Katrin Müller-Hohenstein: „Mit meinem Haus hab ich richtig Schwein gehabt“

27. August 2019  |  Tobias Aigner
Katrin-Müller-Hohenstein-Geldschein
Katrin Müller-Hohenstein ist Deutschlands bekannteste Sportmoderatorin. Scalable Capital hat sie zum Gespräch getroffen – über Geld, Glück und große Momente des Sports.

Sie ist die feste Größe in der Sportberichterstattung des ZDF: Katrin Müller-Hohenstein hat nicht nur von Fußball-Weltmeisterschaften, Champions-League-Krachern und Olympia berichtet. Sie hat seit 2006 auch rund 200-mal das aktuelle Sportstudio moderiert. „Ich war noch nie 'ne Rampensau“, sagt sie trotzdem über sich. Im Exklusiv-Interview mit Scalable Capital erzählt die 54-Jährige, warum sie so sparsam ist und wieso das Finale der Fußball-WM 2014 in Rio für sie nicht nur groß, sondern auch grauenhaft war.

Katrin Müller Hohenstein

Foto: Jana Kay/ZDF

Frau Müller-Hohenstein, wann haben Sie das erste Mal in Ihrem Leben Geld verdient?

Mit sieben oder acht Jahren auf dem Flohmarkt. Ich habe meine alten Spielsachen verkauft.

Und von den Einnahmen haben Sie sich sofort ein Eis gegönnt?

Nein, nein. Ich war sehr sparsam. Ich hatte eine kleine Schatzkiste zu Hause, da kam alles rein.

Erst sparen, dann kaufen: Ist das Ihre Devise?

Ja. Ich war schon als Kind ziemlich genügsam. Und das ist eigentlich so geblieben. Neulich habe ich meine Laufschuhe ausrangiert, da schauten vorne schon die Zehen raus – total durchgewetzt. Ich gehe auch so gut wie nie shoppen, obwohl ich seit 25 Jahren in München lebe und man hier sehr gut einkaufen kann. Ich mähe lieber meinen Rasen oder gehe mit meinem Hund spazieren. Ich könnte mir manchmal etwas mehr gönnen, aber das macht mich nicht glücklich.

Dann können Sie vermutlich gut mit Geld umgehen.

Ich glaube schon. Weil ich ganz selten irgendwelchen Verlockungen erliege. Das Einzige, was ich mir mal wirklich geleistet habe, war ein Haus in München. Das habe ich 2003 gekauft, als es noch vergleichsweise günstig war. Es hat mich sofort magisch angezogen.

Mussten Sie sich dafür stark verschulden?

Na klar, Sie kennen die Münchner Preise. Die waren schon damals kein Pappenstiel. Ich bin ein hohes Risiko eingegangenen. Aber das war mir zum Glück gar nicht so bewusst.

Hat sich vermutlich gelohnt, oder?

Sicher. Was die Bank anfangs an Zinsen verlangt hat, war echt happig. Aber die Kredite sind ausgelaufen, und dann habe ich viel günstigere Konditionen bekommen. Mit dem Haus hab ich richtig Schwein gehabt, das war mein Lotto-Sechser.

Als Moderatorin beim ZDF verdienen Sie wahrscheinlich auch nicht schlecht. Was machen Sie mit Ihrem Geld, wenn Sie relativ wenig ausgeben?

Ich packe alles in meine Altersvorsorge. Das gibt mir Sicherheit. In meiner Branche weiß man nie, was kommt. Wie etwa die Lage mit den Übertragungsrechten beim ZDF in fünf Jahren aussieht. Oder ob es meine Sendung in fünf Jahren überhaupt noch gibt. Ich weiß auch nicht, wie lange ich diesen Job noch machen will. Vielleicht will ich morgen spontan Schafe in Neuseeland züchten. Ich bin so unberechenbar, dass ich selbst manchmal erschrecke. Dafür verzichte ich heute auf vieles, wobei es mir nie wie Verzicht vorkommt.

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Katrin Müller-Hohenstein wird am 2. August 1965 in Erlangen geboren. Nach dem Abitur lebt sie zwei Jahre in den USA und arbeitet unter anderem bei Disney. Zurück in Deutschland beginnt sie ein Studium der Theaterwissenschaften, geht aber fast nie in die Vorlesung. Stattdessen startet sie ihre Karriere beim Radio, wo sie in den kommenden zwanzig Jahren unter anderem bei Antenne Bayern und dem Bayerischen Rundfunk moderiert. 2005 drängt sie ein Kollege, sich auf die Stelle als Moderatorin des „aktuellen Sportstudios“ beim ZDF zu bewerben. Obwohl sie keine Fernseherfahrung hat, bekommt sie den Job, auch weil sie im Casting mit Jürgen Klopp spontan ihr Fußballwissen abrufen kann. Seither stand sie in der Sendung rund 200-mal vor der Kamera und hat obendrein von neun Fußball-Welt- und -Europameisterschaften sowie sechs Olympischen Spielen berichtet. Von 1996 bis 2007 war Müller-Hohenstein mit dem Radiomoderator Stefan Parrisius verheiratet. Die beiden haben einen gemeinsamen Sohn (24). Das Fußballherz der 54-Jährigen, die heute in München lebt, schlägt für den 1. FC Nürnberg, obwohl sie Mitglied des FC Bayern ist.

