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Emotionen haben an der Börse angeblich keinen Platz – dabei ist diese Woche für jedes Temperament etwas dabei: Da ist Pop Mart mit den plüschigen Labubus, deren Aktie erst durch die Decke schoss und sich jetzt wieder auf Kuschelkurs befindet; ein ungewöhnlich entschlossener Donald Trump, der mit dem GENIUS Act für Stabilität und Regulierung bei Stablecoins eintritt; und nicht zuletzt bewegte der Abschied von Rocklegende Ozzy Osbourne sogar die sonst so abgeklärten Händler auf dem Parkett der NYSE.


Meistgehandelt

Hinweis: Die Angaben beziehen sich auf das Verhältnis von Käufen und Verkäufen der 100 meistgehandelten Aktien im Scalable Broker zwischen dem 18.07.2025 und 24.07.2025.

Gute Laborwerte

Kommt die Wende? Der US-Mischkonzern Danaher hat im zweiten Quartal einen Umsatzanstieg von 3 % verzeichnet und die Erwartungen der Analysten an den Gewinn pro Aktie (EPS) übertroffen. Statt der prognostizierten 1,64 $ erreichte das Unternehmen 1,80 $ je Aktie. Besonders die Biotechnologie-Sparte konnte mit einem Wachstum von 8 % im Vergleich zum Vorjahresquartal glänzen. Trotz dieses positiven Quartalsergebnisses hat das Unternehmen seine EPS-Prognose für das aktuelle Jahr nur mikroskopisch angehoben.

Auf Fünfjahressicht sind Anlegerinnen und Anleger mit Danaher noch immer rund 15 % im Plus, aber seit Januar kennt die Aktie fast ausschließlich eine Richtung: abwärts. Für Verunsicherung könnte auch der Abschied des langjährigen Finanzvorstands (CFO) Matthew McGrew sorgen, der seinen Posten im kommenden Jahr an Matthew Gugino abgeben wird. McGrew spielte unter anderem bei der Übernahme von Cytiva eine Schlüsselrolle und manövrierte das Unternehmen durch die COVID-19-Pandemie.

Zacks Investment Research stuft das Unternehmen als Wachstumsaktie ein. Im Scalable Broker empfehlen 93 % der Analysehäuser die Aktie von Danaher zum Kauf. An positiven Impulsen im Gesundheitssektor mangelt es derzeit nicht: Das klinische Forschungsunternehmen Medpace beispielsweise konnte nach der Veröffentlichung seiner Q2-Zahlen einen heftigen Kurssprung von 55 % verzeichnen.


Märkte & Makro

Abgemacht

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hat ihren bis dato wichtigsten Handelsdeal geschlossen: Japan und die USA werden in Zukunft wechselseitig Importzölle von 15 % erheben – ursprünglich waren 25 % im Gespräch. Die Erleichterung an den Aktienmärkten sorgte diese Woche für ein Plus von zwischenzeitlich über 5 % beim japanischen Leitindex Nikkei 225. Autokonzerne wie Toyota, Honda oder Nissan atmen auf: Von Sonderzöllen für die bedeutende japanische Automobilindustrie ist keine Rede mehr. Stattdessen soll Japan 550 Mrd. $ in die USA investieren. Das Geld dürfte hauptsächlich in US-Standorte von japanischen Unternehmen aus der Chip- sowie der Pharmabranche fließen.

Für Europas Wirtschaft und insbesondere die Automobilindustrie ist der Japan-Deal ein gutes Zeichen. Derzeit verhandelt die EU unter Hochdruck mit der Trump-Administration, um die allgemeinen Strafzölle in Höhe von 30 %, die ab August auf EU-Güter drohen, abzuwenden. EU-Unterhändler halten einen ähnlichen Deal wie mit Japan für erreichbar. Und mit 15 % könne man leben, sagte Ulrich Kater, der Chefvolkswirt der Dekabank im Deutschlandfunk-Interview.

