Bits & Pieces
Edition #246 | 12.09.2025
Meistgehandelt | Märkte und Makro | Podcast | Christian W. Röhl | BMW | Afrika-ETFs | Chart der Woche
Große Schritte machen wir diese Woche. Denn: „Wir sind Bank!“ Was das heißt, erklärt Ihnen unser CEO Erik Podzuweit im Video. Außerdem: Warum sich unsere Kundschaft von Oracle getrennt hat – und wieso der Zeitpunkt vielleicht gut gewählt war –, was EU-Kartellstrafen für Alphabet bedeuten (Spoiler: fast nichts) und wie schwache Jobdaten plötzlich Rückenwind für die Märkte liefern.
Hinweis: Die Angaben beziehen sich auf das Verhältnis von Käufen und Verkäufen der 100 meistgehandelten Aktien im Scalable Broker zwischen dem 05.09.2025 und 11.09.2025.
Orakelhafte Wette
Vier Multimilliarden-Verträge mit drei unterschiedlichen Kunden – damit stieg der Kurs der Oracle-Aktie am Mittwochmorgen gen Himmel. Nach Veröffentlichung der Ergebnisse für das vergangene Quartal wurde Oracle-Günder Larry Ellison zum reichsten Menschen der Welt und löste kurzfristig Tesla-Chef Elon Musk ab.
Dass Oracle beim Umsatz sowie Gewinn pro Aktie die Markterwartungen verfehlte, schien Anlegende nicht zu interessieren. Oder sie messen den Versprechungen mehr Bedeutung bei als der Vergangenheit. Oracles Jahresumsatz soll sich, laut CEO Safra Catz, binnen fünf Jahren von aktuell 14,9 Mrd. $ auf 144 Mrd. $ vervielfachen.
Viele Tech-Unternehmen holen sich ihre Dosis Cloud-Infrastruktur von Oracle – zuletzt beispielsweise OpenAI. Weitere Partner sind die Tech-Riesen Alphabet sowie Amazon und sogar die japanische Regierung. Oracle verspricht noch einige weitere Milliardendeals in der kommenden Zeit zu verbuchen und füllt das Auftragsbuch auf unerwartete $455 Mrd. $, ein Anstieg um 359 % im Vergleich zum Vorjahr.
Bevor Sie aber einen Preis von rund 285 € pro Aktie zahlen, sollten Sie sich fragen: Ist der Kurs gerechtfertigt oder beruht er allein auf den Versprechungen von KI und zukünftigen Großaufträgen? Einen kühlen Kopf bewahren ist hier das Motto – schließlich sind die endgültigen Zahlen der Auftragsbestände noch nicht bilanziert und der wahre Wert muss sich erst noch beweisen.
100 % gegen Russland
Donald Trump will im Umgang mit Russland andere Saiten aufziehen: Der US-Präsident wünscht sich von der EU, dass sie Zölle in Höhe von 100 % gegen China und Indien verhängt. So sollen die Länder dafür bestraft werden, dass sie weiterhin russisches Öl sowie Erdgas kaufen und damit Geld in Moskaus Kriegskasse spülen. Die Trump-Administration selbst kündigte an, etwaige EU-Zölle gegen die beiden Länder mitzutragen.
Harte Sanktionen, insbesondere gegen den wichtigen Handelspartner China, dürften im europäischen Staatenbund aber kaum mehrheitsfähig sein. Ganz im Gegenteil versucht Brüssel derzeit eher, etwas Abstand zu Trump herzustellen. Vergangene Woche hat man beispielsweise unerwartet doch noch eine milliardenschwere Kartellstrafe gegen Alphabet verhängt und sich damit den Zorn des US-Präsidenten zugezogen.
Der Kurs der Alphabet-Aktie stieg trotzdem deutlich – immer noch beflügelt von den beendeten Kartellverfahren in den USA. Etwas nach unten ging es diese Woche hingegen für Apple. Beim iPhone-Event hatte man kein „one more thing“ aus dem KI-Bereich in der Hinterhand. Stattdessen gab es ein superdünnes iPhone, höhere Preise und einen Kopfhörer, der die eigene Herzfrequenz misst. Das Fazit der Wall Street: nicht genug.
