Edition #230 | 23.05.2025
Meistgehandelt | Märkte und Makro | Christian W. Röhl | Podcast | Alphabet | ETFs im Fokus | Chart der Woche
Im Zug auf dem Weg durch Deutschland: Bordbistro ausgefallen, verwaiste Baustellen ziehen am Fenster vorbei, der Anschluss wird voraussichtlich nicht erreicht. Wachstumsschmerzen sind diesem Land schon lange fremd geworden. Wir lassen uns vom voraussichtlich dritten Rezessionsjahr in Folge nicht entmutigen und suchen anderswo Chancen: In den USA versucht gerade Alphabet sein Geschäftsmodell ins KI-Zeitalter zu bringen und Jack Dorsey möchte Bitcoin-Zahlungen auf allen Kartenterminals von Block ermöglichen. Außerdem schauen wir uns an, wie groß Tech abseits der Börse ist und zeigen Ihnen ein paar ETFs, mit denen Sie Ihr Finanzleben radikal vereinfachen können.
Hinweis: Die Angaben beziehen sich auf das Verhältnis von Käufen und Verkäufen der 100 meistgehandelten Aktien im Scalable Broker zwischen dem 16.05.2025 und 21.05.2025.
Ein Bitcoin entspricht 100 Mio. Sats. Der Name der Untereinheit ist an das Pseudonym des Bitcoin-Erfinders Satoshi Nakamoto angelehnt. Jack Dorsey kann mit dieser Konvention wenig anfangen. Der Erfinder des Kurznachrichtendienstes Twitter (heute X) und Mitgründer des Zahlungsdienstleisters Square (heute Block) möchte die Sats am liebsten einfach Bitcoin nennen. Deshalb unterstützt Dorsey den Verbesserungsvorschlag 177, der genau dies vorsieht. Bitcoin wäre dann die einzige Maßeinheit und statt 21 Millionen gäbe es eines Tages bis zu 2,1 Billiarden Bitcoin.
Weshalb ist Dorsey Bitcoin so wichtig? Der Block-CEO ist ein Freiheitsverfechter und Kryptoenthusiast. Immer wieder bringt er auf X unter dem Handle @jack seine Meinung zu Bitcoin, Privatsphäre und Open-Source-Software zum Ausdruck. Auch mit Block versucht er, der bedeutendsten Kryptowährung der Welt zu mehr Verbreitung zu verhelfen. Zum Beispiel sollen schon bald alle Block-Zahlungsgeräte Bitcoin akzeptieren. Das wäre ein großer Schritt für die Bitcoin-Adoption, da Block insbesondere in den USA sehr verbreitet ist, ähnlich wie hierzulande die SumUp-Kartenterminals. In den acht Ländern, in denen Block aktiv ist, nutzen mehr als vier Millionen Einzelhändler den Dienst.
Wie läuft es bei Block sonst? Vergangene Woche brachte man unter anderem kabellose Terminals auf den Markt und vermeldete den ersten Release der SquareAI (der etablierte Name Square wird für einige Produkte weiterhin verwendet). Diese KI soll Kleinunternehmen bei der Erstellung von Speisekarten, der Beantwortung von Kundenanfragen oder der Suchmaschinenoptimierung der eigenen Website unterstützen. Diese Innovationsoffensive folgt schwachen Zahlen: Der Umsatz im ersten Quartal 2025 ging um rund 3 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 5,8 Mrd. $ zurück. Der Nettogewinn schrumpfte sogar von 472 Mio. $ im Vorjahr auf 190 Mio. $. Eine Besonderheit von Block: Rund 8.500 Bitcoin hat das Unternehmen derzeit auf der Bilanz und CEO Dorsey beabsichtigt, weitere zu kaufen.
Wer einen guten Schufa-Score hat, gilt als zahlungsfähig und bekommt leichter einen Mietvertrag oder einen Bankkredit. Ratingagenturen machen den Job der Schufa im internationalen Maßstab. Sie bewerten die Kreditwürdigkeit von Staaten. Angesichts der derzeitigen Haushaltslage könnte es für die USA künftig schwieriger werden, an günstige Kreditkonditionen zu kommen.
