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Bits & Pieces

Edition #217 | 21.02.2025

Airbnb | Märkte und Makro | Christian W. Röhl | Triebwerke | ETFs im Fokus | Chart der Woche | Podcast

Ins Hotel oder ein Airbnb buchen? Die Grenzen zwischen den Angeboten auf dem Online-Portal und klassischen Ferienunterkünften verschwimmen zunehmend. Immer häufiger gibt es auch bei gewerblichen Anbietern auf Airbnb Zimmerservice oder die Möglichkeit, selbst ein- und auszuchecken.

Wofür entscheiden Sie sich? Diese Frage müssen Sie sich nicht nur bei der Urlaubsplanung, sondern vielleicht schon am Sonntag im Wahllokal beantworten. Scalable-Mitgründer Prof. Stefan Mittnik durchleuchtet auf unserem Blog die Themenschwerpunkte der zur Wahl stehenden Parteien. Damit Sie wissen, wie man Deutschland und Europa wieder auf die Beine helfen könnte, schauen wir uns aber zunächst an, wo es derzeit hakt und weshalb der DAX trotzdem von einem Hoch zum nächsten eilt.

Außerdem: Unser Chief Economist Christian W. Röhl begrüßt in unserem Podcast „Asset Class“ einen Fintech-Pionier. In seiner Kolumne richtet sich Röhl diese Woche an die Jugend. Wir werfen derweil einen kritischen Blick auf die Vorherrschaft der USA in Welt-ETFs und staunen über eine französische Weltraum-Aktie und die größten Bitcoin-Hodler.


Airbnb

Abflug für Airbnb?

Vergangene Woche hat der US-Übernachtungsvermittler Airbnb die Zahlen für das Q4 2024 offengelegt und dabei einen Gewinn pro Aktie von 0,73 $ verkündet. Der Betrag lag deutlich über den an der Wall Street erwarteten 0,58 $. Der Quartalsumsatz stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 12 % auf 2,48 Mrd. $ und übertraf damit die Erwartungen der Analystinnen und Analysten von 2,43 Mrd. $.

Zudem meldete Airbnb einen Nettogewinn von 461 Mio. $, was einer Gewinnspanne von 19 % entspricht. Airbnb führte die guten Ergebnisse auf die weiter anhaltende Erholung der Reisebranche nach den Corona-Lockdowns zurück. In Q4 2024 verzeichnete man so 111 Millionen gebuchte Übernachtungen und sogenannte „Experiences“. Für die auf Airbnb gelisteten Hosts beliefen sich die Einnahmen im Quartal insgesamt auf 17,6 Mrd. $. Airbnb will für dieses Jahr neue Angebote verkünden, nannte aber keine Details. Übrigens: Booking Holdings, der Konzern hinter dem Konkurrent Booking.com, hat gestern Abend nach Redaktionsschluss seine Quartalszahlen vorgelegt.

Auch interessant in einem Umfeld, in dem es derzeit wieder Zinsen gibt: Reisende zahlen bei Airbnb in der Regel voraus, oft mit einem Vorlauf von mehreren Monaten, bis die Übernachtung in Anspruch genommen wird. Unterdessen befindet sich oft der volle Betrag der Buchung bereits bei Airbnb.

Allerdings gibt es derzeit auch Herausforderungen: Erstens kommen immer mehr KI-generierte Unterkünfte auf die Plattform. Auf diese Betrugsmasche fallen laut einer britischen Studie vor allem jüngere Nutzerinnen und Nutzer herein.

Die zweite Herausforderung kommt aus einer völlig anderen Ecke: In den USA wird aktuell dazu aufgerufen, Airbnb zu boykottieren. Der Grund: Mitgründer Joe Gebbia will bei Elon Musks Effizienzbehörde DOGE mitwirken. Übrigens nicht das erste Mal, dass die Politik dem Unternehmen aus San Francisco Kopfschmerzen bereitet. Bereits 2019 löste die Kooperation mit israelischen Siedlungen eine Menschenrechtsdebatte aus.



Leistet sich unsere politische Elite auch nach der Bundestagswahl weiter Problemignoranz, ist der geopolitische Abstieg in die 2. Liga sowie der Verlust von Wohlstand, Versorgungssicherheit und politischer Stabilität nicht aufzuhalten.

Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank, auf seinem Blog


Märkte & Makro

Make Europe Great Again!

