Edition #236 | 04.07.2025
Meistgehandelt | Märkte und Makro | Christian W. Röhl | Podcast | Klimatechnik | ETFs im Fokus | Chart der Woche
Draußen ist es bullenheiß, an den US-Börsen herrscht eine verdächtige Ruhe – fast zu ruhig. Ist das nur Sommerträgheit? Oder die Ruhe vor dem Sturm? Am 9. Juli könnten die von Donald Trump zunächst verhängten und später ausgesetzten Strafzölle wieder in Kraft treten. Die Märkte halten den Atem an. Wem die Hitze zu Kopf steigt, der findet an der Börse eine erfrischende Alternative: Wasser-ETFs. Denn gerade in heißen Zeiten zeigt sich, wie wertvoll der „Rohstoff der Zukunft“ ist. Regelrecht unterkühlt ist die Lage bei Nike: Die Lager sind voll, die Margen im Sinkflug – und die einst heiß begehrten Modelle verkaufen sich plötzlich schleppend. Zeit für ein Comeback? Wer zuletzt kalte Füße vor dem Börsengang bekommen hat: Darüber berichtet unser Chief Economist Christian W. Röhl.
Verkauft
Hinweis: Die Angaben beziehen sich auf das Verhältnis von Käufen und Verkäufen der 100 meistgehandelten Aktien im Scalable Broker zwischen dem 27.06.2025 und 03.07.2025.
Nike steckt weiterhin im Formtief. Im Ende Mai abgeschlossenen Geschäftsjahr 2024/25 ist der Umsatz währungsbereinigt um 9 % auf 46,3 Mrd. $ gesunken, und der Nettogewinn sogar um 44 % auf 3,2 Mrd. $ eingebrochen. Dennoch setzte die Aktie nach der Bilanzvorlage zu einem 20-Prozent-Spurt an: Die Börse hatte mit noch schwächeren Zahlen gerechnet.
Von einer Trendwende ist indes wenig zu sehen. Weil man einstige Verkaufsschlager wie den „Air Force 1” oder den „Air Jordan 1” inzwischen nur noch mit Rabatten los wird, ist die Rohmarge im Schlussquartal von 44 % auf 40 % gefallen. Gleichzeitig sitzt der weltgrößte Sportartikelhersteller nach wie vor auf Lagerbeständen von 7,5 Mrd. $. Viel Arbeit also für CEO Elliott Hill. Der im Herbst aus dem Ruhestand zurückgeholte Nike-Veteran muss nicht nur die ramponierten Beziehungen zum Fachhandel kitten, sondern auch das Sortiment neu ausrichten.
Während Adidas unter Bjørn Gulden mit Retro-Lifestyle-Sneakern schnell wieder in die Spur gefunden hat, will Nike mit einer Sport-Offensive punkten. So zielt die neue Generation des Laufschuhs „Pegasus“ mit dreilagig gedämpfter Sohle auf ambitionierte Läufer ab – die sich in den letzten Jahren vermehrt für junge Marken wie On Running oder die Deckers Outdoor -Tochter Hoka entschieden haben. Übrigens haben sich OAWS-Host Noah Leidinger und Chief Economist Christian W. Röhl im Podcast Asset Class über dieses Thema unterhalten. Mehr dazu in dieser Folge.
Immerhin ist durch das Zollabkommen zwischen den USA und Vietnam, wo ein Großteil der Nike-Kollektion gefertigt wird, ein Unsicherheitsfaktor verschwunden. Einstweilen notiert die Aktie auf Dollar-Basis noch immer mehr als 55 % unter ihrem Hoch aus 2022 – und ist trotzdem kein Schnäppchen. Für ein Kurs/Gewinn-Verhältnis von 22, mit dem Nike vor der Pandemie zeitweise bewertet war, müssten unter dem Strich wieder mehr als 3,00 $ Gewinn je Aktie hängen bleiben. Das sehen Analysten aber frühestens 2028.
Am 9. Juli ist es soweit: Die 90-tägige Frist, für die Donald Trump seine Anfang April auf Einfuhren aus aller Welt verkündeten „reziproken Zölle“ zunächst ausgesetzt hat, läuft ab – ohne dass sich bislang allzu viel getan hätte. Einen umfassenden „Deal“ gibt es Stand jetzt nur mit Vietnam (20 % auf alles, außer Waren aus Drittländern, da sind’s 40 %). Mit Großbritannien wurden einige Eckpunkte fixiert und mit China hat man sich auf ein reichlich diffuses Rahmenabkommen geeinigt. Das war’s. EU? Japan? Kanada? Fehlanzeige, Beziehungsstatus „Es ist kompliziert“.