Was ist passiert? Am Montag hat Moody’s als letzte der drei großen Ratingagenturen den USA die Bestnote in puncto Kreditwürdigkeit entzogen. Die Finanzlage der größten Volkswirtschaft der Welt werde sich in den kommenden Jahren aller Voraussicht nach weiter verschlechtern. Derzeit haben die USA knapp 37 Bio. $ Schulden. Die Steuersenkungspläne von US-Präsident Donald Trump dürften die Situation noch weiter verschärfen und könnten in den kommenden zehn Jahren für zusätzliche Schulden von 3 bis 5 Bio. $ sorgen.
Was sind die Auswirkungen? Das schlechtere Rating wird voraussichtlich dazu führen, dass die USA künftig noch höhere Zinsen für ihre Staatsschulden zahlen müssen. Diese Woche sind die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen bereits auf knapp 4,6 % gestiegen. Für die Aktienmärkte sind so hohe Anleihenrenditen ein Problem. Oberhalb einer Jahresrendite von 4,5 % werden Staatsanleihen für viele institutionelle Investoren so attraktiv, dass sie von Aktien in Anleihen umschichten und so die Aktienkurse drücken.
Wie sieht es hierzulande aus? In Deutschland ist die Kreditwürdigkeit top, dafür herrscht beim Wirtschaftswachstum Fehlanzeige. Für dieses Jahr haben sowohl die EU-Kommission als auch die sogenannten Wirtschaftsweisen ihre Wachstumserwartung an das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands auf 0 % gesenkt. Felix Hüfner, Chefvolkswirt für Deutschland bei der Schweizer Großbank UBS, kann sich jedoch vorstellen, dass das Wachstum 2026 und 2027 deutlich anzieht, wenn die Sonderschulden der neuen Bundesregierung zu echten Investitionen führen und nicht einfach zum Stopfen von Haushaltslöchern verwendet werden.
Und sonst? Der DAX zeigte sich unbeeindruckt von der schwächelnden Realwirtschaft und knackt diese Woche erstmals die Marke von 24.000 Punkten. Die international aufgestellten Unternehmen in der ersten deutschen Börsenliga hängen nicht so sehr von der Binnenkonjunktur ab. Ähnlich gut läuft es beim Bitcoin, der am Donnerstag an manchen Börsen vorübergehend die Marke von 112.000 $ und damit ebenfalls einen neuen Rekordwert erreichte. In Euro gerechnet hat die Kryptowährung ihren Rekordwert noch nicht eingestellt. Der US-Dollar hatte zuletzt stark abgewertet. Ein Euro ist derzeit 1,13 $ wert.
Samsung goes Ruhrpott: Der südkoreanische Technik-Titan übernimmt für 1,8 Mrd. € die Fläkt Group aus Herne. Das Unternehmen ist spezialisiert auf energieeffiziente Lüftungs- und Kühlungstechnik, wie sie u. a. in Rechenzentren eingesetzt wird – ein Markt, der durch den Boom bei Künstlicher Intelligenz bis 2030 um jährlich 18 % wachsen soll.
Verkäufer ist die deutsch-schwedische Private-Equity-Gesellschaft Triton, die 2014 die Wärmetauscher-Sparte des börsennotierten Anlagenbauers Gea erworben und diese dann zehn Jahre lang unternehmerisch geformt hat – durch Fusionen mit komplementären Firmen, Fokussierung auf zukunftsträchtige Anwendungen und kontinuierliche Optimierung der internen Strukturen. Ein Musterbeispiel für nachhaltiges „Buy & Build“, das sich auch finanziell gelohnt hat: Kolportiert wird, dass Triton von Samsung fast das Vierfache des einstigen Investments bekommen hat. Und weil bei solchen Deals typischerweise Kredite im Spiel sind, dürfte die Rendite auf das eingesetzte Kapital sogar noch höher sein.
