrd. €. Die Cloud-Sparte legte sogar um ein Viertel auf 17,1 Mrd. € zu – stärker als erwartet. Und die Nachfrage reißt nicht ab. Ende 2024 lagen Cloud-Aufträge im Gegenwert von 18,1 Mrd. € vor – fast ein Drittel mehr als Ende 2023. Insgesamt hat SAP 63,3 Mrd. € an Aufträgen in seinen Büchern.
Und das Wachstum dürfte weitergehen. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet SAP mit 26 bis 28 % mehr Umsatz im Cloud-Geschäft. Gleichzeitig werde laut SAP auch die Profitabilität steigen. Möglich machen soll das unter anderem der verstärkte Einsatz von KI im Unternehmen. Das bereinigte Betriebsergebnis soll sich um 26 bis 30 % verbessern. Sollte der Plan aufgehen, könnte SAP in den kommenden Jahren also in seine derzeit hohe Bewertung hineinwachsen.
Deutschlandweit arbeitet mehr als die Hälfte aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Gestiegene Energiepreise, ein Mangel an Fachkräften und Auszubildenden sowie politische Unsicherheiten haben das Rückgrat der deutschen Wirtschaft zuletzt aber ordentlich gekrümmt. Das von der KfW-Bank und dem ifo-Institut erhobene Mittelstandsbarometer, das die Stimmung der KMU abbildet, fiel im Dezember mit -22,1 Punkten auf den niedrigsten Wert seit dem Corona-Crash 2020.
Könnte sich die Stimmung ändern? Ja, denn der deutsche und europäische Mittelstand ist stark exportorientiert. Sollte die Wirtschaft in anderen Weltgegenden wie den USA oder China wieder anziehen, dürften auch die KMU in Europa davon profitieren.
Hongkong, Indien, Singapur, Südkorea, Taiwan und natürlich der Exportweltmeister China gehörten 2023 ebenfalls zu den 20 exportstärksten Ländern der Welt. Auch in diesen ostasiatischen Ländern spielen kleine und mittlere Unternehmen eine große Rolle. In China beispielsweise sind – ähnlich wie in Deutschland – mehr als 90 % aller Betriebe KMU.
Die US-amerikanische Wirtschaft ist anders aufgestellt. Aber auch hier ist für kleine börsennotierte Unternehmen (Small Caps) Luft nach oben, da sie voraussichtlich stark von der America-First-Politik von US-Präsident Donald Trump profitieren dürften. Im November nach Trumps Wahlsieg war der US-Nebenwerteindex Russell 2000 auf ein neues Allzeithoch bei 2.466 Punkten geklettert.
Quelle: Investment Strategy Group, Datastream. Stand Dezember 2024
Geldmeisterschaft
Wo auf der Welt tummeln sich die meisten Tech-Unternehmen mit Nettoeinnahmen von über 1 Mrd. $? Natürlich in den USA mit sage und schreibe 48 Vertretern. Bei genauerem Hinsehen dürfte dabei die US-Westküste einen spektakulären Vorsprung vor dem Rest des Landes einfahren. Auf den Plätzen dahinter wird es allerdings spannend: Japan führt leicht vor der Eurozone, gefolgt von China, das schon seit Längerem außergewöhnlich ehrgeizige Ziele im Bereich Tech und KI formuliert hat – und neulich mit DeepSeek weltweit für eine echte Überraschung sorgen konnte. In Europa kommen Deutschland und Frankreich auf je zwei Vertreter: hierzulande SAP und Infineon, jenseits der Grenze Dassault Systèmes und Capgemini.
Dass das Kräfteverhältnis im Tech-Bereich auch in Zukunft auf Seiten der USA bleibt und China eine viel tragendere Rolle spielen wird als jetzt, dürfte als recht wahrscheinlich gelten: Den hohen Gewinnen stehen enorme Ausgaben in Forschung und Entwicklung entgegen, die in beiden Ländern getätigt werden – in den USA mit über 800 Mrd. $ übrigens fast doppelt so viel wie im zweitplatzierten China. Und vielleicht wird Japan in einer zukünftigen Ausgabe dieser Studie seinen Rang zumindest halten können: Nirgends auf der Welt werden jährlich so viele Patente angemeldet wie zwischen Fukuoka und Sapporo.
Ist Bitcoin das neue Gold oder nur eine digitale Tulpenzwiebel? In der dritten Folge von Asset Class tauchen Christian W. Röhl und Portfoliomanager Ha Duong von BIT Capital in die Welt der Krypto-Assets ein.
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Quellen: Scalable and dpa-AFX