An den Aktienbörsen herrscht unterdessen geradezu gespenstische Gelassenheit. Der S&P 500 hat das turbulente erste Halbjahr auf einem neuen Allzeithoch beendet und ist seither weiter gestiegen – klarer Ausdruck der Erwartung, dass der US-Präsident entweder einknickt oder seinen Kontrahenten auf den letzten Drücker ein paar symbolische Zugeständnisse abringt, die sich als „Big Winning“ verkaufen lassen. Ein durchaus gewagtes Kalkül, schließlich ist Trump immer für eine überraschende Inszenierung gut.
So wie am Montag, als er seine Sprecherin einen Zettel mit den Leitzinsen in 44 Ländern von Albanien bis Trinidad und Tobago in die Kamera halten ließ – darauf mit fettem Filzer der ultimative Appell an Fed-Chef Jerome Powell, die derzeit bei 4,25–4,50 % liegenden Dollar-Zinsen auf ein Niveau zwischen Japan (0,50 %) und Dänemark (1,75 %) zu senken. Die Reaktion der Märkte folgte prompt: Der „Greenback“ fiel gegenüber dem Euro auf den tiefsten Stand seit drei Jahren.
Für Furore sorgen derweil die US-Großbanken, die nach den Ergebnissen der jüngsten Stresstests weniger Kapital vorhalten müssen, um die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen. Das schafft Spielräume für forcierte Aktienrückkäufe und satte Dividenden-Anhebungen: JPMorgan will den Aktionären im nächsten Jahr 7 % mehr überweisen, Goldman Sachs zahlt sogar 33 % mehr Dividende. Hoffen wir nur, dass die Kapitaldecke auch dann noch komfortabel genug ist, wenn der Stress irgendwann vielleicht nicht mehr nur ein Test ist …
Nehmen wir an, Sie sind L’Oréal oder Estée Lauder: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie die Rezeptur eines Ihrer Produkte in ein großes öffentliches Sprachmodell eingeben?
IBM-Chef Arvind Krishna erklärt im „Handelsblatt“, warum er auf spezialisierte KI-Modelle für Unternehmen setzt.
Tiefschlag für den deutschen Kapitalmarkt: Mit dem Medizintechniker Brainlab hat nach dem Autoteilehändler Autodoc binnen weniger Tage das zweite Unternehmen seinen Börsengang abgebrochen. Vorstandschef Rainer Birkenbach verweist Medienberichten zufolge auf „geopolitische Unsicherheiten“, die auf den Märkten lasten – aber dieses Narrativ ist angesichts der jüngsten Index-Rekorde wenig glaubwürdig.
Eher scheint es, als schielen Firmen, Altaktionäre und Investmentbanken ein bisschen zu gierig auf die Bewertungen in den USA. Doch die gibt das von der Risiko- und Investment-Kultur her unterentwickelte Frankfurter Parkett eben nicht her. Schon gar nicht, nachdem viele Börsenneulinge der letzten Jahre nicht nur das Klischee „IPO = It's probably overpriced“ bestätigt haben, sondern auch qualitativ nicht börsenreif waren.
Vielleicht sollten die Akteure auch in puncto IPO-Strategie mal in die USA schauen. Beispiel Coreweave: Nachdem der KI-Hyperscaler Ende März festgestellt hatte, dass man keine x-fache Überzeichnung am oberen Ende der Bookbuilding-Spanne hinkriegt, wurde der Börsengang nicht etwa abgeblasen. Sondern man hat, wie das in der Marktwirtschaft eben so läuft, sowohl das Volumen als auch den Preis gesenkt – und den Deal durchgezogen.
Mit dem Glück des Tüchtigen notiert die Aktie heute mehr als dreimal so hoch wie zum IPO. Die Bewertung mit dem 27-fachen Umsatz ist schwindelerregend, aber mit der Börsennotierung im Rücken kann Coreweave mit der Übernahme des Bitcoin-Miners Core Scientific bereits den nächsten strategischen Schritt machen – und wenn das Investorenvertrauen bestätigt wird, dürfte man bei künftigen Aktienverkäufen ungleich mehr Geld einspielen als mit einem Börsengang zu den ursprünglich geplanten Konditionen.
Sind ETFs ein langfristiges Risiko für die Börse? Was wird aus meinen Investments, wenn die USA zum autokratischen Staat werden? Und warum bleiben so viele große deutsche Konzerne der Börse fern?
