Zinseszins: Die Crux mit der Exponentialfunktion

13. Juli 2018  |  Tobias Aigner
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Die stärkste Kraft beim Geldanlegen steckt im Zinseszins.
Doch weil exponentielles Wachstum so schwer vorstellbar ist, wird er fast immer unterschätzt.

Sie wollen ein Vermögen ansparen? Dann hilft es, die Legende von der Erfindung des Schachspiels zu kennen. Sie geht so: Der weise Brahmane Sissa erfand ein Spiel – Schach – und schenkte es dem tyrannischen Herrscher Shihram. Der war davon so beeindruckt, dass er Sissa einen Wunsch gewährte. Der Brahmane wünschte sich Weizenkörner: eines auf dem ersten Feld des Schachbretts, zwei auf dem zweiten, vier auf dem dritten und so weiter – auf jedem Feld sollte die Anzahl der Körner verdoppelt werden.

Shihram war halb belustigt, halb verärgert über den bescheiden wirkenden Sissa, willigte aber ein. Doch er hatte die Rechnung ohne die Exponentialfunktion gemacht. Die benötigte Getreidemenge war in seinem ganzen Reich nicht aufzutreiben. Für alle 64 Felder des Schachbretts errechnet sich eine Summe von mehr als 18 Trillionen Körnern – das macht etwa eine Billiarde Kilo Weizen.

Shihrams Irrtum ist menschlich. Unser Gehirn tut sich einfach schwer, einen exponentiellen Anstieg richtig zu erfassen. Das Problem dabei: Auch in der Geldanlage wirkt sich diese Schwäche oft negativ aus. Denn fast jeder unterschätzt den Zinseszinseffekt, der ebenfalls für exponentielles Wachstum sorgt, da die einmal erzielten Erträge über viele Jahre wieder neue Erträge erwirtschaften, wenn sie reinvestiert werden. Dabei entfaltet das Wachstum umso mehr Wucht, je länger der Anleger investiert ist. Weil sich das kaum jemand bewusst macht, beginnen die meisten mit dem Vermögensaufbau viel zu spät. Ein Beispiel zeigt, wozu das führt.

Zinseszins: Je länger, desto wirkungsvoller

Vermögensentwicklung 1) (in Euro) bei 25.000 Euro Anlagesumme, 40 Jahren Laufzeit und 5,69 Prozent durchschnittlicher Rendite pro Jahr 2)

Vermögensentwicklung bei 25.000 Euro Anlagesumme, 40 Jahren Laufzeit und 5,69 Prozent durchschnittlicher Rendite pro Jahr

1) vor Steuern; 2) entspricht der Durchschnittsrendite des Aktienindex Stoxx 600 von 1997 bis 2017; Hinweis: Weder vergangene Wertentwicklungen noch Prognosen haben eine verlässliche Aussagekraft über zukünftige Wertentwicklungen.

Wer 25.000 Euro über 40 Jahre anlegt und im Schnitt jährlich 5,69 Prozent Rendite einstreicht, hat am Ende mehr als 228.000 Euro auf der hohen Kante. Wer dagegen nur zehn Jahre Zeit zum Investieren hat, muss sich mit etwa 43.000 Euro begnügen. Oder anders gerechnet: Wer in nur zehn Jahren bei identischer Rendite auf die gleiche Endsumme von 220.000 Euro kommen will, muss schon fast 125.000 Euro anlegen. Sollten Sie also davon ausgehen, das mit der Altersvorsorge habe noch Zeit bis nächstes oder übernächstes Jahr, dann lohnt es sich vielleicht, an Shihram und Sissa zu denken.

Risikohinweis – Die Kapitalanlage ist mit Risiken verbunden und kann zum Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Weder vergangene Wertentwicklungen noch Prognosen haben eine verlässliche Aussagekraft über zukünftige Wertentwicklungen. Wir erbringen keine Anlage-, Rechts- und/oder Steuerberatung. Sollte diese Website Informationen über den Kapitalmarkt, Finanzinstrumente und/oder sonstige für die Kapitalanlage relevante Themen enthalten, so dienen diese Informationen ausschließlich der allgemeinen Erläuterung der von Unternehmen unserer Unternehmensgruppe erbrachten Wertpapierdienstleistungen. Bitte lesen Sie auch unsere Risikohinweise und Nutzungsbedingungen.

 

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Tobias Aigner
Tobias Aigner
EDITOR IN CHIEF (ehemalig)
Tobias ist Finanz- und Wirtschaftsjournalist mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung. Zuletzt arbeitete er als leitender Redakteur für das Wirtschaftsmagazin €uro. Zuvor war er für Capital, Börse Online, die Financial Times Deutschland und die Süddeutsche Zeitung tätig. In seinen Kommentaren, Analysen und Features setzte er sich vor allem mit den Themen Börse, Risikomanagement und regelbasierte Anlagemodelle auseinander. Tobias hat Physik an der TU München studiert.