Was ist Private Equity?

Welche Vorteile bietet Private Equity? Wie funktioniert die Anlageklasse und was gibt es dabei zu beachten? Antworten auf diese und weitere Fragen liefert dieser Beitrag.

Das Wichtigste in Kürze

  • Private Equity ist eine Art der Beteiligung an nicht-börsennotierten Unternehmen.
  • Durch Private Equity kann man langfristig an den Renditechancen privater Märkte teilhaben und ein bestehendes Portfolio noch weiter diversifizieren.
  • Private-Equity-Investments sind weniger liquide als einzelne Aktien oder ETFs, weshalb ein längerer Anlagezeitraum notwendig ist.
  • Private Equity erfordert einen aktiven Ansatz zur Portfolioentwicklung durch spezialisierte Manager und Managerinnen.

1. Grundlagen

Private Equity bezeichnet eine Investitionsform, bei der Kapital von großen Versicherungen, Pensionsfonds, Stiftungen und wohlhabenden privaten Investorinnen oder Investoren eingesammelt wird, um dieses in private, nicht-börsennotierte Unternehmen zu investieren. Das Investment-Spektrum reicht dabei von jungen Start-ups, dynamischen Wachstumstiteln bis hin zu etablierten Unternehmen mit bewährten Geschäftsmodellen.

Das spezialisierte Private-Equity-Management, oft als General Partners (GPs) bezeichnet, kümmert sich um die Zusammenstellung sowie die laufende Betreuung des Portfolios aus ca. 10 bis 30 Einzelunternehmen, je nach Strategie.

Private Equity hat typischerweise das Ziel, eine Mehrheitsbeteiligung an den Firmen zu erwerben und während des Investitionszeitraumes eine signifikante Wertsteigerung zu erzielen. Die Haltedauer beläuft sich in der Regel auf ca. 3-7 Jahre. Anschließend wird das Unternehmen wieder planmäßig verkauft. Der begrenzte Investitionszeitraum erfordert, dass sich das Private-Equity-Management intensiv Gedanken zur Auswahl der Zielunternehmen, ihren Wertsteigerungspotenzialen und einem attraktiven Kauf- bzw. Verkaufspreis macht.

Private Equity zählt zu den Private-Market-Investments und wird im Gegensatz zu traditionellen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Rohstoffen nicht an Public Markets, also Börsen, gehandelt. Hier bestimmt nicht die Investorin bzw. der Investor den Ausstiegszeitpunkt aus einem Investment, sondern das Private-Equity-Management. Das macht diese Anlageklasse tendenziell illiquide und setzt einen langfristigen Anlagehorizont voraus.

2. Relevanz und Renditen von Private Equity im Zeitverlauf

Im Laufe der letzten 25 Jahre hat sich Private Equity als Anlageklasse an den globalen Finanzmärkten etabliert und trägt wesentlich zum wirtschaftlichen Wachstum unterschiedlicher Branchen und Unternehmen bei. Durch die Kombination von strategischer Beratung, aktiver Wertsteigerung und der Bereitstellung finanzieller Mittel kann Private Equity die betriebliche Effizienz sowie langfristige Entwicklungen und Innovationen fördern. Das in Private Equity investierte Volumen hat sich von 2013 bis 2023 global fast auf 15 Billionen US-Dollar vervierfacht und soll bis 2030 weiter auf 29 Billionen US-Dollar ansteigen.1

Zahlreiche Institutionen mit einem langfristigen Anlagehorizont wie große Pensionsfonds oder die Stiftungen der US-amerikanischen Universitäten Yale und Harvard nutzen heutzutage Private Equity als Bestandteil Ihres Portfolios.

Da das Private-Equity-Management häufig Mehrheitsbeteiligungen erwirbt und direkt in die Portfoliounternehmen eingreifen kann, ist es möglich, Entscheidungen schnell umzusetzen und effizient zu agieren. Da privat geführte Unternehmen keinen quartalsweisen Berichtspflichten unterliegen, werden häufig auch langfristige Wertsteigerungspotenziale angegangen, die auf kurze Sicht wenig Mehrwert versprechen.