Geldpolitik: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins nach sieben Zinssenkungen in Folge am Donnerstag unverändert gelassen. Nachdem die Inflationsrate in der Eurozone in den vergangenen beiden Monaten auf bzw. unter dem Inflationsziel von 2 % lag, besteht auch kaum Handlungsbedarf durch die Notenbanker. Lediglich die Stärke des Euro gegenüber dem US-Dollar dürfte der EZB langsam Sorgen bereiten. Seit Jahresbeginn hat der Euro gegenüber der US-Währung um mehr als 13 % aufgewertet, was Europas Exportgüter in den USA zunehmend verteuert.

Berichtssaison: Zwei der glorreichen Sieben haben diese Woche Quartalszahlen vorgelegt. Der große Gewinner: Alphabet. Die Google-Mutter konnte mit ihrem robusten Suchmaschinengeschäft angeben, das bisher nicht unter dem Siegeszug von KI-Chatbots wie ChatGPT leidet. Die Umsätze im wichtigen Anzeigengeschäft wuchsen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 10 % auf 71,3 Mrd. $. Das Haar in der Suppe: Alphabet hat allein im zweiten Quartal Investitionen in Höhe von 22,4 Mrd. $ getätigt – unter anderem, um beim Thema KI weiter vorne mitzuspielen. Die Märkte hatten mit rund 4 Mrd. $ weniger gerechnet.

Der große Verlierer: Tesla. Der Umsatz des US-Elektroautoherstellers schmolz in Q2 um 12 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 22,5 Mrd. $ ab. Der operative Gewinn brach um 42 % ein und betrug 923 Mio. $. CEO Elon Musk hofft darauf, dass das kommende Einstiegsmodell von Tesla den Umsatz wieder ankurbelt. Es soll noch dieses Jahr in die Serienproduktion gehen. Außerdem will Musk auch beim Robotaxi-Projekt des Unternehmens Druck machen. Um Tesla wieder auf die Erfolgsspur zu bringen, arbeitet er laut eigener Aussage mittlerweile wieder rund um die Uhr und schlafe in Konferenzräumen, Server- oder Fabrikhallen.


Christian W. Röhl

Ein regulatorischer Geniestreich

Ausgerechnet in der digitalen Finanzwelt hat die Trump-Administration nun das geschaffen, was Staaten und Unternehmen ansonsten seit Monaten vermissen: verlässliche Rahmenbedingungen. Mit dem GENIUS Act („Guiding and Establishing National Innovation for U.S. Stablecoins“) gibt es erstmals ein Bundesgesetz zur ganzheitlichen Regulierung von Stablecoins – Kryptowährungen, die 1:1 an den US-Dollar oder andere klassische Währungen gekoppelt sind und sich damit nicht nur zum Parken von Liquidität innerhalb des Krypto-Kosmos eignen, sondern auch als schnellere und günstigere Alternative für grenzüberschreitende Zahlungen.

Unter dem neuen Gesetz (O-Ton Trump: „Es ist sehr wichtig. Sie haben es nach mir benannt.“) dürfen solche Stablecoins nur noch von lizenzierten Emittenten ausgegeben werden. Gleichzeitig muss jeder digitale Dollar vollständig durch sichere und liquide Vermögenswerte gedeckt sein – etwa durch kurzlaufende US-Staatsanleihen. Insofern bastelt sich die US-Regierung mit der neuen Krypto-Regulierung also auch einen neuen Großabnehmer für ihre Schuldtitel. Nicht von ungefähr hofft Finanzminister Scott Bessent, dass das Stablecoin-Volumen von aktuell rund 270 Mrd. $ bis 2028 auf bis zu 2 Bio. $ steigt.

Das Kalkül könnte aufgehen, auch durch ein süßes Bonbon für die Finanzindustrie: Der GENIUS Act verbietet es nämlich ausdrücklich, die Zinsen aus dem Deckungsstock an die Stablecoin-Inhaber auszuschütten. Die weitgehend risikofreie Zinsmarge von aktuell vier Prozentpunkten verbleibt also voll bei den Emittenten. Nur logisch deshalb, dass Großbanken wie JPMorgan Chase, Bank of America und Citi das Geschäft nicht Emporkömmlingen wie dem Nasdaq-Hypie Circle überlassen und nun schleunigst eigene Stablecoins ausgeben wollen.