Außerdem: Die US-Inflationsrate lag im August wie erwartet bei 2,9 % im Vergleich zum Vorjahresmonat – 0,2 Prozentpunkte höher als noch im Juli. Die derzeit für die US-Notenbank (Fed) noch wichtigere Kerninflation, die sehr volatile Güter wie Lebensmittel und Energie ausklammert, blieb mit 3,1 % unverändert. Das ist vom Inflationsziel 2 % zwar weit entfernt, die kurzfristige Geldpolitik der Fed dürfte sich jedoch nicht ändern. Die Märkte rechnen nach den zuletzt schwachen Arbeitsmarktzahlen fest damit, dass der US-Leitzins kommende Woche um mindestens 0,25 Prozentpunkte sinkt.
Die Europäische Zentralbank hat ihre Leitzinsen am gestrigen Donnerstag hingegen wie erwartet unverändert gelassen. Für sie besteht derzeit kein Handlungsdruck: Im August lag die Teuerungsrate im Euroraum bei 2,1 % im Vergleich zum Vorjahresmonat – nur knapp über dem erklärten Inflationsziel von 2 %.
Ein echter Klassiker aus unserem Archiv: Diese Folge ging erstmals im Januar 2025 live. Jetzt holen wir sie für unsere Serie „Asset Class Classics“ zurück ins Rampenlicht.
In der ersten Episode der Asset Class sprach Timotheus Höttges, CEO der Deutschen Telekom, mit Christian W. Röhl unter anderem über:
- Spannende Einblicke in den wachstumsstarken US-Markt
- Wie die Milliardeninvestitionen in Kundenservice, Netze und Technologie sich rechnen
- Warum die Dividende der Telekom an deutsche Anlegende steuerfrei ausgezahlt wird
Hier geht's zum Video auf YouTube und zur Podcast-Version auf Spotify oder Apple Podcasts.
Goldrausch endlich auch bei Minen-Aktien
KI-Revolution hin, europäischer Aufbruch her – das Investment der Stunde bleibt Gold. Erst am Mittwoch hat die Feinunze bei 3.674 $ ein neues Allzeithoch erklommen und damit allein 2025 rund 38 % zugelegt. Aus der Euro-Perspektive zehrt zwar der schwache Dollar an der Performance. Doch auch in heimischer Währung lässt das älteste Asset der Welt mit 25 % Plus sogar den in diesem Jahr bullenstarken DAX (+18 %) weit hinter sich.
Der allerdings erwirtschaftet kontinuierlich Dividenden, während Gold nur herumliegt. Wer das Edelmetall-Narrativ mit unternehmerischer Wertschöpfung und laufenden Erträgen verbinden will, kann zu Goldminen-Aktien greifen – was indes lange Zeit ein schlechtes Geschäft gewesen ist: Während der Goldpreis sich von Anfang 2012 bis Ende 2024 verdoppelt hat, ist der von der New Yorker Börse berechnete Minen-Index NYSE ARCA Gold Bugs in diesen 13 Jahren sogar inklusive Dividenden um ein Drittel abgesackt.
Keine Spur also vom „natürlichen Hebel“ auf den Goldpreis. Stattdessen haben gestiegene Kosten für Personal, Maschinen und Energie sowie zunehmende (Umwelt-)Auflagen bei der Erschließung neuer Vorkommen vielen Minen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Hinzu kamen gerade bei Branchengrößen wie Newmont oder Barrick ebenso teure wie komplexe Übernahmen, deren viel beschworene „Synergieeffekte“ sich wie so oft nicht materialisiert haben.
Jenseits von 3.000 $ je Unze fallen die Kosten- und Management-Defizite jedoch nicht mehr so stark ins Gewicht. Folgerichtig hat auch die Börsenstimmung gedreht. Seit Jahresanfang liegt der „Gold Bugs“-Index mehr als 100 % im Plus. Gleichzeitig erscheint die Bewertung mit dem 15-fachen der laufenden Firmengewinne moderat. Wenn der Goldrausch anhält, – wofür mit Blick auf die Welt- und Wirtschaftslage ja einiges spricht – dürften Minen-Aktien also erst einmal weiterhin überproportional profitieren und damit auch ihren steuerlichen Nachteil wettmachen: Denn während physisches Gold (genauso wie physisch hinterlegte ETCs mit Auslieferungsoption) in deutschem Privatvermögen nach zwölf Monaten steuerfrei ist, greift der Fiskus bei Aktiengewinnen unabhängig von der Haltedauer immer zu.
