Edition #228 | 09.05.2025
Meistgehandelt | Märkte und Makro | Christian W. Röhl | Podcast | Disney | ETFs im Fokus | Chart der Woche
Die japanische Aufräumexpertin Marie Kondo empfiehlt, alles loszulassen, was nicht glücklich macht. Bei der Kundschaft von Hims & Hers sind das häufig ein paar überflüssige Pfunde. Bei Donald Trump könnte es womöglich der unerfüllte Wunsch nach niedrigeren Leitzinsen sein, der ihn zunehmend unglücklicher werden lässt. Derzeit hält der „Puppenspieler in Chief“ die Fäden aber fester denn je in der Hand. Souveräner beim Loslassen ist da Warren Buffett, der Ende dieses Jahres das Ruder bei Berkshire Hathaway abgeben wird – unser Chief Economist Christian W. Röhl hat der Börsenlegende diese Woche seine Kolumne gewidmet. Außerdem: Kinderdepots im Scalable Broker, ein neues Disneyland, die Vorzüge von Private Equity und Osteuropa sowie Gründe, den Sommer über investiert zu bleiben.
Hinweis: Die Angaben beziehen sich auf das Verhältnis von Käufen und Verkäufen der 100 meistgehandelten Aktien im Scalable Broker zwischen dem 02.05.2025 und 08.05.2025.
Wer an erektiler Dysfunktion oder einer Geschlechtskrankheit leidet, geht damit ungern zum Hausarzt, der gleich um die Ecke wohnt. Aus Scham im Umgang mit peinlichen Gesundheitsproblemen hat Hims & Hers ein Erfolgsmodell gemacht. Das US-amerikanische Telemedizin-Unternehmen bietet Online-Sprechstunden mit diskreten Ärztinnen bzw. Ärzten an, Rezepte können direkt in der angeschlossenen Online-Apotheke eingelöst werden und die Zustellung von Medikamenten erfolgt in neutralen Paketen.
Mittlerweile geht es bei Hims & Hers in erster Linie ums Abnehmen. Das Unternehmen hat personalisierte Medikamente im Angebot, die ähnlich wie die berühmten Fett-weg-Spritzen funktionieren und durfte zeitweise auch günstige Kopien der patentierten Medikamente von Novo Nordisk und Eli Lilly herstellen. Der Grund: Die Pharmaunternehmen konnten die Nachfrage in den USA vorübergehend nicht decken, weshalb die US-Behörden den Patentschutz einstweilen aussetzten. Das Ergebnis für Hims & Hers: Deutlich mehr Geschäft. Im abgelaufenen ersten Quartal wurde der Umsatz auf über 586 Mio. $ mehr als verdoppelt. Der Nettogewinn vervielfachte sich sogar von 11,1 Mio. $ auf 49,5 Mio. $.
Ein weiterer Grund für die starke Kursperformance der Aktie seit Ende April: Hims & Hers hat einen Deal mit Novo Nordisk, dem dänischen Vorreiter bei Abnehmspritzen, geschlossen. Für einen Paketpreis von 599 $ pro Monat soll die Kundschaft von Hims & Hers Zugang zu allen Dosierungen der Abnehmspritze Wegovy erhalten. Zepbound, das Konkurrenzprodukt von Eli Lilly, ist mittlerweile ebenfalls auf der Plattform verfügbar.
Wird Donald Trump auf seine alten Tage zum Konsumkritiker? Zwei, drei, vielleicht vier Puppen seien für kleine Mädchen in den USA genug, niemand brauche 30, sagte der US-Präsident vergangenes Wochenende im Interview mit dem Nachrichtensender „NBC“. Puppen und andere Kinderspielzeuge werden häufig in China gefertigt und könnten sich durch Trumps hohe Einfuhrzölle massiv verteuern. Womöglich sogar so sehr, dass sich Importe nicht mehr lohnen und die Regale in den Kauf- und Lagerhäusern der USA zunehmend leerer werden.
Um es nicht so weit kommen zu lassen, treffen sich dieses Wochenende Delegationen von China und den USA in Genf auf neutralem Boden. Eine kurzfristige Einigung sei nicht zu erwarten, meint Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Er rechnet damit, dass eine langfristige Lösung bei 25 bis 30 % US-Importzöllen liegen könnte. In diesem Bereich würde der Handel zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt zwar einbrechen, aber nicht komplett zum Erliegen kommen.
Mit dem Vereinigten Königreich sind die USA in den Verhandlungen schon weiter. Am Donnerstag hat Trump die Eckpfeiler des Handelsabkommens mit London im Weißen Haus vorgestellt. Bald soll es unterschriftsreif sein. Die Wall Street feierte den Deal und schob den US-Leitindex S&P 500 zeitweise über die Marke von 5.700 Punkten.
