Bits & Pieces
Edition #256 | 21.11.2025
Meistgehandelt | Märkte und Makro | Podcast | Alphabet | Chart der Woche | US-Nebenwerte-ETFs
Palantir-Gründer Peter Thiel hat sein Big-Data-Unternehmen nach den sehenden Steinen aus dem Fantasy-Epos „Der Herr der Ringe“ benannt. Vielleicht hat Thiel wirklich so einiges im Blick. Im dritten Quartal stieg sein Hedgefonds nämlich komplett bei NVIDIA aus. Nun zieht ein KI-Sturm auf, den womöglich nicht einmal die guten Quartalszahlen des Chip-Giganten überstrahlen können. Den richtigen Riecher hatte auch Berkshire Hathaway: Die Investment-Holding von Warren Buffett investierte im dritten Quartal fast 5 Mrd. $ in Alphabet und kann sich nach dieser Woche über ein sattes Plus freuen. Falls Sie die Nase voll von Big-Tech haben und noch etwas suchen, um sich die Wartezeit bis zum Release von GTA VI zu vertreiben: US-Nebenwerte locken mit attraktiven Bewertungen.
Verkauft
Hinweis: Die Angaben beziehen sich auf das Verhältnis von Käufen und Verkäufen der 100 meistgehandelten Aktien im Scalable Broker zwischen dem 14.11.2025 und 20.11.2025.

Es wurde viel über eine KI-Blase gesprochen, doch aus unserer Perspektive sieht die Sache völlig anders aus.
NVIDIA-CEO Jensen Huang im Earnings Call zu den Q3-Zahlen
Im Auge des KI-Sturms
Seit das Börsenwetter vergangene Woche umschlug, ist der Himmel düster und das Meer wild. Orientierungslos treiben kleine Boote und große Schiffe über die Wellen: steigende Kurse, fallende Kurse. Die Angst vor einer KI-Blase treibt sie voran. Orientierung und Hoffnung spendet nur ein einsames Licht am Horizont: NVIDIA.
Mit seinen Zahlen für das dritte Quartal hat der Chip-Gigant wieder einmal alle Erwartungen aus dem Wasser geschlagen: Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 62 % auf 57 Mrd. $ – rund 2 Mrd. $ mehr als angenommen. Und das, obwohl NVIDIA aufgrund von US-Ausfuhrbeschränkungen noch immer so gut wie keine KI-Chips nach China verkauft. Auch das Ergebnis pro Aktie lag mit 1,30 $ über den bereits hohen Prognosen der Wall Street. Hinzu kamen starke Aussichten auf das laufende Quartal.
Diese guten Nachrichten verliehen den Aktienmärkten zunächst Rückenwind, bevor am Donnerstag erneut das Wetter umschlug: Der verspätete US-Arbeitsmarktbericht für September fiel mit 119.000 neu geschaffenen Jobs mehr als doppelt so stark aus wie erwartet. Das deutet darauf hin, dass die US-Notenbank ihren Leitzins im Dezember nicht absenken wird. Für die Märkte ein bearishes Signal. Der Tech-Ausverkauf setzte sich fort und NVIDIA und Co. gaben ihre zwischenzeitlichen Kursgewinne wieder ab.
Bei den Profis hat sich der KI-Wind ebenfalls gedreht: In einer Umfrage der Bank of America unter Fondsmanagerinnen und -managern sind größere Zweifel an der Investmentstrategie von Big Tech abzulesen. Die Sorge: Riesige Ausgaben für Rechenzentren, Kraftwerksprojekte und NVIDIA-Chips machen einst hauptsächlich auf Software basierende Geschäftsmodelle (Asset-Light) zunehmend schwerfällig und kapitalintensiv.
Der Bitcoin geriet diese Woche unter schweren Seegang und sackte unter die Marke von 90.000 $ ab. Ist das nur ein kleines Abtauchen oder der Beginn eines Bärenmarkts? Bitcoin ist hochvolatil und korrigierte selbst in Bullenmärkten häufig um über 30 %. Für einen beginnenden Bärenmarkt spricht jedoch die historische Beobachtung, dass auf drei gute Bitcoin-Jahre häufig ein Verlustjahr folgt.
Er ist ein ETF-Profi und hat die Revolution der Geldanlage in Deutschland von der ersten Stunde an miterlebt: Thomas Meyer zu Drewer, Head of Public Distribution Deutschland & Österreich bei Amundi. In dieser Episode von Asset Class blickt Chief Economist Christian W. Röhl gemeinsam mit ihm auf die Geschichte des ETFs.
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Wer suchet, der googelt
Der KI-Rally geht seit vergangener Woche langsam die Puste aus, doch Google-Mutter Alphabet stellt sich gegen den Trend. Das Unternehmen blieb auch diese Woche von Kursverlusten verschont und konnte sogar zulegen. Die Gründe dafür: Unter den Hyperscalern weist Alphabet einen besonders starken Free Cashflow auf und ist netto schuldenfrei.
Auch an der Produkt-Front liefert Alphabet derzeit ab. Vor einigen Tagen wurde Gemini 3 präsentiert. Die neue Version des KI-Chatbots soll nicht nur besser mit verschiedenen Medienarten wie Videos und Bildern arbeiten, sondern auch mathematische Formeln visuell darstellen können. Parallel dazu wurde die Coding-Plattform Google Antigravity vorgestellt, mit der spezialisierte KI-Agenten, die das Programmieren für einen übernehmen, erstellt und verwaltet werden können.
