Beim Bitcoin-Halving geht es nicht etwa um eine Halbierung des Preises oder der Zahl aller ausgegebenen Bitcoins. Vielmehr ist das Halving ein festgelegter Mechanismus beim Schöpfen neuer Coins. Am 23. April wurde die Belohnung für die Bitcoin-Miner zum nun vierten Mal halbiert.
Das Halving gilt als eines der wichtigsten Ereignisse im Bitcoin-Protokoll, in dem genau festgelegt ist, wie der Prozess des Coin-Schöpfens abläuft und wie viele Bitcoins maximal ausgegeben werden können. Dabei handelt es sich um einen bereits im Entstehen des Bitcoin algorithmisch festgelegten Mechanismus, der die Wertbeständigkeit der Kryptowährung fördern soll.
Bitcoin, die erste, bekannteste und mit Abstand größte Kryptowährung nach der Marktkapitalisierung, wird durch einen Prozess namens „Mining“(deutsch: Schürfen) erzeugt. Beim Mining werden Transaktionen auf der Bitcoin-Blockchain verarbeitet und neue Bitcoins als Belohnung für die Teilnahme am Netzwerk an die Schürferinnen und Schürfer ausgegeben. Dieser Prozess wird von Computern durchgeführt, die komplexe mathematische Probleme lösen müssen, um Transaktionen zu validieren und neue Bitcoins zu schaffen. Als Belohnung für diese Rechenarbeit erhalten sie Transaktionsgebühren, aber vor allem auch eine festgelegte Anzahl neuer Bitcoins.
Das Bitcoin-Protokoll ist so konzipiert, dass es am Ende des Mining-Prozesses 21 Millionen Bitcoin geben wird. Mehr sind nicht möglich. Die Belohnung für das Mining wird dabei alle 210.000 Blöcke halbiert, was bisher ungefähr alle vier Jahre geschehen ist. Dieser Mechanismus wird als „Halving“ bezeichnet.
Ursprünglich gab es für jeden Block 50 Bitcoins als Belohnung. Beim ersten Halving im Jahr 2012 wurde diese auf 25 Bitcoins reduziert. Im April 2023 sank die Belohnung mit dem vierten Halving auf 3,125 Bitcoins pro Block.
Das Bitcoin-Halving hat weitreichende Folgen für das Bitcoin-Ökosystem und den Markt. Einer der offensichtlichsten Effekte ist die Verringerung des Angebots neuer Bitcoins. Die Begrenzung soll dazu beitragen, das Vertrauen in die Kryptowährung als Wertspeicher zu stärken und die für das normale Geld (Zentralbankwährung) typische Geldentwertung (Inflation) zu verhindern.
Ein weiterer Effekt der Halvings ist die potenzielle Auswirkung auf den Preis von Bitcoin. Historische Daten legen nahe, dass Halvings oft mit Preisanstiegen einhergehen, da sie zu einem Angebotsschock führen: Für den gleichen Aufwand entstehen von einem Tag auf den anderen nur noch die Hälfte neuer Bitcoins. Die Preisentwicklung bei den letzten Halvings ist natürlich keine Garantie dafür, dass sich das Muster auch dieses Mal wiederholt.
Die Logik dahinter ist aber eindeutig: Wenn weniger Bitcoin auf den Markt kommen, geht das Angebotswachstum zurück. Zusätzlich sinkt der von den Schürfern ausgehende Verkaufsdruck, die weniger Bitcoin als Belohnung für ihre Tätigkeit erhalten. Deren Geschäftsmodell basiert in der Regel auf dem vollständigen Verkauf ihrer Bitcoin-Erträge – durch geringere Erträge kommt weniger auf den Markt. Aber natürlich könnten die Schürfer auch nach dem Halving ihre Bestände verkaufen, die sie in der Hoffnung auf die künftig steigenden Preise gehalten haben.
An den Börsen in Europa werden seit rund fünf Jahren Krypto-ETPs gehandelt, die die Wertentwicklung von Bitcoin 1:1 abbilden und die den Wert der Anteile vollständig in Bitcoin hinterlegen. Eigentlich vergleichbar mit den noch neuen Bitcoin-Spot-ETFs in den USA, aber schon viel länger am Markt. Für Anlegerinnen und Anleger, die ein solches Krypto-ETP im Depot haben, gibt es keinen Handlungsbedarf.
Die Auswirkung auf diese ETPs wird sich auf die Wertentwicklung beschränken, die möglicherweise vom Halving beeinflusst wird - wie eben der Bitcoin-Kurs auch. Ein Share-Split ist nicht erforderlich, weil sich ja nur die Menge ändert, die die Miner als Entgelt bekommen. Es wird nicht etwa der Bitcoin-Kurs halbiert!
Man könnte annehmen, dass die Verknappung des Bitcoin-Angebots schon seit geraumer Zeit bekannt ist. Immerhin steht die Regel im Code. Alle Marktteilnehmenden können das Ereignis nutzen, um ihre Preiserwartungen anzupassen. So einfach war es in der Vergangenheit jedoch nicht.
Kurz nach den vergangenen Halvings passierte zunächst einmal nichts. Jedenfalls keine Preisbewegung, die sich statistisch damit in Verbindung bringen ließe. Dennoch lassen sich Preissprünge nachvollziehen, die mit dem Datum der Halvings in Verbindung stehen. So zeigen Analysen der ETC Group, dass der Preiseffekt erst ab circa 100 Tagen nach dem jeweiligen Ereignis statistisch signifikant wurde. Nach 400 Tagen wurde der Preiseffekt dann am stärksten sichtbar. Deshalb geht Dr. André Dragosch, Head of Research der ETC Group, davon aus, dass Halvings trotz der Markterwartung technisch nie komplett vorab eingepreist werden können.
Das Fazit: Das Bitcoin-Halving ist Teil des ursprünglichen Designs von Bitcoin und trägt dazu bei, dass es zu keiner Inflation im System kommt. Es dient dazu, das Angebot zu regulieren und die Verfügbarkeit neuer Bitcoins stetig zu verringern, bis die Maximalzahl von 21 Millionen Bitcoin erreicht wird. Es ist schwierig, die sehr kurzfristigen Auswirkungen abzuschätzen. Die bisherigen Halving-Ereignisse führten aber mittel- und langfristig zu steigenden Bitcoin-Preisen.
Risikohinweis – Die Kapitalanlage ist mit Risiken verbunden und kann zum Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Weder vergangene Wertentwicklungen noch Prognosen haben eine verlässliche Aussagekraft über zukünftige Wertentwicklungen. Wir erbringen keine Anlage-, Rechts- und/oder Steuerberatung. Sollte diese Website Informationen über den Kapitalmarkt, Finanzinstrumente und/oder sonstige für die Kapitalanlage relevante Themen enthalten, so dienen diese Informationen ausschließlich der allgemeinen Erläuterung der von Unternehmen unserer Unternehmensgruppe erbrachten Wertpapierdienstleistungen. Bitte lesen Sie auch unsere Risikohinweise und Nutzungsbedingungen.
Als Newsletter-Abonnent sind Sie in der guten Gesellschaft zehntausender Leser, die von uns regelmäßig Tipps zur erfolgreichen Geldanlage erhalten.