Anleger-Guide zur Coronakrise: Was Sie jetzt tun können

17. März 2020  |  Nicolas Zeitler
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Die Lage an den Aktienmärkten bleibt unruhig. Was Anleger zur Einordnung sowie über das dynamische Risikomanagement von Scalable Capital wissen sollten und wie sie jetzt handeln können.

Wie ist die aktuelle Lage einzuordnen?

In den vergangenen Wochen kam es im Zusammenhang mit der weiteren Verbreitung des Corona-Virus und einem tiefen Absturz des Ölpreises an den Börsen weltweit zu starken Kursrückgängen. Auch in den Portfolios von Scalable Capital kam es zu Wertverlusten.

An den Börsen ist die Volatilität, das heißt die Schwankungsbreite der Kurse, stark gestiegen. Gemessen wird diese für den US-Aktienmarkt mit dem Volatilitätsindex VIX. In den vergangenen drei Wochen ist der VIX deutlich gestiegen, kurzzeitig sogar auf mehr als 80 Prozent (Stand 30.03.2020). Der VIX liegt im Schnitt an einem von 20 Handelstagen bei 33 Prozent oder höher. Solche Hochrisikophasen halten in den meisten Fällen nur drei bis fünf Tage an. Die aktuelle Phase hat diese durchschnittliche Dauer überschritten. Und es ist davon auszugehen, dass das Volatilitätsniveau vorerst hoch bleibt.

Hohes Risiko meist von kurzer Dauer

Verweildauer des Volatilitätsindex VIX bei >33%

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Dauer von Hochrisikophasen seit 1990; rechts die derzeitige Hochrisikophase; Stand: 30.03.2020; Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen. Hinweis: Weder vergangene Wertentwicklungen noch Prognosen haben eine verlässliche Aussagekraft über zukünftige Wertentwicklungen.

Wie agiert das dynamische Risikomanagement von Scalable Capital jetzt?

Nachdem die Phase hoher Volatilität mittlerweile überdurchschnittlich lang andauert, hat unser dynamisches Risikomanagement als Ergebnis seiner Analyse begonnen, die Portfolios sowohl in niedrigen als auch in hohen Risikokategorien umzuschichten. Der Aktienanteil wurde verringert, der Anleihenanteil vergrößert. Für Ihr Portfolio können Sie dies in der Portfolio-Übersicht über den Web-Zugang oder in unseren Apps unter „Historische Gewichtung“ und „Transaktionen“ nachverfolgen.

In Phasen anhaltend hoher Volatilität wie derzeit verringert unser Anlagemodell die Aktiengewichtung weiter. Wenn das Risiko an den Aktienmärkten wieder nachhaltig sinkt, wird der Aktienanteil wieder erhöht, um langfristig vom Renditepotenzial von Aktien zu profitieren.

Grundsätzlich nimmt unser dynamisches Risikomanagement graduelle Anpassungen vor. Es ist nicht darauf ausgerichtet, auf jeden Rücksetzer unmittelbar mit starken Umschichtungen zu reagieren. Das wäre nicht sinnvoll. Denn wer bei kurzfristigen Korrekturen die Aktienquote stets schlagartig reduziert, läuft Gefahr, die anschließenden Erholungen zu verpassen. Am Ende handelt man dann prozyklisch, was in der Regel Gift für die langfristige Performance des Portfolios ist.

Zur Abgrenzung zu anderen Modellen: Unser Risikomanagement verfolgt weder eine Absicherungsstrategie noch verfährt es nach dem Prinzip von Stop-Loss-Orders, bei denen beim Unterschreiten einer bestimmten Kursmarke automatisch ein Verkauf ausgelöst wird.

Wie werden sich Risiko und Kurse weiterentwickeln?

Mit Sicherheit kann das heute niemand beantworten. Längere Hochrisikophasen gehen in der Regel mit Kursverlusten einher. Das heißt aber nicht, dass auf mittlere Sicht Verluste zu verbuchen sind. In den vergangenen 30 Jahren stieg das Risiko am US-Aktienmarkt gut 50 Mal auf das derzeitige Niveau. Auf Jahressicht kam es nach einem solchen Sprung einige Male zu deutlich negativen Wertentwicklungen. Im Durchschnitt allerdings lag die Jahresperformance nach solchen Ereignissen sogar deutlich über der durchschnittlichen Entwicklung des S&P 500 innerhalb eines Jahres.

Nach großem Risikosprung meist starke Performance

Entwicklung des S&P 500 auf Jahressicht nach Anstieg des VIX auf >33%

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Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen. Hinweis: Weder vergangene Wertentwicklungen noch Prognosen haben eine verlässliche Aussagekraft über zukünftige Wertentwicklungen.