Die durchschnittliche Rendite von Private-Equity-Investments lag in den vergangenen 20 Jahren in US-Dollar bei 14,9 % pro Jahr und somit höher als die Rendite der globalen Aktienmärkte mit 8,6 % pro Jahr, gemessen am Industrieländer-Index MSCI World.2

3. Vor- und Nachteile von Private Equity

Private Equity kann eine Reihe von Vorteilen, aber auch manche Nachteile gegenüber klassischen Unternehmensbeteiligungen am Aktienmarkt bieten.

Vorteile

Private Equity bietet exklusiven Zugang zu privaten Unternehmen. Nur 12 % aller Unternehmen weltweit sind an der Börse gelistet und damit über den Aktienmarkt investierbar.3 Der weitaus größere Teil befindet sich in privater Hand. Mit Private Equity können Investierende ihr Portfolio noch breiter diversifizieren und Zugang zu zukunftsträchtigen Unternehmen abseits der Börse erhalten, was zuvor überwiegend institutionellen Investoren und Family Offices vorbehalten war.

Professionelles Management fördert die Wertsteigerung. Durch aktives Management tragen die General Partners dazu bei, langfristige Wachstumspotenziale zu erschließen und operative Prozesse zu optimieren. Sie fungieren dabei als Strategieberatung, beaufsichtigen aber auch das Management der Unternehmen. Dies kann zu einer Steigerung der Umsätze und Gewinne führen und letztlich zu einer Erhöhung des Unternehmenswertes beitragen.

Private Equity kann das Risiko-Rendite-Profil eines bestehenden Portfolios verbessern. Analysen des BlackRock Investment Institute zeigen, dass eine Beimischung von bis zu 20 % Private Equity das Risiko-Rendite-Profil eines Portfolios verbessern kann. Im Betrachtungszeitraum stieg beim Portfolio (60 % Aktien, 40 % Anleihen) die erwartete Rendite von 5,5 % auf 7,2 %, während das Risiko nur leicht von 11,3 % auf 12,7 % zunahm.4

Vielversprechende Unternehmen bleiben zunehmend länger in privater Hand. Aufstrebende Wachstumsunternehmen bleiben heutzutage länger in Privatbesitz als früher. Der durchschnittliche Zeitraum bis zum Börsengang stieg von 8,6 Jahren (1992–2001) auf 11,1 Jahre (2002–2022)5. Ein bedeutender Teil der Wertschöpfung verlagert sich demnach von der öffentlichen Börse auf private Märkte. Mit Private Equity kann an dieser Ertragsquelle partizipiert werden.

Nachteile

Das investierte Kapital ist über einen längeren Zeitraum gebunden. Die General Partners (und nicht die Investierenden) bestimmen bei Private Equity den geeigneten Zeitpunkt für Kauf und Verkauf der Unternehmensbeteiligung. Aufgrund der Bedeutung von Private Equity hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten ein großer Markt für private unternehmerische Beteiligungen gebildet, Transaktionen können bei geringem Handelsinteresse jedoch phasenweise noch immer fast zum Erliegen kommen.

Der Wert der Beteiligung ist nicht tagesaktuell einsehbar. Da Private Equity nicht an Börsen gehandelt wird, ist der Wert des Investments nicht tagesaktuell messbar. Stattdessen veröffentlichen die General Partners den intrinsischen Wert eines Anteils regelmäßig (z.B. monatlich) in Form des Net Asset Values (NAV). Die Kosten sind höher als bei klassischen ETFs. Aufgrund des aktiven Managements sind die Gebühren bei Private Equity höher als bei klassischen Fonds und ETFs. Die laufenden Kosten eines Private-Equity-Fonds setzen sich in der Regel aus Management Fees und möglichen Performance Fees bei Erreichung einer gewissen Mindestrendite zusammen. Sie werden dem Fondsvermögen entnommen und nicht separat in Rechnung gestellt. Darüber hinaus können – je nach Anbieter – Ordergebühren, Ausgabeaufschläge und sonstige Gebühren anfallen.

