Seit einigen Jahren macht vor allem ein bestimmter Teil des Aktienmarktes auf sich aufmerksam: Die Börsen-Superstars aus den USA, die sogenannten Big-Tech-Werte. Nicht zuletzt aufgrund des Hypes um das Thema künstliche Intelligenz (KI) sind diese Aktien in aller Munde. Andere Aktienmärkte wie der europäische geraten da eher ins Hintertreffen. Europäische Aktien können jedoch nach wie vor eine wichtige Rolle im eigenen Portfolio spielen.
Die europäische Wirtschaft wuchs in den vergangenen Jahren bei weitem nicht so stark wie die der USA. Doch das muss nicht unbedingt heißen, dass in Europa ansässige Unternehmen ein Wachstumsproblem haben. Vielmehr ist die europäische Wirtschaft zu einem großen Teil exportorientiert. Unternehmen aus dem MSCI Europe Index, der die nach Marktkapitalisierung größten Unternehmen Europas abbildet, erwirtschaften beispielsweise über die Hälfte ihrer Umsätze außerhalb der europäischen Industriestaaten1. Wenn also die Weltwirtschaft wächst, kommt das auch vielen Unternehmen in Europa zugute.
So viel zur Realwirtschaft. Doch wie steht es um die Wertentwicklung europäischer Aktien, ihr Renditepotenzial und die Frage, welche Rolle sie in einem gut diversifizierten Portfolio spielen könnten?
An der Börse können aus den Verlierern von gestern die Gewinner von morgen werden — und umgekehrt. Das ließ sich zum Beispiel in der Zeit zwischen dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 und der großen Finanzkrise der Jahre 2007 bis 2008 beobachten. Während dieser Periode konnten europäische Aktien die Wertentwicklung des US-amerikanischen Aktienmarktes über mehrere Jahre hinweg übertreffen. Das zeigt der Vergleich des MSCI Europe mit dem MSCI USA – beide Indizes bilden die nach Marktkapitalisierung größten börsennotierten Unternehmen der jeweiligen Region ab2. Wer das zum Anlass nahm, sein Engagement in den breiten US-Aktienmarkt zu reduzieren, der hat die darauffolgende Rally der US-amerikanischen Aktien, die bis heute anhält3, verpasst oder nur teilweise mitgenommen. Anlegerinnen und Anleger könnten sich also immer wieder vor Augen führen, wie wichtig es ist, Risiken zu streuen und ihr Kapital über verschiedene Anlageklassen, Regionen und Sektoren hinweg zu diversifizieren. Langfristig zahlt es sich in der Regel aus, keine allzu großen Wetten einzugehen und auch in Schwächephasen an einer gewählten Strategie festzuhalten.
Was im Großen gilt, ließ sich auch im Kleinen beobachten. Zu Zeiten der Eurokrise galten hochverschuldete und vor wirtschaftlichen Herausforderungen stehende Länder wie Italien, Spanien und Griechenland als die Sorgenkinder4 unter den Staaten, die den Euro als Landeswährung nutzen. Das spiegelte sich auch in niedrigen Bewertungen der Aktienmärkte in Südeuropa wider. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet. Die sogenannten Peripherieländer der Eurozone machen inzwischen positiv auf sich aufmerksam. Schaut man auf die Renditen der regionalen Aktienindizes, gehören Länder wie Italien, Griechenland und Spanien innerhalb Europas zu den Gewinnern der letzten Jahre5. Auch hier galt also: Diversifikation ist das A und O. Wer einstigen Krisenstaaten der Eurozone damals aus Sorge den Rücken zuwandte, musste auf den ein oder anderen Renditepunkt verzichten.
Wer den gesamten europäischen Aktienmarkt diversifiziert mit einem ETF abbilden möchte, dem stehen verschiedene Indizes zur Auswahl. So gibt es beispielsweise Indizes, die gezielt Unternehmen der Eurozone abbilden. ETFs auf den Euro STOXX 50 Index6 umfassen die nach Marktkapitalisierung größten Unternehmen der Eurozone, wobei Aktien aus der Schweiz, Norwegen oder dem Vereinigten Königreich ausgeschlossen sind. Für eine Abbildung des gesamten europäischen Marktes gibt es ETFs, deren zugrundeliegende Indizes Unternehmen aus allen europäischen Industriestaaten umfassen. Beispiele hierfür sind der MSCI Europe und der STOXX Europe 600.
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