Was soll ich jetzt tun?

Auch wenn es schwerfällt: investiert bleiben und nicht überstürzt handeln. Als Anleger müssen Sie über die Jahre immer wieder unruhige Phasen an den Märkten und auch einen zwischenzeitlichen Wertverlust Ihres Portfolios aushalten. Das ist bei einer Anlage am Kapitalmarkt der Preis für die langfristige Aussicht auf deutlich höhere Renditen als bei Sparanlagen. Unser dynamisches Risikomanagement hat das Ziel, große Kursrückschläge nach unten abzufedern und so den Stress für Sie im Rahmen zu halten – gemäß der von Ihnen gewählten Risikokategorie.

Mit welchen Verlusten muss ich rechnen?

Wie lange Marktverwerfungen anhalten und zu welchen Kursbewegungen diese führen, kann niemand zuverlässig prognostizieren. Die von Ihnen gewählte Risikokategorie gibt an, welchen Wertverlust Ihr Portfolio auf Jahressicht mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent nicht überschreiten soll, bei einem Value-at-Risk von 20% sind dies 20 Prozent.

Kann ich mein gesamtes Investment verlieren?

Scalable Capital investiert breit diversifiziert in alle wichtigen, globalen Anlageklassen. Über ETFs bilden wir bis zu 12.500 Einzelwerte aus rund 90 Ländern ab. In der Anlageklasse US-Aktien beispielsweise investieren die Scalable-Capital-Portfolios in ein breites Spektrum weltweit tätiger Konzerne aus unterschiedlichsten Branchen, von Technologie über Nahrungsmittel bis Konsumgüter. Zudem legen wir über ETFs weltweit in Staatsanleihen, Rohstoffe und Immobilien an. Durch diese starke Streuung ist ein Totalverlust Ihrer Anlage extrem unwahrscheinlich.

Soll ich jetzt die Risikokategorie wechseln?

Bei der Eröffnung Ihres Portfolios bei Scalable Capital haben Sie die Risikokategorie auf Grundlage Ihrer langfristigen Anlageziele, Ihres Anlagehorizonts sowie Ihrer Risikotragfähigkeit und -bereitschaft gewählt. Marktverwerfungen wie derzeit sind kein Anlass, diese grundsätzliche Entscheidung infrage zu stellen. Im Gegenteil: Unsere Strategien und unser dynamisches Risikomanagement sind auf langfristiges Anlegen in der jeweils gewählten Risikokategorie ausgerichtet. Vor allem, wenn Ihr Anlagehorizont sich nicht wesentlich geändert hat, Sie also das investierte Geld nicht in den nächsten sieben bis zehn Jahren benötigen, empfehlen wir Ihnen, Ihre derzeitige Risikokategorie beizubehalten.

Ich möchte die Risikokategorie wechseln: Wie gehe ich vor?

Falls Sie zu dem Schluss kommen, dass die gewählte Risikokategorie nicht mehr die passende für Sie ist, können Sie diese wechseln. Zu diesem Zweck rufen Sie in Ihrer Scalable-Capital-App oder über den Web-Zugang unter dem Punkt „Profil“ den Fragebogen zur Geeignetheit auf und gehen diesen erneut durch. Im Anschluss können Sie außer der vorgeschlagenen auch eine niedrigere Risikokategorie wählen. Nach der Wahl einer neuen Risikokategorie dauert es einige Tage, bis durch Umschichtungen in Ihrem Portfolio die aktuellen Zielgewichte der einzelnen Anlageklassen im neu gewählten Value-at-Risk erreicht sind.

Ist es sinnvoll, jetzt Geld abzuziehen und wieder anzulegen, wenn das Tief an der Börse erreicht ist?

Nein. Um mit dieser Strategie erfolgreich zu sein, müsste man wissen, wann der Tiefpunkt der Kursbewegungen erreicht ist. Und das lässt sich nicht präzise vorhersagen. Somit ist die Gefahr groß, zunächst mit einem Ausstieg Verluste zu realisieren und dann durch einen zu späten Wiedereinstieg einen Teil des Aufschwungs zu verpassen. Modellrechnungen zeigen immer wieder, dass sich Anleger, die sich im sogenannten Market-Timing versuchen, meist schlechter stellen als Anleger, die zwischenzeitliche Verluste aussitzen und investiert bleiben.

Ich möchte mein Geld aus dem Markt abziehen, weil mir die aktuelle Lage zu riskant ist. Muss ich mein Portfolio bei Scalable Capital kündigen?