In der aktuellen Q&A-Folge unseres Podcasts Asset Class beantwortet Christian W. Röhl wieder aktuelle Fragen aus der Community.
Hier geht es zum Video auf YouTube – außerdem ist die Episode natürlich überall zu hören, wo es Podcasts gibt.
„36 Grad und es wird noch heißer …“, der Sommerhit aus dem Jahr 2007 ist gerade mal wieder in aller Ohren. Und wer nicht zu entspannten Beats am See chillen kann, ist dieser Tage vielleicht lieber im Office als daheim – denn während immerhin die Hälfte der Büro- und Verwaltungsgebäude in Deutschland klimatisiert ist, verfügt nicht einmal jeder fünfte Privathaushalt zumindest über ein mobiles Kühlaggregat.
Ganz anders die Situation in den USA, wo Klimaanlagen zur Grundausstattung von Immobilien gehören und Heizungsbauer gleichsam Klima- und Lüftungstechniker sind. Einer der führenden Systemanbieter im HVAC (Heating, Ventilation, Air Conditioning) genannten Geschäft mit Wärme und Kälte ist die börsennotierte Carrier Group. Das Unternehmen geht zurück auf den Tüftler Willis H. Carrier (1876-1950), der eigentlich nur die hohe Luftfeuchtigkeit in einer Druckerei senken wollte – dabei aber eine 1906 patentierte Apparatur erfand, die praktischerweise auch gleich kühlen konnte.
Heute macht Carrier über 23 Mrd. $ Umsatz und ist neuerdings auch auf dem deutschen Markt stark präsent: Im vergangenen Jahr hat der US-Konzern für 13 Mrd. $ die Wärmepumpen-Sparte der deutschen Viessmann-Gruppe übernommen und sich damit gleichsam den Zugang zu einem weit verzweigten Netzwerk von Handwerkspartnern gesichert – ein wichtiger Erfolgsfaktor für den Vertrieb des kompletten HVAC-Sortiments.
Seit der 2020 mitten im Corona-Crash vollzogenen Abspaltung vom Mischkonzern United Technologies (heute RTX Corp.) hat sich die Carrier-Aktie auf Dollar-Basis mehr als versechsfacht. Allzu viel heiße Luft ist aber nicht enthalten: Auch wegen der global zunehmenden Hitzewellen rechnen Analysten für die nächsten Jahre mit zweistelligen Zuwächsen beim Ergebnis je Aktie – wodurch sich die aktuelle Bewertung mit dem 24-fachen des für 2025 erwarteten Gewinns relativiert. Auch die Rückführung der im Zuge des Viessmann-Deals auf zeitweise 16 Mrd. $ angewachsenen Schulden läuft planmäßig.
Deutschland sitzt auf dem Trockenen – und das liegt nicht an der aktuellen Hitzewelle: Schon im Frühjahr hat es zu wenig geregnet. Die Grundwasserstände sind mancherorts so niedrig, dass Grünflächen nur noch eingeschränkt bewässert werden dürfen. Gleichzeitig führen Rhein, Elbe und Donau streckenweise so wenig Wasser, dass Binnenschiffer bereits die Ladung reduzieren müssen, um den Tiefgang zu verringern.
Umso essentieller ist ein sorgsamer Umgang mit der Ressource Wasser – und das nicht nur hierzulande, sondern global. Eine Schlüsselrolle dabei kommt Unternehmen wie Xylem oder Pentair zu, die mit ihren Pumpen, Filtern und Steuerungssystemen dafür sorgen, dass Wasser vor allem in der Industrie effizient eingesetzt und möglichst vollständig wiederaufbereitet wird. Auf den privaten Bereich fokussiert ist Geberit: Die Badezimmer- und WC-Keramik aus der Schweiz verbindet hochwertiges Design mit cleveren Innovationen zum Wassersparen. Badger Meter nimmt derweil Wasserversorger wie American Waterworks oder Veolia Environnement ins Visier und bietet u. a. Messtechnik und digitale Lösungen zur Fernüberwachung von Wassernetzen.
Vollständig abbilden lässt sich die Wertschöpfungskette der Wasser-Wirtschaft mit ETFs – die überdies auch Aktien aus Schwellenländern enthalten, wo sauberes Wasser eines der wichtigsten Entwicklungsziele ist. Neben dem Wachstumspotenzial liefert obendrein auch der Portfolio-Kontext Argumente für ein Investment: Im MSCI AC World sind die an der Schnittstelle zwischen Infrastruktur und industrieller Technologie angesiedelten Wasser-Werte mit nicht einmal 1 % gewichtet.
