Bits & Pieces
Edition #258 | 05.12.2025
Meistgehandelt | Märkte und Makro | Podcast | KI-Infrastruktur | Chart der Woche | Versorger-ETFs
Science-Fiction-Klassiker wie „Matrix“ haben uns gelehrt, den Aufstand der Maschinen zu fürchten. An der Börse sorgt das Interesse an Künstlicher Intelligenz jedoch für Rekordzahlen. Auch Marvell Technology wollte von diesem Trend profitieren und setzte alles auf KI-Infrastruktur. Wir berichten, ob es sich ausgezahlt hat. KI ist heiß, derweil fallen draußen die Temperaturen und die Heizkosten steigen. Einen Teil Ihrer Strom- und Gasrechnung können Sie sich von den Versorgern aber zurückholen. Außerdem: Wo Shopify-Händler am Black-Friday-Wochenende am meisten Umsatz gemacht haben.
Verkauft
Hinweis: Die Angaben beziehen sich auf das Verhältnis von Käufen und Verkäufen der 100 meistgehandelten Aktien im Scalable Broker zwischen dem 28.11.2025 und 04.12.2025.
Bad News are Good News
Manchmal sind schwache Arbeitsmarktdaten gut für die Börse. Diese Woche kam nicht der offizielle Arbeitsmarktbericht der US-Regierung, sondern nur der private ADP-Report, der aber als erster Indikator für den offiziellen US-Arbeitsmarktbericht gilt. Im November strichen US-Privatunternehmen 32.000 Stellen – entgegen der Erwartung von 40.000 neu geschaffenen Stellen, nach +47.000 im Oktober. Anlegende sahen darin ein Signal, dass die Fed nächste Woche eine Zinssenkung plant, was ein günstigeres Finanzierungsumfeld und Expansion bedeutet. Deshalb hieß es „Risk on“: Bitcoin und andere Risk-Assets erholten sich, Bitcoin legte deutlich zu.. US-Aktienindizes zeigten den großen Teil des Tages ebenfalls grüne Vorzeichen. Dazu gibt es auch noch eine Welt außerhalb der Notenbank – und wenn vor allem ein wenig dynamischer Arbeitsmarkt die Rechtfertigung für eine geldpolitische Lockerung liefert, ist das eben kein Zeichen von volkswirtschaftlicher Stärke.
Der ADP-Indikator hat sich in der Vergangenheit allerdings nicht immer als zuverlässig erwiesen. Er dient der Federal Reserve aber mehr denn je als Orientierungshilfe für die Geldpolitik, weil offizielle Arbeitsmarktberichte durch die Nachwehen des Regierungs-Shutdowns verzögert sind. Der November-Report kommt erst am 16. Dezember – sechs Tage nach der nächsten Zinsentscheidung. Die Märkte preisen nun für kommende Woche eine Wahrscheinlichkeit von knapp 90 % für eine Senkung um 25 Basispunkte ein. Gleichzeitig aber gab es leicht positive Signale aus der US-Dienstleistungsbranche. Der Index für Dienstleistungen stieg von 52,4 % im Oktober auf 52,6 % im November. Experten hatten mit 52,5 % gerechnet. Das zeigt ein leichtes Wachstum bei den US-Serviceunternehmen.
Carry-Trades: Platzt die Yen-Blase?
Neuer Monat, neue Risiken: Nachdem die akuten Blasen-Beschwerden beim KI-Boom fürs Erste abgeklungen sind, sorgen nun die Zinsen für Bauchschmerzen an der Börse. Denn während die US-Notenbank ihren Leitzins nächste Woche senken dürfte, könnte es in Japan in die andere Richtung gehen.
Das wäre ein Gamechanger für die sogenannten „Carry Trades“ – spekulative Finanzwetten, bei denen sich globale Großanleger quasi zum Nulltarif Geld in Yen leihen, es dann in US-Dollar tauschen und dort investieren, wo Renditen locken: US-Staatsanleihen, vor allem aber Technologie-Aktien oder Krypto-Währungen.