Aller guten Dinge sind drei: Google stellte auch seinen neuen integrierten KI-Agenten zur Reiseplanung vor. Dieser soll es ermöglichen, direkt über die Suchmaschine Flüge und Hotels zu buchen und so die komplette Reiseplanung in einem einzigen Tool zu bündeln. Damit könnte auch das Ads-Geschäft noch weiter angekurbelt werden, da User länger auf Google bleiben und dort Werbung ausgespielt bekommen. Die Suchmaschine ist damit noch einen Schritt weiter, die Plattform für alles zu werden. Bei Reiseplattformen wie Booking oder Expedia sorgte das für Kursturbulenzen.
Oh shit, here we go again
Anteil von GTA am Gesamtumsatz von Take-Two Interactive

Quelle: Take-Two Interactive, Umsätze nach Geschäftsjahr (beginnt abweichend am 1. April)
Grand Theft Auto VI könnte der bisher größte Release in der Geschichte der Gaming-Branche werden. Doch Fans der Spielreihe müssen sich noch etwas gedulden, bevor sie ihr Fahndungslevel in Vice City hochtreiben können. Eigentlich hätte GTA VI noch dieses Jahr erscheinen sollen, Anfang November wurde das Release-Datum aber auf Ende 2026 verschoben. Nach der Meldung ging der Aktienkurs von Take-Two Interactive – dem Unternehmen hinter Spielereihen wie Red Dead Redemption, Borderlands und eben auch GTA – zwar runter, doch der Game-Publisher kann es sich leisten. Es ist immerhin nicht sein erstes Rodeo.
Bereits GTA V wurde von der Community heiß erwartet und schlug trotz einer Verzögerung von einem halben Jahr beim Release ein wie eine Bombe. Im September 2013 erschien das Videospiel für die PlayStation 3 sowie die Xbox 360 und führte bei MediaMarkt, Saturn und Co. regelrecht zu einem Überfall auf die Regale: In den ersten drei Tagen erzielte Take-Two mit GTA V einen Umsatz von 1 Mrd. $ – ein neuer Branchenrekord. Für das Geschäftsjahr 2014 trug die Spielereihe fast 70 % zum Gesamtumsatz bei.
Mehr als ein Jahrzehnt später macht GTA noch immer über ein Achtel des Umsatzes von Take-Two aus und ist für drei Generationen an Spielekonsolen und für den PC verfügbar. Vor allem der Online-Modus von GTA V sorgt mit In-Game-Käufen weiterhin für verlässliche Einnahmen. Einige Quellen nennen es sogar das bisher umsatzstärkste Videospiel aller Zeiten. Da darf der sechste Haupttitel der Spielereihe nicht enttäuschen. Die Erwartungen sind extrem hoch: Das Venture-Capital-Unternehmen Konvoy rechnet für den Release von GTA VI sogar mit einem Umsatz von 7,6 Mrd. $ in den ersten zwei Monaten – das wäre erneut ein beispielloser Rekord.
Zwergenaufstand
Viel Zukunftsfantasie, aber auch extrem hohe Bewertungen: KI hin oder her, Big Tech wird nicht ewig das Zugpferd für den US-Aktienmarkt bleiben können. Zuletzt mussten Technologietitel bereits Federn lassen. So ein Tech-Rücksetzer könnte anderen Sektoren jedoch endlich die Gelegenheit geben, aufzuschließen.
Mit Marktbreite konnte die Aktienrally an der Wall Street zuletzt nämlich nicht glänzen. In den vergangenen fünf Jahren legte der S&P 500 um über 80 % zu. Wie stark einige wenige Tech-Werte dafür verantwortlich waren, zeigt der Blick auf den S&P 500 Equal Weight, dessen Kursplus nur etwas mehr als 50 % betrug. In diesem Index sind alle 500 enthaltenen Unternehmen gleichgewichtet. Der Aktienkurs des Konservenherstellers Campbell Soup Company oder des Sportbekleidungsunternehmens Under Armour beeinflusst ihn also genauso stark wie ein Kurssprung bei NVIDIA.
Sollte es zu einer echten Sektorrotation kommen, könnten niedrig bewertete Nicht-Tech-Titel davon profitieren. Noch größer ist das Aufholpotenzial womöglich in der zweiten oder dritten US-Börsenliga. In diese lässt sich mit ETFs auf Indizes wie den S&P SmallCap 600 oder den Russell 2000 investieren.
Und noch etwas spricht für Nebenwerte aus den USA: Kleinen Unternehmen fällt es in der Regel schwerer, sich zu finanzieren. Das bedeutet, dass sie stärker als Großkonzerne von einem niedrigeren Zinsniveau profitieren. Und genau das strebt US-Präsident Donald Trump an, der aller Voraussicht nach im kommenden Jahr eine Person im Chefsessel der US-Notenbank platzieren dürfte, die ebenfalls eine lockere Geldpolitik pflegen wird.
Beyond the Noise
Diageo leidet noch immer unter einem Kurskater. Der Umsatz stagniert seit Jahren und der Gewinn schrumpft. Einer der Gründe: Gerade junge Leute machen zunehmend einen Bogen um Johnnie Walker, Smirnoff, Baileys und die anderen Diageo-Marken. Es gibt aber einen neuen Barkeeper, der wieder Schwung in den britischen Spirituosengiganten bringen will.
Außerdem: Was steckt hinter dem November-Blues an den Börsen und welche Chancen bieten sich in den Tiefen von Uranminen? Das alles erfahren Sie in unserer aktuellen Folge von Beyond the Noise auf YouTube.
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Quellen: Scalable and dpa-AFX