Wie legen Sie das Geld an?

In einen abenteuerlichen Mix aus
Aktien
, Fonds und Lebensversicherungen.

Wieso abenteuerlich?

Der ist nur für mich abenteuerlich, weil ich nicht viel davon verstehe. Ich mache das auch nicht selber. Trotzdem weiß ich, dass der klassische Sparstrumpf nicht die beste Lösung ist. Deshalb habe ich einen Fachmann angeheuert. Keinen Banker, sondern einen unabhängigen Finanzberater. Der Service kostet zwar, aber die Bank will einem ja auch was verkaufen. Sie sagt’s nur nicht direkt.

Werden Sie nervös, wenn es an den Börsen rumort und die Aktienkurse absacken?

Kurzzeitig ja. Da muss ich schon mal schlucken. Aber ich beruhige mich dann immer wieder, indem ich mir sage: Du hast gelesen, es bringt überhaupt nichts, Aktien jetzt zu verkaufen. Also behalte ich die Dinger einfach.

Interessieren Sie sich für die Börse?

Überhaupt nicht. Ich spüre bei dem Thema einfach keine Leidenschaft. Ganz anders als beim Sport.

Dann wollten Sie immer schon Sportmoderatorin werden?

Ja, ich wollte sogar genau diese Sendung moderieren: das aktuelle Sportstudio. Ich war schon als Kind verrückt danach. So mit zehn Jahren habe ich einen Brief an meinen Vater geschrieben, der damals viel im Ausland gearbeitet hat. Und der Brief endete mit den Worten: „Ich muss jetzt leider Schluss machen, weil das aktuelle Sportstudio kommt.“ Den Brief hab ich noch.

Dabei waren Sie vorher beim Radio und hatten keine Fernseherfahrung. Was dachten Sie, als Sie den Job trotzdem bekommen haben: Jetzt hab ich’s geschafft?

Nee, mein Gefühl war: Oh, mein Gott! Was hab ich getan? Und dann brach die große Hysterie in den Medien aus. Journalisten riefen an und wollten allen Ernstes meine Sportkompetenz abfragen, so nach dem Motto: Ich stelle Ihnen jetzt mal fünf Fragen zum Fußball. Echt unverschämt. Und als ich auf der ZDF-Pressekonferenz vorgestellt wurde, fragten mich die Journalisten ständig nach Schalke 05.

Weil Sie eine Frau sind.

Na klar. Wissen Sie was? Das Thema „Frau in der Männerdomäne“ geht mir wahnsinnig auf die Nerven. Doris Papperitz hat das Sportstudio schon in den 80er Jahren moderiert. Schon damals fand ich das völlig normal.

Diesen Sommer strahlte das ZDF die Spiele der Frauen-Fußball-WM aus. Bei der Siegerehrung der US-Amerikanerinnen skandierten die Zuschauer „Equal pay“. Sie forderten damit die gleiche Bezahlung für Frauen und Männer im Fußball. Ärgert es Sie, dass die Frauen auf dem Rasen viel weniger verdienen?

Ich finde es schade. Aber ich kann da schlecht lamentieren. Wir müssten uns alle nur mehr für Frauenfußball interessieren, dann würden die Frauen auch finanziell aufholen. Wir haben beim ZDF zwar gute Einschaltquoten, wenn die Frauen-Nationalmannschaft spielt. Nicht so gut wie bei den Männern, aber die Deutschen sehen es generell gern, wenn sich ihre Mannschaften auf internationaler Bühne messen – beim Handball, beim Eishockey und auch beim Frauenfußball. Aber Bundesliga oder DFB-Pokal: Da ist das Interesse marginal. Wissen Sie, wer DFB-Pokalsieger bei den Frauen ist?

Wolfsburg.

Sehr gut. Aber das wissen die wenigsten. Das Finale wurde übertragen, aber auf nationaler Ebene haut das offenbar keinen vom Hocker. Dass im Frauenfußball unter diesen Voraussetzungen nicht die gleichen Summen fließen, kann ich daher nicht skandalös finden. Skandalös ist allerdings die Tatsache, dass dazwischen immer noch Welten liegen. Die Frauen bräuchten viel mehr Unterstützung in der öffentlichen Wahrnehmung, die sind nämlich richtig gut!

Sportmoderatorin Katrin Mueller Hohenstein

Foto: ZDF

Sie berichten über die Bundesliga, bei Länderspielen, Fußball-Weltmeisterschaften, Olympischen Spielen und vom Wintersport. Was haut Sie selbst am meisten vom Hocker?