Warum der Yen kräftig aufwerten könnte, welche Gefahren dabei lauern und was der „Manic Monday“ im August 2024 damit zu tun hat, wird in der aktuellen Episode von Beyond The Noise erklärt. Außerdem gibt’s Abkühlung für heiße Chips und das Aktien-Duell der Schoko-Weihnachtsmänner: Lindt vs. Milka.
Geopolitische Spannungen, ein Handelskrieg zwischen den USA und China und eine Inflation, die hartnäckiger ist als gedacht: Die Weltmärkte sind im Umbruch. In dieser Folge von Asset Class spricht Christian W. Röhl mit einem Mann, der diese Entwicklungen täglich analysiert: Christian Nolting, Global Chief Investment Officer der Deutschen Bank.
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Marvelous Marvell
Marvell presents marvelous numbers: Die jüngsten Quartalszahlen des Halbleiterherstellers Marvell Technology übertrafen die Markterwartungen und ließen den Aktienkurs deutlich steigen. Sie offenbarten damit den Erfolg der Strategie, alles auf KI-Infrastruktur zu setzen. Ähnlich wie der Elektronik-Konzern Samsung oder der Speicherhersteller SK Hynix profitiert Marvell als Teil der Wertschöpfungskette vom KI-Boom.
Im August wurde der Verkauf der Automobilsparte finalisiert. Für 2,5 Mrd. $ ging sie an Infineon Technologies. Das frische Kapital nutzt Marvell, um das Geschäft mit den Rechenzentren auszubauen: Zusammen mit den Q3-Zahlen wurde die Übernahme von Celestial AI angekündigt. Je nach künftiger Performance könnte der Deal zwischen 3 und 5,5 Mrd. $ schwer werden, obwohl das Start-up aktuell noch keine nennenswerten Umsätze vorweist. Mit Celestial AI holt sich Marvell die Photonic-Fabric-Technologie ins Haus. Statt auf Kupfer setzt dieses optische Verbindungssystem auf Licht. Dadurch wird eine schnellere Datenübertragung zwischen sogenannten KI-Clustern – Computernetzwerke speziell für das Training und den Betrieb von KI – ermöglicht. Der Nachteil: Beschaffung und Installation sind teurer als bei herkömmlichen Kupfersystemen.
Geopolitische Spannungen und die enorm hohe Erwartungshaltung des Marktes haben zwar auf den Aktienkurs von Marvell gedrückt. Der Blick nach vorn bleibt aber optimistisch: Für das vierte Quartal rechnet CEO Matthew Murphy mit einem Umsatzwachstum von 25 % für das Rechenzentren-Geschäft.
Wie Shopify im Hintergrund abkassiert
Die umsatzstärksten Märkte für Shopify-Händler am Black-Friday-Wochenende

Quelle: shopifyholidayretail.com, Stand: 03.12.2025
Während Guido Maria Kretschmer regelmäßig die „Shopping Queen“ für das beste Outfit kürt, zählen bei Shopify keine schönen Stoffe, sondern nur nackte Zahlen.
Am Black-Friday-Wochenende flossen weltweit Waren im Wert von über 14 Mrd. $ durch Shopifys Systeme, die im Hintergrund zahlreicher Onlineshops laufen – ein Plus von 39 % zum Vorjahr. Der durchschnittliche Warenkorb war dabei rund 114 $ schwer. Den Löwenanteil steuerten erneut die USA bei, was sie zur unangefochtenen „Umsatz Queen 2025“ machte. Doch auch in Deutschland, das im Länder-Ranking den vierten Platz belegte, war das Kaufinteresse riesig. Besonders gefragt waren hierzulande Vitamine und Supplemente, Kleidung und Hautpflegeprodukte.