Deutschland hat die Wahl: Am Sonntag sind knapp 60 Millionen Menschen aufgerufen, einen neuen Bundestag zu wählen. Wer auch immer den Regierungsauftrag erhält, steht vor großen Aufgaben. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt befindet sich seit zwei Jahren in der Rezession. Auch im laufenden Jahr dürfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt kaum wachsen.

Eine Großbaustelle: zu wenig bezahlbarer Wohnraum. Das Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr, das die Ampelregierung 2022 ausgegeben hat, rückt in immer weitere Ferne. Im vergangenen Jahr wurden lediglich 216.000 Baugenehmigungen erteilt. Das sind noch einmal 17 % weniger als im bereits schwachen Baujahr 2023. So wenige Baugenehmigungen gab es seit 14 Jahren nicht mehr.

Auch von außen kommt Druck: Donald Trump will Importzölle in Höhe von 25 % auf Autos erheben. Diese Maßnahme könnte die deutsche Autoindustrie hart treffen – die USA sind Deutschlands wichtigster Handelspartner. Die Aktienkurse von BMW, Mercedes und Volkswagen reagierten jedoch kaum, da viele deutsche Hersteller ihre Modelle für den US-amerikanischen Markt bereits vor Ort fertigen. Außerdem: Noch gelten die Zölle nicht. Anfang April will Trump mehr Details nennen. Womöglich ist also noch Zeit für einen Deal.

Trotz alledem Höchststände beim DAX: Der deutsche Aktienindex hat am Mittwoch mit 22.935 Punkten ein neues Allzeithoch erreicht und nur knapp die nächste Tausenderschwelle verfehlt. Zur Erinnerung: Anfang dieses Jahres lag der DAX knapp über der Marke von 20.000 Punkten, vor einem Jahr bei 17.000 Punkten – ein Kursplus von einem Drittel innerhalb von zwölf Monaten.

Derzeit gilt das Motto: Buy Europe! Viele aktiv gemanagte Aktienfonds fahren im Augenblick das Gewicht europäischer Titel hoch. Wo sehen die Fondsmanagerinnen und -manager Aufwärtspotenziale? Europas Aktien sind noch immer niedrig bewertet und könnten von einem möglichen Ende des Ukraine-Kriegs stark profitieren.

Außerdem attraktiv: Der Euroraum bietet derzeit vergleichsweise gute Konditionen für Unternehmensfinanzierungen. Der für die Finanzmärkte richtungsweisende Einlagensatz liegt im Euroraum mittlerweile bei 2,75 %. In den USA rangiert der Leitzins noch immer in der Spanne von 4,25 bis 4,5 %. Mittlerweile hat Isabel Schnabel, das deutsche Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), jedoch in Aussicht gestellt, dass es bald auch hier zu einer Zinssenkungspause kommen könnte.


Christian W. Röhl

Sparen, investieren, leben

Auf die Frage des „ZEITmagazins“, was er denn gern früher im Leben gewusst hätte, gab der Ökonom Marcel Fratzscher dieser Tage eine verblüffende Antwort: „Es ist so ziemlich die schlechteste Entscheidung, in jungen Jahren zu sparen.“ Alles, was man für Reisen oder die eigene Bildung ausgeben könne, solle man auch ausgeben.

Fratzschers Argument ist in Teilen nachvollziehbar: Sparen oder der Wunsch nach frühzeitiger finanzieller Freiheit sollten nicht zum Fetisch werden. Viele Erlebnisse und Erfahrungen lassen sich „später mal“ nicht mehr nachholen, wenn man im Job durchstartet, eine Familie gründet, ein Haus baut, kranke Eltern betreut oder irgendwann auch selbst älter wird. Und wer in sich selbst investiert, sich Wissen aneignet, Qualifikationen erwirbt und sein Skill Set verbreitert, kann damit auf dem Arbeitsmarkt – in Form von Einkommenszuwächsen – Renditen erzielen, gegen die selbst Tech-Aktien mau aussehen.