Trump braucht schnelle Einigungen, um die US-Wirtschaft nicht weiter zu belasten. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) könnte mit einer Leitzinssenkung die US-Wirtschaft ankurbeln und Trump somit Zeit erkaufen. Diesen Gefallen will ihm Fed-Chef Jerome Powell aber noch nicht machen. Am Mittwochabend hielt er den US-Leitzins unverändert in der Spanne von 4,25 bis 4,5 %. Die Inflationsrate in den USA sei noch immer zu hoch für eine Zinssenkung, so Powell. Außerdem hätten sich durch den Zollstreit weitere Unsicherheiten in Bezug auf die Inflation und den Arbeitsmarkt ergeben. Trump nannte Powell daraufhin einen Dummkopf. Die Fed hat ein doppeltes Mandat und soll sowohl Preisstabilität als auch Vollbeschäftigung gewährleisten.
Warren Buffett will sich zum Jahresende als CEO von Berkshire Hathaway zurückziehen. Das kam überraschend, schließlich wird der erfolgreichste Investor unserer Zeit dann ja „erst“ 95 Jahre alt sein. In einem Interview mit „NBC“ hatte er 2019 in puncto Pensionsgrenze noch auf Rose Blumkin verwiesen: Die Gründerin des Nebraska Furniture Mart (seit über 40 Jahren Teil von Berkshire) war erst mit 103 ausgeschieden…
Scherz beiseite. Es spricht für Buffett, dass er einen geordneten Übergang vollzieht, zumal er als Großaktionär an Bord bleiben will und auch sonst da sein wird, wenn er gebraucht wird („I would still hang around“). Zudem ist der als Nachfolger auserkorene Greg Abel bereits seit 1999 im Berkshire-Universum tätig und hat die unternehmerische DNA nicht nur verinnerlicht, sondern vor allem in den vergangenen zehn Jahren entscheidend mitgeprägt.
Berkshire Hathaway ist kein von einer Person abhängiger Hedgefund wie Bill Ackmans Pershing Square Holding, sondern ein breit diversifiziertes Konglomerat. Auch wenn Buffett nicht mehr CEO ist, wird Geico weiter Versicherungsprämien kassieren, Berkshire Energy Millionen Haushalte mit Strom versorgen, die Eisenbahn BNSF Fracht durchs Land karren und See’s Candies überzuckertes Peanut Brittle verkaufen. Das Aktien-Portfolio wird weiterhin Milliarden an Dividenden abwerfen und der auf knapp 350 Mrd. $ angeschwollene Cash-Berg weiter Zinsen generieren – bis sich eines Tages getreu dem Buffett-Credo „Buying wonderful companies at a fair price“ Gelegenheiten auftun, das Geld zu investieren.
Wie Buffett wird sich auch Abel dabei keinen Druck machen lassen. Gleichzeitig hat der künftige Frontmann angekündigt, den Konzern aktiver zu führen. Und obwohl es bei Berkshire operativ insgesamt gut läuft, gibt es durchaus einige Baustellen – etwa die hohen Beteiligungen am Nahrungsmittelhersteller Kraft Heinz und am Fracking-Spezialisten Occidental Petroleum. Auf spezielle Deals zu spekulieren und bei Aktien nur deshalb einzusteigen, weil man sich Aktivitäten seitens Berkshire Hathaway erhofft, war in der Vergangenheit allerdings selten erfolgreich. Ganz im Gegensatz zur Berkshire-Aktie, die sich allein in den vergangenen fünf Jahren nahezu verdreifacht und damit den S&P 500 (+110 % inkl. Dividenden) klar geschlagen hat.
Weltweit sind nur 12 % der Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 100 Mio. $ an der Börse gelistet. Die verbleibenden 88 % können Sie zumindest teilweise mit ELTIFs (European Long-Term Investment Funds) in Ihr Portfolio integrieren. In dieser Episode von „Asset Class – über Wachstum und Werte“ spricht unser Chief Economist Christian W. Röhl mit Jan-Frederik Modell von BlackRock darüber, wie der Private-Equity-Markt funktioniert und wie auch Sie jetzt mithilfe von ELTIFs an ihm teilhaben können.
Hier geht es zum Video auf YouTube – außerdem ist die Episode natürlich überall zu hören, wo es Podcasts gibt.
Der Zeitpunkt ist gekommen, an dem Greg zum Jahresende die Leitung des Unternehmens übernehmen sollte
Warren Buffett schlägt Greg Abel auf der Hauptversammlung von Berkshire Hathaway als seinen Nachfolger vor
Polen ist derzeit der Wirtschaftsmotor Osteuropas. Im vergangenen Jahr wuchs das polnische Bruttoinlandsprodukt (BIP) um knapp 2,9 %. Zum Vergleich: Über die gesamte EU hinweg lag das BIP-Wachstum lediglich bei 1,1 % – in Deutschland sogar bei -0,2 %. Auch an der Börse überzeugte Polen zuletzt: Der ETF iShares MSCI Poland hat seinen Kurs in den vergangenen fünf Jahren nahezu verdoppelt. Seit Jahresanfang kann kaum ein anderer Aktienmarkt mit der Performance des Polen-ETFs Schritt halten.