Somit ist die Transaktion nicht nur ein gutes Signal für die Anlageklasse Private Equity, sondern auch für den Standort Deutschland. Wir haben zwar keine Technologie-Plattformen vom Schlage einer Amazon oder Alphabet – aber eine starke industrielle Basis, gerade bei Zukunftsthemen wie Elektrifizierung, Energietechnik, Hightech-Anlagenbau oder Prozessautomatisierung. Dieses Potential gilt es auszuschöpfen, wobei Finanzinvestoren ein wichtiger Katalysator dafür sind.
Wie funktioniert ein aktiv gemanagter Fonds? Von welchen Aktien lässt man als Profi lieber die Finger? Und wie kann man nur mit deutschen Aktien den Markt schlagen? Das alles und noch viel mehr wollte unser Chief Economist Christian W. Röhl vom Fondsmanager Roger Peeters wissen.
Hier geht es zum Video auf YouTube – außerdem ist die Episode natürlich überall zu hören, wo es Podcasts gibt.
Die Situation, in der wir gerade sind, wo wir wirklich den Karren an die Wand gefahren haben und uns seit drei Jahren in der Stagnation befinden [...], da ist glaub’ ich jedem klar geworden, dass sich irgendwas ändern muss.
Ökonomin Ulrike Malmendier bei der Vorlage des Frühjahresgutachtens der sogenannten Wirtschaftsweisen
Das Leben ist kompliziert genug. Wer bekommt Job, Familie und Freunde schon unter einen Hut? Und dann soll man auch noch Zeit finden, sich laufend um seine Finanzen zu kümmern und die Aktienmärkte im Blick zu behalten. Zumindest diesen Stress können Sie sich vom Hals schaffen, wenn Sie auf ein Produkt setzen, das die ganze Welt der Aktien abdeckt: den Welt-ETF.
Der Aktienindex MSCI World ist fast schon zu einem Synonym für Welt-ETFs geworden. Trotz seines Namens bildet der Index aber nicht die ganze Welt, sondern ausschließlich große und mittelgroße Unternehmen aus den Industrieländern ab. Aktien aus China, Indien oder Brasilien sind also nicht enthalten. Da Apple, LVMH und Co. ihre Produkte aber auf der ganzen Welt verkaufen, steckt in so einem ETF auf den MSCI World indirekt auch eine Menge Geschäft aus den Schwellenländern.
Beim großen Bruder des MSCI World sind die Schwellenländer schon mit dabei: Der MSCI All Countries World Index (ACWI) umfasst Anteile von knapp 2.600 Unternehmen in 23 Industrieländern und 24 Schwellenländern. Für diejenigen, die nur in Firmen investieren wollen, die gewisse Mindeststandards in puncto Umweltschutz, Soziales und Unternehmensführung (ESG) einhalten, gibt es Varianten dieses Welt-ETFs. Der MSCI ACWI SRI Filtered PAB setzt beispielsweise so hohe Hürden an, dass von den Unternehmen aus dem Mutterindex lediglich 427 Unternehmen übrig bleiben.
Mobiltelefone kamen 2007 in der Regel von Nokia. Das finnische Unternehmen erreichte damals einen Marktanteil von mehr als 40 %. Im gleichen Jahr präsentierte Steve Jobs der Weltöffentlichkeit das erste Apple iPhone. Der Rest ist Geschichte: Im Zuge der Smartphone-Revolution verlor Nokia den Anschluss an die Konkurrenz. Heute ist der einstige Handygigant hauptsächlich als Mobilfunkausrüster tätig und an der Börse gerade einmal 25 Mrd. € schwer. Nokia-Smartphones werden mittlerweile vom finnischen Unternehmen HMD Global unter Lizenz gefertigt.