Aber etwas für Reisen oder die eigene Bildung ausgeben kann eben nur, wer nicht planlos alles verkonsumiert. Sparsamkeit im Sinne eines bewussten, maßvollen Umgangs mit Geld (und anderen Ressourcen) ist eine Tugend, die wir nicht diskreditieren, sondern kultivieren sollten. Gerade in jungen Jahren – denn wir wissen ja: Was Hänschen nicht lernt…

Und wenn junge Menschen beispielsweise auf viermal Starbucks im Monat verzichten und die eingesparten 25 € in einen ETF-Sparplan stecken, ist das eine sehr gute Entscheidung, die großen Respekt verdient. Und zwar nicht nur wegen des langfristigen Hebels durch den Zinseszinseffekt. Sondern vor allem, weil man sich auf diese Weise daran gewöhnt, regelmäßig zu investieren und die natürlichen Schwankungen der Finanzmärkte auszuhalten – die Grundvoraussetzung, um langfristig Vermögen zu bilden.


Triebwerke

Safran verleiht Flügel

Sie ist gründlich durchgecheckt und wartet auf den Start. Der Countdown läuft. Um sich von der Erde völlig loszulösen, brauchen Trägerraketen wie Ariane aber ordentlich Schub. Den steuert unter anderem der französische Triebwerksspezialist Safran bei, der das Raketentriebwerk Vulcain für die europäischen Ariane-5-Raketen fertigt. Während die sogenannten Booster, die sich beidseits der Rakete befinden, nach dem Start abgestoßen werden, feuert das nach dem römischen Gott Vulcanus benannte Triebwerk weiter, bis die Erdanziehungskraft überwunden ist.

Ziemlich schwerelos war zuletzt auch der Aktienkurs von Safran. In den vergangenen fünf Jahren ist er um fast drei Viertel gestiegen. Und das, obwohl man mit einem Börsenwert von über 100 Mrd. € wahrlich kein Leichtgewicht ist. Vergangenen Freitag ging der Kurs mal wieder nach oben, als Safran seine Zahlen für das Gesamtjahr 2024 vorstellte. Der Gesamtumsatz war im Vergleich zum Vorjahr um 18 % auf 27,3 Mrd. € gestiegen. Die Hälfte seines Umsatzes erwirtschaftete Safran mit Raketen-, aber auch Flugzeugtriebwerken, die teilweise im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem US-Unternehmen GE Aerospace entstehen.

Wachstumstreiber waren hingegen die Sparten „Equipment & Defense“ sowie „Aircraft Interiors“. Bei „Equipment & Defense“ geht es sowohl um Rüstungsgüter als auch um Flugzeugkomponenten wie Fahrwerke oder Bremssysteme. „Aircraft Interiors“ umfasst unter anderem die sanitäre Versorgung im Flugzeug sowie Lüftungssysteme.

Effizienz scheint das Handeln zu bestimmen: Denn der bereinigte operative Gewinn stieg 2024 um 30 % auf 4,1 Mrd. € und damit deutlich stärker als der Umsatz. Der Kurs bei Safran stimmt: Für das laufende Geschäftsjahr rechnet man mit einem bereinigten operativen Gewinn von 4,8 bis 4,9 Mrd. € – 100 Mio. € mehr als zuvor erwartet. Auch die Dividende hebt ab: Im Vergleich zum Vorjahr steigt sie voraussichtlich um ein Drittel auf 2,90 € pro Aktie.


Video

Investieren Sie mit Scalable in eine neue Asset-Klasse: die nicht börsennotierten Unternehmen. Rund 88 % der umsatzstärksten Unternehmen weltweit mit einem Jahresumsatz von mindestens 100 Mio. $ befinden sich in privater Hand. Damit eröffnet Private Equity Anlegenden die Möglichkeit, in innovative „Hidden Champions“ zu investieren und von langfristigen Wachstumschancen zu profitieren. Weitere Informationen sowie die Möglichkeit, sich auf die Warteliste setzen zu lassen, finden Sie auf unserer Website.

Wenn Sie mehr über Private Equity und die Chancen dieser Anlageklasse erfahren wollen, haben wir in diesem YouTube-Video die wichtigsten Punkte zusammengestellt.


ETFs im Fokus

Weltmacht im Depot

Anteile von 1.396 Unternehmen stecken derzeit im beliebten Aktienindex MSCI World. Die ganze Welt bildet er trotz seines Namens nicht ab. Schwellenländer wie China, Indien oder Brasilien fehlen beispielsweise. Auch Taiwan oder Südkorea genügen den strengen Anforderungen des Indexanbieters MSCI an Industrieländer noch nicht.