Freude am elektrischen Fahren
Bundeskanzler Friedrich Merz und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder beendeten ihren Rundgang auf der diesjährigen Münchner Automesse IAA bei BMW. Dort wartete der neue iX3 auf sie. Der elektrische SUV ist das erste Modell der „Neuen Klasse“ und verspricht kurze Ladezeiten sowie eine Reichweite von über 800 Kilometern. Das gelingt BMW angeblich dank einer Kombination aus 800-Volt-Technik und dem erstmaligen Einsatz von Rundzellen-Akkus. Damit folgt der bayerische Autobauer dem Beispiel Teslas. Der E-Auto-Pionier nutzt diese Batterien bereits seit 2006, als der erste Tesla Roadster vorgestellt wurde.
In den 1960ern rettete die ursprüngliche „Neue Klasse“ BMW vor der Pleite. Nun will sich der Autobauer mit dem alten Slogan noch einmal neu erfinden. Neben der nächsten Modellgeneration steht bei BMW auch ein Nachhaltigkeitskonzept im Fokus: Der iX3 wird in einem ungarischen Werk hergestellt, das im regulären Betrieb ohne fossile Brennstoffe auskommt. Der Strom für die neue Plattform wird dabei aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen, was die CO2-Emissionen in der Produktion um rund zwei Drittel senken soll. Den grünen Anstrich lässt sich BMW aber teuer bezahlen: Die nackte Version des iX3 ist ab stolzen 69.000 € erhältlich.
Trotzdem ist nicht alles gut: BMW ließ auch durchblicken, dass sich US-Zölle und ein schwaches Geschäft in China negativ auf das dritte Quartal auswirken würden. Der Aktienkurs reagierte entsprechend.
Die Saga vom deutschen Auto
Neuzulassungen in Deutschland sortiert nach Marken für 2025

Quelle: Kraftfahrt-Bundesamt
Mit 375.403 Neuzulassungen hat Volkswagen im bisherigen Jahr mit Abstand die meisten Autos auf Deutschlands Straßen gebracht. Die Zahlen der Unternehmenstöchter Škoda und Audi zementieren die Vormachtstellung des VW-Konzerns weiter. Währenddessen liefern sich Mercedes und BMW mit einer Differenz von ungefähr 8.000 Neuzulassungen ein enges Rennen um den zweiten Platz.
Fest steht: Die Deutschen lieben deutsche Autos. Leider spielt der heimische Markt für die deutschen Autohersteller aber nur eine untergeordnete Rolle. Der wichtigste Absatzmarkt ist mittlerweile China. Dort hat Volkswagen 2024 knapp drei Millionen Fahrzeuge ausgeliefert. Aber gerade in der Volksrepublik verlieren die Deutschen an Boden. Das schlägt sich auch in den globalen Zahlen nieder: Zum ersten Mal seit Jahrzehnten ist der Marktanteil deutscher Hersteller weltweit auf unter 20 % gefallen. Bei E-Fahrzeugen sieht es besonders schlecht aus. Konkurrenten wie Tesla oder BYD fahren VW, Mercedes und Co. zunehmend davon.
Und auch in der BMW-Heimatstadt tritt die Volksrepublik immer selbstbewusster auf: Mit über 116 Herstellern und Zulieferern sind die Chinesen auf der Münchner Automesse IAA die größte nicht-deutsche Ausstellergruppe. Dazu kommt, dass der Marktanteil von chinesischen Fahrzeugen in Europa seit 2024 von 2,8 % auf 4,7 % angewachsen ist.
Die Wiege der Menschheit
Seit hunderttausenden Jahren existieren in Ostafrika Homo Sapiens. Die Kapitalmärkte Afrikas stecken jedoch noch immer in den Kinderschuhen. Dementsprechend schwierig ist es, in junge und schnell wachsende Volkswirtschaften wie Nigeria, Äthiopien oder Ägypten zu investieren.
Eine Ausnahme stellt das Schwellenland Südafrika dar. In Johannesburg, an der größten Börse des Kontinents, sind zahlreiche Unternehmen notiert. Das bedeutendste davon heißt Naspers. Dabei handelt es sich nicht nur um den größten Medienkonzern Afrikas. Über eine Tochter ist Naspers auch zu mehr als einem Fünftel an Tencent, dem nach Börsenwert wertvollsten Unternehmen Chinas, beteiligt. Neben dem Mediengiganten holt man sich mit einem ETF auf den MSCI South Africa noch weitere 28 Unternehmen physisch ins Depot – darunter mehrere Goldminen-Unternehmen wie Ashanti Gold oder Gold Fields.