Also der WM-Titel 2014 in Rio im Maracanã, der heiligen Stätte des Fußballs, wird für immer unerreicht bleiben. Mein Glück war übrigens, dass die ARD übertragen hat, deshalb saß ich mit meinen Kollegen als Zuschauer im Stadion.

Dann konnten Sie das Finale richtig genießen.

Na ja, es war auch grauenvoll. Mir war schlecht, weil ich die Spannung nicht ertragen konnte. In den letzten Minuten habe ich wie paralysiert aufs Spielfeld gestarrt. Als der Schiedsrichter abgepfiffen hat, sackte ich zusammen und habe eine halbe Stunde geheult. Später ging ich dann zu den Übertragungswagen runter. Ich hab mir ein Bier aufgemacht, mich allein auf die Stufen eines Wagens gesetzt, zu der beleuchteten Jesus-Statue hochgeschaut – gegenüber der Vollmond. Da dachte ich: Ich flipp aus. Diesen Moment habe ich für immer konserviert. Besser geht´s nicht.

Es geht also nichts über eine Fußball-WM.

Nur über diese WM. Danach kommt sofort Olympia. Wenn man Olympia auf das reduziert, was es ist – die Jugend der Welt kommt zusammen, um friedlich die Kräfte zu messen –, dann ist das nach wie vor die beste Botschaft, die es gibt. Und die Sportler können sich noch richtig freuen, wenn sie eine Medaille bekommen. Die deutsche Olympiasiegerin im Dreistellungskampf in Rio zum Beispiel...

...Dreistellungskampf? Was ist das?

Auch wir im Studio dachten spontan: „Oh je, was ist das gleich wieder?“ Es ist Schießen in drei verschiedenen Stellungen: stehend, kniend, liegend. Aber eigentlich war das völlig egal. Barbara Engleder hat Gold geholt. Sie hatte überhaupt nicht damit gerechnet. Da saß diese überglückliche Frau bei uns, aus der die Freude nur so herausprudelte. So etwas fesselt mich. Wenn Sie heute einen Fußballer im Studio haben, dann können Sie froh sein, wenn er gute Laune hat und Ihnen was erzählt. Ich kann das verstehen. Die Fußballer bekommen eine so irre Aufmerksamkeit, das ist ihnen selber nicht geheuer. Da wird jedes Wort durchleuchtet und skandalisiert. Bei Olympia ist das ganz anders. Da sind so gute, normale Typen dabei, das macht einen Riesenspaß.

Gemeinsam mit den Sportlern im Rampenlicht stehen – kann das süchtig machen?

Nee, mich nicht. Ich war noch nie 'ne Rampensau.

Muss man das nicht sein in Ihrem Job, zumindest ein bisschen?

Nein. Es macht mir halt nichts aus, im Rampenlicht zu stehen. Bei der letzten Fußball-WM, als ich Jogi Löw direkt nach dem Ausscheiden interviewt habe, hatten wir etwa 30 Millionen Zuschauer. Das darf ich mir in diesem Moment natürlich nicht vorstellen. Es ist mir egal, völlig abstrakt. Aber 'ne Rampensau bin ich trotzdem nicht. Wenn ich in einen Raum gehe, wo viele Menschen sind, würde ich mich vom Gefühl her erst mal in ein Eck setzen und mir die Leute angucken. Und ich kenne einige Fernsehkollegen, die ähnlich ticken. Es geht nicht darum, sich selbst darzustellen. Wir sind dazu da, die Sportler ins Licht zu stellen.

Dieses Licht ist nicht nur angenehm. Wenn etwa ein Trainer vor dem Rauswurf steht, spürt man oft die große Anspannung in den TV-Interviews. Wie gehen Sie damit um?

Ich fühle da schon mit. Aber das darf in diesem Moment keine Rolle spielen. Wer zu uns kommt, muss Fragen beantworten. Und ganz ehrlich: Gerade im Fußball muss man sich um die Menschen zumindest wirtschaftlich ja keine Sorgen machen. Wenn ein Trainer fliegt, dann finde ich das sehr schade für ihn persönlich. Aber wenn er einigermaßen gut gewirtschaftet hat, dann wird er nie Hunger leiden.

Dieses Interview ist Teil unserer Serie „Money Memories“ – Gespräche über Lebenswege, Erfolge, Pleiten sowie den Umgang mit Geld und Vermögen.

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Tobias Aigner
Tobias Aigner
EDITOR IN CHIEF (Ehemals)
Tobias ist Finanz- und Wirtschaftsjournalist mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung. Zuletzt arbeitete er als leitender Redakteur für das Wirtschaftsmagazin €uro. Zuvor war er für Capital, Börse Online, die Financial Times Deutschland und die Süddeutsche Zeitung tätig. In seinen Kommentaren, Analysen und Features setzte er sich vor allem mit den Themen Börse, Risikomanagement und regelbasierte Anlagemodelle auseinander. Tobias hat Physik an der TU München studiert.