Was steckt stattdessen im MSCI World? Ganz viel USA. Das liegt daran, dass der Index einzelne Unternehmen nach Börsenwert gewichtet und es in den vergangenen Jahrzehnten insbesondere an den New Yorker Börsen steil bergauf ging.

Sie besparen derzeit monatlich einen MSCI-World-ETF? Dann stecken Sie jeden Monat rund 74 % Ihrer Sparplanrate in US-Unternehmen. Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten, Ihre US-Quote zu reduzieren:

Sie können Ihr Anlageuniversum beispielsweise mit einem wirklich global anlegenden Index wie dem MSCI All Country World Index (ACWI) erweitern. In ihm machen die USA nur noch zwei Drittel des Index aus – auch ESG-konforme Varianten stehen zur Auswahl.

Oder Sie setzen auf einen gleichgewichteten MSCI-World-Index, bei dem alle enthaltenen Unternehmen unabhängig vom Börsenwert den gleichen Anteil ausmachen. Im MSCI World Equal Weighted Index sind die USA derzeit nur mit knapp 42 % gewichtet.


Chart der Woche

Die größten Hodler

Anzahl der Bitcoin in Unternehmensbesitz

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Quelle: Chartr, Unternehmensberichte, Stand 14.02.2025

MicroStrategy – mittlerweile nur noch als „Strategy“ gelistet – führt weiterhin die Liste der Unternehmen an, die die meisten Bitcoin im Besitz haben. Das von Michael Saylor gegründete Unternehmen ist eigentlich ein Datenanalyse-Dienstleister für Corporate-Kunden. Mittlerweile hat es aber dank seiner aggressiven Bitcoin-Zukäufe weit über diese Kreise hinaus Aufmerksamkeit erlangt.

Saylor selbst hat vor kurzem via X mitgeteilt, dass sein Unternehmen mit über 475.000 Bitcoin nun 76 % aller von Unternehmen gehaltenen Einheiten besitzen soll. Tatsächlich zeigt der Chart den enormen Abstand, den Strategy zu den anderen Unternehmen aufbauen konnte. Unter anderem auch zu Tesla, das in den vergangenen Jahren immer wieder mit Bitcoin-Käufen von sich Reden machte – im Vergleich zu Strategy fielen diese allerdings nur dezent aus.

Etwas unter dem Radar taucht überraschenderweise das US-Tech-Unternehmen Block von Krypto-Vordenker Jack Dorsey auf. Der ist gerade damit beschäftigt, ein eigenes Large Language Model namens „Goose“ fertigzustellen. Dabei zu Hilfe kommen könnten ihm demnächst ehemalige Beschäftigte von Strategy: Saylor hat die Angestelltenzahl dort im vierten Quartal um 20 % verringert, insbesondere im Bereich Forschung und Entwicklung fielen Stellen weg. Der Firmenwert soll offenbar weiterhin mit einer mittlerweile bewährten Methode gesteigert werden: dem Kauf weiterer Bitcoin. Der Erfolg der Vergangenheit dürfte Saylors Meinung bekräftigen: Der Aktienkurs konnte auf Fünfjahressicht über 2.000 % zulegen.


Podcast

Er hat schon „Fintech“ gemacht, als es den Begriff noch gar nicht gab – und nun ist Ronald Slabke, Gründer und CEO von Hypoport, zu Gast bei „Asset Class – über Wachstum & Werte“. In der bereits sechsten Folge unseres Podcasts diskutieren Host Christian W. Röhl und Slabke über den deutschen Immobilienmarkt der letzten 25 Jahre sowie über den Aufstieg von Hypoport als disruptive Kraft der Immobilienfinanzierung.

Außerdem behandeln wir brisante Themen wie den Einfluss der Zinswende auf den Immobilienmarkt, die Abschaffung der Grunderwerbsteuer, den Wohnraummangel in den deutschen Großstädten, was die Politik noch dagegen machen kann und vieles mehr.

Hier geht es zum Video auf YouTube – außerdem ist die Episode natürlich überall zu hören, wo es Podcasts gibt.


Lesetipp

Deutschland vor der Wahl

Auf welche Themen die Parteien bei der anstehenden Bundestagswahl setzen und welche Parteien besonders gut oder schlecht miteinander können, beleuchtet Scalable-Mitgründer Prof. Stefan Mittnik mit einer numerischen Themenanalyse der Parteiprogramme.

Quellen: Scalable and dpa-AFX

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