Vor fast sieben Jahren sorgte ein Tweet für Aufsehen und Diskussionen über die Schulbildung. Die 17-jährige Schülerin Naina schrieb:
„Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann eine Gedichtanalyse schreiben. In vier Sprachen.“
Aktien oder ETFs waren damals wohl nicht mal auf dem Radar der Schülerin. Reden kann helfen, doch was damals nach vielen Talkshows folgte, waren sieben magere Jahre für die Finanzbildung unserer Kinder. Nur in fünf von 16 Bundesländern steht heute Wirtschaft auf dem Lehrplan. Und was da unterrichtet wird, ist nicht immer alltagstauglich. Volkswirtschaftliches Grundwissen rund um Angebot und Nachfrage mündet nämlich selten in konkrete Ratschläge. Die „Jugendstudie 2021“ des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) zeigt, dass etwa drei Viertel der Schülerinnen und Schüler sich mehr Wirtschafts- und Finanzbildung in der Schule wünschen. Der Bedarf seine Finanzen früh eigenständig gestalten und managen zu können ist also da!
In diese Bildungslücke sind erfreulicherweise in den vergangenen Jahren digitale Informationskanäle wie Echtgeld, Finanzfluss oder Finanztip gestoßen. Sie haben sich mit ihren Inhalten mittlerweile Millionen-Reichweiten aufgebaut. Es zeigt sich: Sie holen Jugendliche und junge Erwachsene besser ab als Banken, Finanzberater oder Maklerinnen, die Berufsstarter oder Studentinnen produkt- und provisonsorientiert „beraten“. Das Problem hier: Die Provision deckelt das weitergegebene Finanzwissen. Wer heute vor dem Berufseinstieg steht, bekommt meistens alternativlos Riester-Sparen vor die Nase gesetzt. Mit Informationen zu Aktien- oder ETF-Sparplänen steht dagegen kein Finanzberater mit Giveaways vor dem Hörsaal. Die Powerbank wird über die Provision bezahlt.
Die Zahl der Riesterverträge ist laut der Zentralen Zulagenstelle für Altersvermögen in den vergangenen sechs Jahren von 16,5 Millionen auf 16,3 Millionen gefallen. „Lit“ sind Aktien und ETFs. Junge Menschen wachen beim Investieren auf. So wissen fast 54 Prozent der Jüngeren, dass ein weltweiter Aktienfonds grundsätzlich ein geringeres Risiko darstellt als die Investition in eine Einzelaktie oder in einen Fonds mit Firmen aus nur einem Land. Von den über 30-Jährigen wissen das der BdB-Umfrage zufolge nur rund 46 Prozent.
Auch wir bei Scalable Capital sehen es als Teil unserer Mission, jung und alt mit Finanzwissen zu versorgen, erst recht, wenn das nicht in der Schule passiert. Das tun wir zum Beispiel mit Blogbeiträgen über die Börse, Videos zu den bei uns handelbaren Finanzprodukten oder mit Podcasts zur volkswirtschaftlichen Entwicklung. Und natürlich sind auch Eltern in der Verantwortung, die finanzielle Zukunft ihrer Kinder mit zu gestalten. Viele haben mittlerweile verstanden: Wer früher mit kleinen monatlichen Sparbeträgen anfängt, muss später weniger aufbringen, um die Lücke der gesetzlichen Rente zu schließen.
Früher haben die meisten noch ein Sparbuch für ihre Kinder für alles, was folgte, angelegt: Studium, erste Wohnung oder erstes Auto. Auf dem alten Sparbuch gibt es heute aber keine Zinsen mehr. ETF-Sparpläne sind das neue Sparbuch. Sie können Altersvorsorge und Starthilfe für das Leben sein. Dabei ist es vorteilhaft, mit Jugendlichen auch über die Produkte zu reden, die man für sie oder auf ihren Namen abschließt. Wie gesagt, Reden kann helfen. Handeln ist noch besser. Am besten tut man beides.
Jugendliche meiner Generation haben das Hier und Jetzt oft wichtiger bewertet als die Zukunft. Das ist heute ein Stück weit vorbei: Bei Fridays for Future setzten sich junge Menschen für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft ein – ihre und unsere. Der starke Trend zur nachhaltigen Geldanlage ist ein Spiegel unserer Zeit. Nicht nur auf Demos oder in Plenarsälen wird die Welt zum Wandel animiert, sondern auch durch Kapitalströme.
Wie der alte Immanuel Kant schon einst schrieb: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ Die neue Generation denkt an die Zukunft und sucht Aufklärung zu Finanzthemen.
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