4. Struktur und Ablauf der Investments

Wer in Private Equity investieren will, muss sich an einem Private-Equity-Fonds beteiligen, der das Kapital von verschiedenen Investorinnen und Investoren, auch Limited Partners oder LPs genannt, bündelt. Das Management-Team kümmert sich um die laufende Betreuung der Beteiligungen und versucht, Rendite für den Fonds zu generieren.

Das gesammelte Kapital kann in einzelne Portfoliounternehmen investiert werden. Im Rahmen des Deal Sourcing sucht der Private-Equity-Fonds aktiv nach geeigneten und attraktiven Investmentmöglichkeiten. Sobald ein Unternehmen als vielversprechend identifiziert wurde, folgen eine umfassende Prüfung (Due Diligence) sowie eine ausführliche Unternehmensbewertung, um den aktuellen Wert und mögliche zukünftige Wachstumshebel ermitteln zu können. Sobald sich alle beteiligten Parteien auf einen Kaufpreis, dessen Finanzierung und die rechtlichen Dokumente geeignet haben, kann der Kaufprozess abgeschlossen werden.

Während der Haltedauer wird versucht, den Wert des Unternehmens zu steigern. Dabei konzentriert man sich darauf, Effizienzen zu heben und das Wachstum des Unternehmens zu beschleunigen. Dazu gehören die Expansion in neue Märkte, Produktinnovationen und strategische Partnerschaften entlang der Wertschöpfungskette.

Nach ca. 3 bis 7 Jahren erfolgt der Verkauf der Portfoliounternehmen (Exit) zu einem geeigneten Zeitpunkt, um eine Rendite zu realisieren und die investierten Mittel an die Limited Partner zurückzahlen zu können. Die bekannteste Exit-Option ist der Gang an die Börse, bei dem Aktien des Unternehmens erstmals öffentlich angeboten werden (Initial Public Offering). Eine weitere Möglichkeit ist der Verkauf an einen strategischen Investor, der durch die Übernahme sein Produktportfolio erweitern oder seine Marktposition stärken möchte. Außerdem gibt es den Secondary Buyout, bei dem das Unternehmen an einen anderen Private-Equity-Fonds verkauft wird. Diese Strategie kann vorteilhaft sein, wenn das Wertsteigerungspotential noch nicht vollständig ausgeschöpft ist, dafür aber andere Ressourcen oder weitere Expertise nötig sind. Die Wahl der Exit-Strategie hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Marktbedingungen und der Charakteristika des Unternehmens. Grundsätzlich haben die General Partners in der Regel bereits beim Kauf mögliche Exit-Optionen im Sinn und versuchen das Unternehmen im Laufe der Haltedauer entsprechend darauf zu optimieren.

5. Strategien von Private Equity

Innerhalb von Private Equity gibt es verschiedene Strategien, die einen wesentlichen Einfluss auf die Ausgestaltung des Portfolios sowie das zu erwartende Rendite-Risikoprofil des Investments haben.

Buyouts

(Leveraged) Buyouts sind die wichtigste Private-Equity-Strategie mit dem höchsten investierten Volumen. Bei einem Buyout werden in der Regel Mehrheitsanteile an Unternehmen mit Hilfe von Fremdkapital erworben. Im Laufe der Zeit wird das aufgenommene Fremdkapital dann durch die entstandenen Gewinne zurückgezahlt, sodass sich das Eigenkapital der Investierenden sukzessive erhöht.

Voraussetzung ist, dass das Unternehmen ein stabiles Geschäftsmodell, laufende positive Cashflows sowie geringe operative Risiken aufweist. Der Vorteil von Fremdkapital ist, dass Unternehmen Kapital relativ günstig beschaffen können, Fremdkapital bei Unternehmen steuerlich bevorzugt ist und laufende Tilgungen Unternehmen zur Disziplin bei den Ausgaben zwingen.

Teilweise werden Buyouts gemeinsam mit einer „Buy and Build”-Strategie umgesetzt. In diesem Fall erweitert das Unternehmen sein Geschäftsfeld durch angrenzende Zukäufe, um weitere Wachstumsmöglichkeiten oder höhere Margen erschließen zu können.