Davon dürfte auch Ether profitieren, die mit einer Kapitalisierung von 430 Mrd. $ zweitwichtigste Kryptowährung nach Bitcoin. Über 50 % aller Stablecoins zirkulieren auf der Ethereum-Blockchain und für jede Transaktion wird Ether als „Gas“ benötigt. Seit den Tiefs vom April hat sich der Ether-Kurs bereits verdoppelt, notiert aber dennoch kaum höher als vor einem Jahr – während Bitcoin im selben Zeitraum 50 % zugelegt hat.


Podcast

Wer „B“ sagt, muss auch „itcoin“ sagen. Mehr Spannung geht nicht, denn in dieser Sonderfolge der Asset Class diskutieren Krypto-Unternehmer Daniel Winklhammer und Aktien-Ultra Christian W. Röhl über die Zukunft von Bitcoin.

Was Sie erwartet:

  • Welche Rolle der Bitcoin in Zukunft einnehmen wird
  • Was den Bitcoin besonders macht im Vergleich zu anderen Kryptowährungen
  • Wie Daniel Winklhammer, Gründer von „21bitcoin”, eine Volksbank überzeugt hat, in seine Idee zu investieren

Hier geht's zum Video auf YouTube. Asset Class findest du auch auf Spotify, Apple Podcasts und überall, wo es Podcasts gibt.


Autonomes Fahren

Robotaxi-Baby von Uber und Lucid

Zwischen dem Mobilitätskönig Uber und dem Techriesen Alphabet lodern die Flammen des Wettkampfes. Oder besser gesagt, es quietschen die Reifen. Bis jetzt liegt Alphabet im Rennen um Robotaxis deutlich vorne. Alphabet fährt Menschen bereits seit 2023 in seinen autonomen Autos durch die Straßen San Franciscos. Uber muss Gas geben, um aufzuholen. Das Unternehmen plant, ab 2026 ganze 20.000 Robotaxis ins Rennen zu schicken. Und zwar nicht irgendwelche. Uber hat die elektrischen Luxusschlitten von Lucid dazu auserkoren, genauer gesagt das Gravity-SUV-Modell. Ausgestattet mit der selbstfahrenden Software Nuro werden diese Fahrzeuge dann Teil der neuen Robo-Uber-Flotte.

Lucids Aktie reagierte prompt. Market Beat schätzt, dass der Deal die Auslieferungen aus Lucids Produktionshallen um etwa 29 % steigern könnte. Dies würde dazu beitragen, die Bruttomarge von derzeit tiefroten -97 % im ersten Quartal 2025 anzuheben und die Markenbekanntheit zu verbessern.

Nach einer ordentlichen Rally im Anschluss an die Bekanntgabe des Deals verlor der Aktienkurs wieder etwas. Zu vermuten sind Gewinnmitnahmen. Denn für einige Anlegerinnen und Anleger war der Anstieg vielleicht „the easy way out“. Lucid befindet sich noch in der frühen Wachstumsphase, meldete in Q1 2025 weiterhin Verluste und wird Analysten zufolge auch 2026 noch nicht profitabel sein. Mit einem mehrheitlichen Rating auf „neutral“ ist die Aktie eine Wette auf die Zukunft. Die Schweizer Bank UBS hingegen positionierte sich mit einem Kauf von 33 Millionen Aktien der Firma als zuversichtlich.

Aktuell plant Lucid eine Gegenmaßnahme zum Wertverlust der Aktie, die oft als Akt der Verzweiflung gilt: einen Reverse Stocksplit, also das Gegenteil von einem Split, bei dem die Aktien „günstiger“ werden. Sie planen, sich eine Aktienkonsolidierung von 1:10 genehmigen zu lassen. Konkret würde das heißen: Wer zehn Lucid Aktien im Portfolio hat, hat dann nur noch eine.