Zur Einordnung: Bei den über 14 Mrd. $ handelt es sich um das sogenannte Gross Merchandise Volume (GMV). Shopify selbst liefert dem Einzelhandel lediglich die Infrastruktur, um seine Produkte ins virtuelle Regal zu stellen. Doch wenn bei den angeschlossenen Shops die Kassen klingeln, stärkt das letztlich auch die Position des kanadischen Plattformbetreibers.
Hochspannung ohne Energie
Nur weil es bei Aldi Kartoffeln gibt, ist der Discounter noch lange kein Bauernhof. So ähnlich verhält es sich mit Versorgern und Erzeugern.
Versorger haben in der Regel berechenbare Geschäftsmodelle: Sie betreiben Netze und schließen Lieferverträge mit der Kundschaft. Sie lassen Gas und Strom fließen, produzieren die Energie aber nicht zwingend selbst. In Schwierigkeiten geraten sie vor allem dann, wenn die Preise plötzlich explodieren – wie zu Beginn des Ukraine-Kriegs. Versorger müssen Strom und Gas dann teuer am Markt einkaufen, sind aber oft an feste Preisgarantien gebunden. Erzeuger hingegen profitieren in solchen Phasen: Ihre Margen steigen. Sinken die Rohstoffpreise an den Börsen wieder, entspannt sich die Lage für die Versorger, während bei den reinen Erzeugern die Gewinne schrumpfen.
Viele Konzerne sind jedoch vertikal integriert, also Erzeuger und Versorger (Utilities) in einem. Der US-Riese NextEra Energy, Schwergewicht im Branchenindex MSCI World Utilities, erwirtschaftete im dritten Quartal beispielsweise rund ein Drittel seines Umsatzes mit der Erzeugung erneuerbarer Energien. Europäische Größen im STOXX Europe 600 Utilities wie Iberdrola oder Enel decken ebenfalls die gesamte Wertschöpfungskette ab. Als eines der wenigen „Pure Plays“ gilt der deutsche DAX-Konzern E.ON, der sich aus dem Kraftwerksgeschäft verabschiedet hat und heute vorrangig als Versorger und Netzbetreiber auftritt.
Ähnlich lief es bei Exelon. Der Konzern spaltete 2022 das Tochterunternehmen Constellation Energy ab, behielt aber das Netzgeschäft. Seitdem ist Constellation ein echter Erzeugerwert. Solche reinen Energieproduzenten finden sich ebenfalls häufig in Versorger-ETFs.
Wer hingegen ETFs kauft, die den MSCI World Energy abbilden, findet dort weder klassische Versorger noch Stromerzeuger. Das liegt daran, dass der Sektor „Energy“ etwas irreführend betitelt ist: Er umfasst nicht den breiten Energiemarkt, sondern in erster Linie Öl- und Gasförderer wie ExxonMobil, Shell und TotalEnergies.
Depot-Tuning aufs Haus
Wir haben den Gebührenerlass für unseren Scalable MSCI AC World Xtrackers UCITS ETF um ein halbes Jahr bis Juni 2026 verlängert. Profitieren Sie weiterhin von der globalen Diversifizierung und der strukturellen Outperformance durch die einzigartige hybride Replikation zu einer Gesamtkostenquote von 0 %.*
Außerdem: Unser ETF wurde vom Finanz-Nachrichtenportal ETF Stream zum „Innovative ETF Of The Year 2025“ gewählt. Ein weiterer Grund, in ihn zu investieren.
*Die regulären Gesamtkosten (TER) des ETFs von 0,17 % p.a. entfallen bis zum 11.06.2026. Weitere Informationen dazu auf der Produktseite von Xtrackers.
Was sind synthetische ETFs?
Im Gegensatz zu physischen ETFs kaufen diese Fonds nicht direkt die Wertpapiere eines Index. Stattdessen bilden sie die Wertentwicklung über ein Tauschgeschäft mit einer Bank ab. Wie das genau funktioniert, erfahren Sie in unserem Blog.
Quellen: Scalable and dpa-AFX