Nein. Statt Ihr Portfolio komplett zu kündigen, können Sie auch in eine Risikokategorie mit Value-at-Risk von 5% oder niedriger wechseln. Hier entspricht das Risiko dem von Euro-Staatsanleihen. Um den Wechsel in die Wege zu leiten, durchlaufen Sie zunächst erneut den Fragebogen zur Geeignetheit und wählen anschließend einen Value-at-Risk von 5% oder niedriger.

Bieten die gefallenen Kurse eine günstige Gelegenheit, gerade jetzt Geld anzulegen oder das Portfolio aufzustocken?

Grundsätzlich sollten Sie den Zeitpunkt zum Aufstocken des Portfolios unabhängig vom aktuellen Marktgeschehen wählen. Falls Sie allerdings seit einiger Zeit ohnehin einen Geldbetrag auf der Seite liegen haben, den Sie anlegen möchten, könnten Sie darüber nachdenken, dies jetzt zu tun. Vereinfacht gesprochen sind Aktien heute deutlich günstiger als noch vor zwei Wochen. Zu beachten ist bei einer solchen Buy-the-dip-Strategie, also dem Investieren nach Kursrücksetzern, allerdings: Ob die Kurse ab dem Einstiegszeitpunkt wieder steigen oder zunächst weiter sinken, kann niemand vorhersagen.

Warum sollte ich jetzt einen ETF-Sparplan abschließen?

Die Vorteile eines ETF-Sparplans sind: Anleger können damit durch das regelmäßige Anlegen auch kleiner Beträge über die Zeit Vermögen aufbauen. Zudem befreit ein Sparplan den Anleger von der Frage, wann wohl der beste Zeitpunkt für die Geldanlage ist. Sparplananleger profitieren vom sogenannten Durchschnittskosteneffekt. Je nach Kursentwicklung kaufen Sie mit demselben Geldbetrag mal mehr, mal weniger Fondsansteile. Dadurch spielt der Zeitpunkt der einzelnen Einzahlung langfristig gesehen keine Rolle.

Somit:

  • Wenn Sie einen ETF-Sparplan bereits eingerichtet haben, können Sie diesen in der derzeitigen Unruhephase ohne Bedenken weiterlaufen lassen.
  • Falls Sie über das Einrichten eines Sparplans nachdenken, spricht nichts dagegen, dies genau jetzt zu tun.

Sollten Sie einen auf einmal verfügbaren, größeren Geldbetrag per Sparplan anlegen? Berechnungen zeigen, dass die Einmalanlage einer großen Summe in den meisten Fällen der Aufteilung in Sparplanraten überlegen ist. Grund ist, dass bei einer Einmalanlage von Beginn an die ganze Anlagesumme von Kursgewinnen profitiert. Rechnet ein Anleger allerdings zunächst weiter mit sinkenden Kursen, kann er auch eine große Summe aufteilen. Er nimmt sich damit den Druck, zu dem einen vermeintlich richtigen Zeitpunkt, nämlich auf dem Tiefpunkt, anzulegen – der sich wie erwähnt nicht vorherbestimmen lässt.

Über den Web-Zugang oder die App von Scalable Capital ist ein Sparplan mit wenigen Klicks eingerichtet.

Risikohinweis – Die Kapitalanlage ist mit Risiken verbunden und kann zum Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Weder vergangene Wertentwicklungen noch Prognosen haben eine verlässliche Aussagekraft über zukünftige Wertentwicklungen. Wir erbringen keine Anlage-, Rechts- und/oder Steuerberatung. Sollte diese Website Informationen über den Kapitalmarkt, Finanzinstrumente und/oder sonstige für die Kapitalanlage relevante Themen enthalten, so dienen diese Informationen ausschließlich der allgemeinen Erläuterung der von Unternehmen unserer Unternehmensgruppe erbrachten Wertpapierdienstleistungen. Bitte lesen Sie auch unsere Risikohinweise und Nutzungsbedingungen.

 

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Nicolas Zeitler
Team Lead Editorial (Ehemals)
Nicolas hat sich als Redakteur auf die Themen Finanzen und Digitales spezialisiert. Bevor er 2019 zu Scalable Capital kam, leitete er die Finanzredaktion beim Vergleichsportal Check24. Erste journalistische Sporen verdiente er sich beim Münchner Merkur. Anschließend arbeitete er für das IT-Wirtschaftsmagazin CIO und die Agenturen Grasundsterne und Fischerappelt. Nicolas hat Politikwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München studiert.