Venture Capital

Venture Capital gehört im weiteren Sinne ebenfalls zu Private Equity, hat aber einen fundamental anderen Investmentansatz. Die Strategie investiert in Start-ups beziehungsweise junge Unternehmen, die ein hohes Wachstum versprechen. Im Gegensatz zu Buyouts findet die Finanzierung nahezu ausschließlich mit Eigenkapital statt. Da die Geschäftsmodelle in der Regel nur wenig oder noch gar nicht am Markt etabliert sind, geht ein Einzelinvestment mit einem sehr hohen Risiko einher. Ein einzelnes Unternehmen kann dabei um ein Vielfaches des initialen Wertes steigen, aber nur maximal um den eingesetzten Anlagebetrag fallen. Daher ist es wichtig, das Risiko über viele verschiedene Start-ups zu diversifizieren und so die zukünftigen Gewinner mit im Portfolio zu haben.

Weitere Strategien

Weitere Private-Equity-Strategien umfassen Distressed Investments, bei denen Fonds gezielt in insolvenzgefährdete Unternehmen investieren, um diese wieder auf einen stabilen Entwicklungspfad zu bringen. Die Strategie Growth Equity konzentriert sich auf wachstumsstarke Unternehmen mit einem bereits etablierten Geschäftsmodell. Beide Strategien verfolgen einen risikoreichen Investmentansatz und sind stark von äußeren Einflüssen abhängig.

6. Fazit

Private Equity bietet vielfältige Möglichkeiten, um abseits der Börse in private Unternehmen zu investieren und ein bestehendes Portfolio noch weiter zu diversifizieren. Im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte hat Private Equity deutlich an Bedeutung gewonnen, vor allem bei Pensionsfonds, Stiftungen und Family Offices. Die wichtigste Charaktereigenschaft von Private Equity ist der erforderliche langfristige Investitionszeitraum, der mit einer geringeren Liquidität gegenüber börsengehandelten Beteiligungen einhergeht.

Von den vielfältigen Anlagestrategien bei Private Equity, sind Investitionen in etablierte Unternehmen (Buyouts) die am Volumen gemessen relevantesten. Das Private-Equity-Management trägt aktiv dazu bei, die Wertsteigerungspotenziale zu heben. Daher sind die Kosten bei Private Equity generell höher als bei klassischen börsengehandelten ETFs oder Fonds. Im Gegenzug kann von den hohen Renditechancen dieser Anlageklasse profitiert werden. Vergangene Renditen sind jedoch kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Entwicklung.

1 Quelle: Preqin. Private Equity inklusive Venture Capital. Es ist nicht garantiert, dass die Prognosen eintreffen. Stand: Q1 2023.

2 Quelle: Burgiss. Stand 30. September 2024. Private-Equity-Anlagen werden durch den Burgiss Private Equity Index (Buyouts) nach Gebühren repräsentiert. Nur Private-Equity-Fonds (die in etablierte Märkte investieren) (Anzahl der Fonds 1.976). Bloomberg. Stand: 30. September 2024. Der MSCI World Index bildet große und mittelgroße Unternehmen aus 23 Industrieländern vor Gebühren ab. Vergangene Renditen sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung.

3 Quelle: Capital IQ. Anzahl globaler Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 100 Millionen US-Dollar. Stand: 31. Dezember 2023.

4 Daten der Risiko- und Kapitalmarktannahmen zum 30.06.2023; Währung: EUR; Zeitraum: 10 Jahre. Die Renditeannahmen sind nominale Gesamtrenditen. Renditeerwartungen sind abzüglich der angenommenen Gebühren. Gebühren und Alpha sind Schätzungen zu Veranschaulichungszwecken und stellen keine tatsächliche Fondsperformance dar.

5 Quelle: Capital IQ, Stand 31. Dezember 2023. Anzahl globaler Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 100 Millionen US-Dollar


Author Florian-Faltermeier coloured

Florian Faltermeier

Florian ist Portfolio Manager im Wealth Management Team bei Scalable Capital und beschäftigt sich mit Datenanalyse, Portfoliozusammenstellung und Research rund um Kapitalmarkt- und ETF-Themen. Er hat einen M.Sc. in Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt auf Finanzmärkte und Informatik von der Technischen Universität München.