Wer auf den gesamten afrikanischen Kontinent setzen möchte, kann das mit synthetisch replizierenden ETFs tun. Der Xtrackers MSCI EFM Africa Top 50 Capped bildet beispielsweise die Performance der 50 größten afrikanischen Aktienunternehmen nach. Im zugrunde liegenden Index sind südafrikanische, marokkanische, ägyptische und ghanaische Titel enthalten. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt der ETF Amundi Pan Africa. Sein Index bildet je die größten zehn Aktienunternehmen aus Nord-, Zentral- und Südafrika ab – insgesamt also bis zu 30 Titel. In beiden Fällen ist das Gewicht einzelner Unternehmen auf 10 % begrenzt. Trotzdem sind die Indizes stark konzentriert: Die acht größten Werte kommen zusammen jeweils auf mehr als die Hälfte des Indexgewichts.
Steuern beim Investieren minimieren?
Wir haben da was: In der Investor Academy – Advanced zeigen wir Ihnen weitere Tipps und Tricks zum Investieren und wie Sie Ihre Anlagestrategie optimieren können. Hier geht es zur Investor Academy. Und die konkrete Folge zur Steuerminimierung finden Sie hier.
Wir sind Bank.
Die wichtigsten Informationen für Sie zusammengefasst:
- Scalable Capital hat von der Europäischen Zentralbank (EZB) die Vollbanklizenz erhalten.
- Wir zahlen den EZB-Einlagenzins von 2 % p.a.* (variabel) auf PRIME+ Guthaben in unbegrenzter Höhe und auf FREE Guthaben bis 100.000 €.
- Unser Finanzierungsangebot bietet attraktive Kreditzinsen von 3,24 % p.a. (variabel, PRIME+).
Mehr Infos dazu finden Sie im folgenden Video-Interview oder hier.
Video

Wir sind Bank. Was als digitaler Vermögensverwalter begann, wurde schnell um einen Broker für Aktien, ETFs & Co. erweitert und zu einer Investmentplattform ausgebaut. Nun haben wir die Vollbanklizenz erhalten, um Ihre Finanzen an einem Ort zu vereinen.
Im Interview mit unserem Co-CEO und Gründer Erik Podzuweit und Head of Content Katharina Brunsendorf werfen wir einen Blick hinter die Kulissen unserer Entwicklung, sprechen über unseren Weg bis zum jüngsten Meilenstein und geben einen Ausblick auf das, was jetzt kommt.
Hier geht's zum Video auf YouTube.
Einer für alles
Die ganze Welt der Aktien in einem ETF? So etwas gibt es nicht – aber fast. Der Index FTSE All-World deckt mehr als 90 % des weltweit investierbaren Aktienmarktes ab. Enthalten sind über 4.200 große und mittelgroße Unternehmen aus Industrieländern wie den USA, Deutschland oder Japan, aber auch aus Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien. Lediglich kleine Firmen sowie Unternehmen aus Ländern mit wenig entwickelten Kapitalmärkten (Frontier Markets) fehlen im Index.
Mit 0,15 % laufenden Kosten pro Jahr ist der Invesco FTSE All-World der derzeit günstigste ETF, der diesen Weltindex nachbildet. Wie das gelingt? Der ETF nutzt das sogenannte Sampling-Verfahren. Das heißt, er kauft nur eine repräsentative Auswahl der im Index enthaltenen Aktien. Das führt in der Regel zu weniger Transaktionen und hilft, die Kosten niedrig zu halten. Die Diversifikation leidet darunter kaum. Mit Ende Juli knapp 2.400 enthaltenen Titeln ist der ETF noch immer sehr weit gestreut. Und beliebt ist das Produkt auch: Derzeit kommt die thesaurierende Variante des ETFs auf ein Fondsvolumen von mehr als 2,18 Mrd. € (Stand: 09.09.2025). Bei einer Anlage in diesen Fonds handelt es sich um den Erwerb von Anteilen an einem passiv verwalteten, indexnachbildenden Fonds und nicht um den Erwerb der Vermögenswerte, die vom Fonds gehalten werden.
Quellen: Scalable and dpa-AFX