Alphabet möchte nicht wie Nokia enden. Im Online-Werbemarkt verfügt die Google-Mutter über eine Marktdominanz von mehr als 30 % – nur Meta spielt in einer vergleichbaren Liga. Doch die aufkommenden KI-Tools gefährden das Geschäftsmodell des Billionenunternehmens Alphabet. Immer häufiger ersetzt die Kundschaft die Google-Suche mit ChatGPT von OpenAI, dem Microsoft Copiloten oder anderen KI-Helferlein. Weniger Suchanfragen bedeuten weniger ausgespielte Werbung, was den Anfang einer Abwärtsspirale darstellen könnte.
Wie hält Alphabet dagegen? Auf der diesjährigen Entwicklerkonferenz Google I/O hat CEO Sundar Pichai den „AI Mode“ vorgestellt, der seit vergangenen Dienstag in die Google-Suche integriert ist – zumindest in den USA. Im „AI Mode“ erinnert die Suche eher an einen KI-Assistenten. Tests hätten gezeigt, dass der KI-Modus zu besseren Suchergebnissen führe, so Pichai. Wie man den kostenlosen „AI Mode" – der auf der aktuellen Alphabet-KI Gemini 2.5 basiert – so gut monetarisieren will, wie die derzeitige Suche, bleibt jedoch unklar.
There is one more thing: Neue Google Glasses. Die Neuauflage der einst spektakulär gefloppten Augmented-Reality-Brille wurde in Zusammenarbeit mit Samsung und traditionellen Brillenherstellern entworfen. Dank der Integration von Gemini verleihe die Brille quasi Superkräfte, schwärmte Alphabet-Manager Sharam Izadi. Bereits 2026 soll sie im Handel erhältlich sein.
Private Tech-Firmen mit Milliardenbewertung: Gesamtwert in Mrd. $
Quelle: CB Insights; Wall Street Journal; Stand: Januar 2025
Big-Tech haben die USA auch abseits der Börse. Alle 90 nicht-börsennotierten US-Unternehmen, die eine Bewertung von mindestens 1 Mrd. $ aufweisen, sind zusammen ungefähr 2,5 Bio. $ wert. Die größten unter ihnen sind das Raumfahrtunternehmen SpaceX von Elon Musk und die KI-Schmiede OpenAI, die hinter dem Erfolgsprodukt ChatGPT steht.
Der chinesische Private-Tech-Markt kommt nur auf eine Bewertung von 0,7 Bio. $, obwohl er 162 Unternehmen umfasst. Das unangefochtene Tech-Schwergewicht abseits der Börse ist dort die TikTok-Mutter ByteDance. Europa liegt mit privaten Tech-Milliardenunternehmen im Wert von 0,3 Bio. $ abgeschlagen auf dem dritten Platz.
Mit dem neuen ELTIF von BlackRock haben Sie die Möglichkeit, auch im Scalable Broker in nicht-börsennotierte Unternehmen zu investieren. Bisher war diese Assetklasse ausschließlich institutionellen Investoren, wie Versicherungskonzernen und Stiftungen, sowie sehr wohlhabenden Personen vorbehalten. Im Web können Sie bereits auf Augenhöhe mit den reichsten Menschen der Welt investieren. Der Handel per Smartphone wird ebenfalls bald verfügbar sein.
Es bestehen Liquiditätsbeschränkungen. Beachten Sie die spezifischen Produktinformationen.
Video
Welche Kennzahlen sind bei Aktien wichtig? Wie lassen sich Anleihen handeln? Und warum gibt es Aktiensplits? Diese und weitere Fragen beantwortet Anna in diesem YouTube-Video.
Sie kennen Leute, die schon immer mit dem Investieren anfangen wollten, aber noch kein Depot bei Scalable haben? Wenn Sie den Scalable Broker weiterempfehlen, können Sie für jede Empfehlung einen Freundschaftsbonus von 25 € erhalten. Die eingeladene Person darf sich nur für kurze Zeit auf ein Willkommensgeschenk von ebenfalls 25 € freuen. Alle Details und Teilnahmebedingungen finden Sie auf unserer Website.
Quellen: Scalable and dpa-AFX