Wer sein Osteuropa-Investment etwas breiter aufstellen möchte, kann sich den Amundi MSCI Eastern Europe Ex Russia näher ansehen. Der ETF investiert in polnische Aktien, aber auch in Unternehmensanteile anderer osteuropäischer Schwellenländer wie Tschechien oder Ungarn, die ebenfalls tendenziell höhere BIP-Wachstumsraten aufweisen. Dieser ETF erzielte auf Fünfjahressicht sogar eine Rendite von mehr als 110 % und ist ebenfalls seit Jahresbeginn deutlich im Plus.
Mit seiner starken Exportwirtschaft und großen Industriebetrieben spielt die Wirtschaft Österreichs in einer anderen Liga: Das BIP pro Kopf in der Alpenrepublik ist mehr als doppelt so hoch wie in Polen oder Ungarn. Doch Österreich weist enge Verbindungen mit den Ländern Osteuropas auf – insbesondere über die Finanzbranche. Für den österreichischen Versicherer Uniqa beispielsweise ist Polen nach seiner Heimat der zweitwichtigste Markt. Mit einem ETF wie dem Xtrackers ATX auf den österreichischen Leitindex setzen Sie auf die 20 nach Marktkapitalisierung größten Unternehmen des Landes und ihren guten Draht in das aufstrebende Osteuropa.
Weltweit gibt es sechs Freizeitparks der Walt Disney Company: zwei in den USA, zwei in China, einen in Japan und einen in Frankreich vor den Toren von Paris. Nun soll auch ein Disneyland Abu Dhabi dazukommen. Die Entwicklung und der Bau des Freizeitparks wird voraussichtlich länger als tausend und eine Nacht dauern: Im Durchschnitt beanspruche die Planung ungefähr zwei Jahre und der Bau weitere fünf, so Disney-CEO Bob Iger. Darum kümmern soll sich das in den Emiraten ansässige Unternehmen Miral, das bereits den SeaWorld-Freizeitpark in Abu Dhabi betreibt.
Das neue Disneyland war aber nicht die einzige frohe Botschaft, die Iger diese Woche zu verkünden hatte. Auch mit seinen Quartalszahlen konnte der US-Unterhaltungskonzern positiv überraschen: Der Umsatz im zweiten abweichenden Geschäftsquartal stieg um 7 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 23,6 Mrd. $. Der Betriebsgewinn legte um 14 % auf 4,4 Mrd. $ zu und der bereinigte Gewinn je Aktie übertraf mit 1,45 $ die Markterwartungen von 1,20 $ deutlich. Für das Gesamtjahr rechnet man mit einem Anstieg des bereinigten Gewinns je Aktie um 16 % auf 5,75 $. Der Kurs der Disney-Aktie zog nach Bekanntgabe der Zahlen deutlich an.
Durchschnittliche Monatsrenditen des Index MSCI World (1974-2024)
Eine bekannte Börsenweisheit rät, im Mai zu verkaufen und im September (oder November) erst wieder in den Aktienmarkt einzusteigen. Für Anlegerinnen und Anleger, die auf einen MSCI-World-ETF setzen, war dieses Ausstiegs-Timing historisch gesehen aber nicht der beste Ratschlag. Der Industrieländer-Index warf in den vergangenen 55 Jahren auch zwischen Mai und August ordentliche Durchschnittsrenditen ab. Einzige Ausnahme war der Juni. Doch selbst der Sommerloch-Monat schloss in 28 von 55 Jahren im grünen Renditebereich.
Ist zumindest der Wiedereinstiegszeitpunkt September gut gewählt? Der Herbstmonat weist historisch gesehen mit -1,4 % die niedrigste Durchschnittsrendite auf. Der MSCI World Index rentierte im September seit 1970 lediglich 21 Mal positiv. Wer mit seinem Kapital den Sommer über am Seitenrand stand, tat gut daran, sich spätestens im September wieder warmzulaufen, um mögliche Kaufkurse an den Märkten nicht zu verpassen. Eine Variation der Börsenweisheit rät jedoch, erst im November zurückzukehren. Wer darauf setzte, musste sich häufig beeilen. Der November ist immerhin der historisch beste Börsenmonat im MSCI World, in 55 Jahren schloss er 39 Mal im Plus.
Video
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Die neue Bundesregierung will die Altersvorsorge reformieren. Wir machen schon mal vor, wie es gehen kann: Bereits ab diesem Sommer wird es Kinderdepots im Scalable Broker geben. Eltern, die ihren Kindern den Weg in ein finanziell selbstbestimmtes Leben ebnen wollen, finden auf unserer Website mehr Informationen. Dort können Sie sich auch auf eine Warteliste eintragen, um zu den Ersten zu gehören, die im Namen Ihres Kindes ein Depot eröffnen.
TSMC muss seine besten Chips weiterhin in Taiwan bauen. Weshalb die taiwanische Regierung die Verlagerung der Fertigung von „Highest“-Tech-Chips nun per Gesetz untersagt, erfahren Sie bei „heise online“.
Quellen: Scalable and dpa-AFX