ETFs im Fokus

Das Beste aus aller Welt

Keine Lust mehr auf Einzelaktien? Mit einem Investment in weltweit anlegende ETFs spart man sich den Stress, die Nachrichtenlage und aktuelle Börsenkurse ständig im Blick behalten zu müssen, und gewinnt Zeit für andere wichtige Dinge im Leben: Freunde, Famile, Job und Co.

Ein solcher Welt-ETF ist der iShares Core MSCI World. Er investiert in große und mittelgroße Unternehmen aus 23 Industrieländern – darunter hochkarätige Schwergewichte wie NVIDIA, Microsoft und Apple. Unternehmen aus anderen Ecken der Welt bleiben außen vor. Wer mehr Diversifikation wünscht, kann sich nach ETFs umschauen, die zusätzlich in aufstrebende Märkte wie China, Indien oder Brasilien investieren. Der Invesco FTSE All-World ist so einer. Hier zählen neben den Industrieländern auch 24 Schwellenländer zum Portfolio. Aus diesem Grund sind unter anderem der chinesische Online-Gigant Alibaba und der taiwanische Chiphersteller TSMC im FTSE All-World enthalten.

Darf’s etwas mehr sein? Der Scalable MSCI AC World Xtrackers investiert ebenfalls weltweit, versucht aber zusätzlich, durch eine hybride Replikationsmethode eine strukturelle Outperformance zu erzielen. Der US-Aktienmarkt wird in ihm beispielsweise synthetisch abgebildet, um Quellensteuer zu sparen.

Das Gleiche in Grün: Welt-ETFs mit ESG-Filter wie der Amundi MSCI ACWI SRI Climate Paris Aligned empfehlen sich, wenn der Investment-Fokus auf Unternehmen liegen soll, die bestimmte Anforderungen im Hinblick auf Umweltschutz, soziale Verantwortung und Unternehmensführung erfüllen.


Chart der Woche

Hype-Maschine Pop Mart

Börsenwert ausgewählter Spielzeughersteller (in Mrd. $)

Chart der Woche

Quelle: gurufocus.com, Stand: April 2025

Pop Mart ist nicht nur eine große Nummer auf TikTok, sondern mittlerweile auch an der Börse: Der Aktienkurs des chinesischen Spielzeugunternehmens legte in den vergangenen fünf Jahren um 200 % zu. Inzwischen hat Pop Mart seine US-amerikanische Konkurrenz Hasbro und Mattel in puncto Marktkapitalisierung abgehängt. Grund ist primär der Mega-Hype um die weltbekannte Puppe Labubu, welche maßgeblich dazu beitrug, dass Pop Mart seinen Umsatz in 2024 auf 13 Mrd. $ steigern konnte, was fast das Doppelte im Vergleich zum Vorjahr ist. Das Erfolgsrezept:

  • Sammelfieber: Mit mehr als 300 Variationen der Labubu-Puppen wird das Sammeln zum Hobby.
  • Blind Boxes: Pop Mart vertreibt die Puppen in Boxen mit unbekanntem Inhalt, so dass die Kundschaft beim Öffnen eine Überraschung erwartet.
  • FOMO: Eine limitierte Anzahl an Figuren erzeugt den Eindruck, man würde etwas verpassen, schließlich kickt die „Fear of Missing Out”.

Zum Durchbruch verhalf den Puppen aber, dass sich Promis wie die Sängerinnen Rihanna und Dua Lipa mit ihnen zeigten. Weiter angeheizt und verbreitet wurde der Trend auf den sozialen Medien – wo Pop Marts Stärke liegt.

Der Labubu-Trend dürfte zwar irgendwann abebben, aber das Konzept hinter Pop Marts Erfolg könnte sich als beständig erweisen. Denn bei der Vermarktung über Social Media macht dem Unternehmen kaum jemand etwas vor. Wer aber befürchtet, dass der Höhepunkt des Hypes bereits hinter uns liegt, kann sich auch die Papiere des Wettbewerbers Hasbro ansehen. Der hat diese Woche mit seinen jüngsten Quartalszahlen nicht nur die Markterwartungen übertroffen, sondern auch seine Aussichten für das Gesamtjahr angehoben.

Quellen: Scalable and dpa-AFX

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