Entwicklung der Kosten von KI-Anwendungen vs. generierter Umsatz durch KI
Quelle: Blackstone, Mai 2025
Ob bei Adobe, das Künstliche Intelligenz fest in seine Programme integriert, oder bei Google, wo bereits 25 % des Codes von KI generiert werden – KI wird zunehmend Teil unseres Alltags.
Ein wesentlicher Treiber sind die sinkenden Entwicklungskosten: Haben bei ChatGPT-4 eine Million Tokens vor zwei Jahren noch 60 $ gekostet, sind es mit der aktuellen 4o-Mini-Version nur noch 0,60 $. Tokens dienen dabei als Maßeinheit für Textlänge und Abrechnung.
Auch das Training großer Sprachmodelle (LLMs) wird durch moderne Hardware wie Amazons Trainium 2-Chip immer günstiger und effizienter – und die neue Version steht bereits in den Startlöchern. Es ist zu erwarten, dass KI-Anwendungen künftig noch leistungsfähiger und kostengünstiger werden.
Im Marvel-Epos „Endgame“ mussten die Avengers, um den Bösewicht Thanos final zu besiegen, in Parallelwelten reisen – und zwar mit Quantentechnologie. Das ist natürlich Science Fiction, ganz im Gegensatz zur Technologie dahinter: Quantencomputer haben tatsächlich das Potential, unsere Zukunft zu revolutionieren.
Während herkömmliche Rechner mit Bits arbeiten, die entweder den Wert 0 oder 1 annehmen können, nutzt das Quantencomputing sogenannte Qubits. Diese können mehrere Zustände gleichzeitig darstellen und damit komplexe Simulationen und Probleme lösen, für die heutige Supercomputer Jahrhunderte brauchen würden. Aktuell sind Quantencomputer noch sehr groß und verursachen hohe Betriebskosten. Aber wir erinnern uns: Die Technologie, die 1969 Astronauten auf den Mond brachte, passt heute in ein Smartphone – und das Tempo des Fortschritts beschleunigt sich bekanntlich.
Auf der GTC-Konferenz in Paris erklärte NVIDIA-Chef Jensen Huang gerade, dass Quantencomputing in der Forschung und im Finanzsektor kurz vor dem Durchbruch steht. Spätestens jetzt rückt die Technologie also auch als Investment-Thema auf die Agenda. Mit IonQ, D-Wave Quantum oder Rigetti Computing gibt es allerdings nur wenige, gleichsam hoch riskante „Pure Plays“, weshalb der im Mai aufgelegte VanEck Quantum Computing UCITS ETF eine breitere Perspektive einnimmt. Ins Portfolio einbezogen werden können Unternehmen, die entweder 50 % ihres Umsatzes mit Quantentechnologie machen oder über mindestens fünf Patente im Zusammenhang mit Quantencomputing verfügen.
Auf diese Weise sind neben derzeit fünf börsennotierten Quanten-Start-ups (Anteil: 20%) auch Tech-Titanen wie Microsoft, Intel oder IBM mit von der Partie – wobei „Big Blue“ mit seinen Quanten-Anwendungen seit 2016 in Summe immerhin 1 Mrd. $ Umsatz erwirtschaftet hat. Insgesamt umfasst der ETF derzeit 30 Unternehmen, darunter mit LG, Hitachi, Samsung und Sony auch asiatische Technologie-Führer.
extraETF, die ICF Bank und die Börse Düsseldorf haben den Scalable MSCI AC World Xtrackers UCITS ETF zum „ETF des Monats“ gewählt. Seine strukturelle Outperformance dank der neuen hybriden Replikationsmethode sowie die breite Diversifikation über 47 Industrie- und Schwellenmärkte überzeugen anscheinend nicht nur Anlegende. Besonders attraktiv ist zudem die aktuelle Gesamtkostenquote von 0 % pro Jahr, die bis zum 10. Dezember 2025 angeboten wird; danach gilt die reguläre Gesamtkostenquote von 0,17 % pro Jahr. Wegen dieser besonderen Merkmale ist er derzeit der beste Welt-ETF. Mehr dazu erfahren Sie in diesem Beitrag von extraETF.
Freunde werben
Außerdem: Noch bis zum 17. Juli können Sie in der Scalable-App eine Freundin oder einen Freund werben und 50 € erhalten. Und nicht nur das: Auch die geworbene Person erhält 25 €, um mit dem Investieren durchzustarten. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.
Quellen: Scalable and dpa-AFX